Mittwoch, 27. März 2019

Küchen-Haikus



Untertasse fliegt 

Vögel beäugen sie stumm

Noch schläft der Morgen

 

Draußen nur Kännchen 

Kurz sind des Kellners Ärmel

Nägelkauergram

 

Über dem Käse

Großmutters blinde Glocke

Das Quecksilber kocht 

 

Kartoffelschäler 

Lange schon ohne Knolle

Augen aus und durch

 

Der Spargelstecher 

Sucht nach seinem Mutterglück 

Zwischen den Strünken

 

Der Römertopf glaubt

Nicht an Gott. Er steht im Schrank

Und harrt der Dinge

 

Die Suppenkelle 

Taucht ab, als der Braunbär im

Winterschlaf spricht. Gluck. 

 

Am Fuji liegt Schnee.

Ich korrigiere: Es ist

Geschirrspülmittel

 

Bierhumpen-Hochzeit 

Ein Wort gibt das andere 

Schlag zu! Henkel ab. 

 

Ostern. Der Hase

Schlägt schlotternd Haken. Keine

Eier. Nur Löffel. 

 

Gauner-Gabel spielt

mit gezinktem Kartenblatt

Brotmesser sticht. Pik. 

 

Das Leben ist ein 

Waffeleisen: Geht die Tür

auf, ist es zu spät. 

 

 

Wirkliche Gleichheit 

Gibt es nur vor Gott. Und im

Mixer, natürlich. 

 

Fröhlich die Elster

Unterm Federkleid klappert

Die Knoblauchpresse

 

Zwischen den Zähnen

Lauert der Teufel. Gottlob

Gibt es Zahnstocher

 

Vom Froschmann lernen:

Mit Taucherbrille weinst Du 

Keiner Zwiebel nach

 

Teflon, in Fetzen,

Hängt von der Pfanne hinab. 

Und dafür zum Mond?

 

Auf jeden Jahrmarkt 

Gehört eine sehr große

Speed-Salatschleuder. 

 

Mühsam das Leben 

Auf dem Gehsteig im Winter

Mein Schneebesen klemmt 

 

Rot glüht die Sonne

Überm Meer wenn der Regler

Des Toasters auf "3"

 

Ihr Gurken der Welt

Ich schmecke eure Angst vor

Dem Gurkenhobel

 

Herr Edward Teller

(ein humoriges Menschlein)

mampft Stampf von sich selbst

 

Ein langer Mantel

Aus Backpapier hilft

Am Ende der Welt

 

Für manche nur ein 

Salzstreuer, doch für Hugo

Der Baum des Lebens

 

Die alte Zange:

Mit Würsten kennt sie sich aus

Sie hatte alle. 

 

Wok-WM. Bergab,

Von Promi-Popos beschwert,

Ins Tal der Kochkunst

 

Einst im Kochlöffel

Aß ich meinen ersten Klops

Mama trug Kopftuch 

 

Nein, das ist keine

Geflügelschere sondern

Aus der Chirurgie 

 

Alufolie

Macht Döner interessant 

als Wertanlage

 

Frit- und Friseuse 

Beiden droht keine Gefahr

Aus dem Internet

 

 

Dienstag, 26. März 2019

Neger, Kinder, Autoseelen



Skispringende Neger sind im Nachteil

Kinder kriegen nur Idioten

Echte Autos haben Seelen

Kerzenlicht macht Knoten, Traumen

weg - Wichtig, dass die These steil

ist. Andernfalls, oh Schreck,

kann man die Daumen

an einer Hand abzählen.



Donnerstag, 21. März 2019

Amisch Roller


„Top Gear" für Tretroller: Das wäre eine Fernsehsendung ganz nach meinem Geschmack (Aber dass mein Geschmack im deutschen Fernsehen Berücksichtigung findet, ist eher unregelmäßig der Fall. Zumeist nachts, auf Kabelkanal Nr. 3096b. So in etwa). 
Was nicht im Fernsehen sein darf, muss dann eben blöggisch erledigt werden. Also. Heute im Test: Der Amisch Roller Model 2000 von der Firma Groffdale Machine. Ich glaube, die Firma residiert in der Nähe von Lancaster, Pennsylvania, und produziert neben Tretrollern vor allem landwirtschaftliche Maschinen, die von Pferden gezogen werden. Die Amischen sind bekannt, oder? In Kurz: Christliche Sekten, die zumeist im 19. Jahrhundert nach USA auswanderten und dort ein betont traditionelles Leben führen. Technischer Fortschritt wird aus religiösen Gründen abgelehnt, so wie man auch Kleidung trägt, wie sie bei Kik & Ko schon seit hundert Jahren nicht mehr angeboten wird. Die Amischen haben mich immer fasziniert, seit ich erstmals von ihnen hörte - und das war 1991 in New York, als sich ein Stand-up-Komiker im Comedyclub „Dangerfield‘s" über die Amischen ausliess. Ich war im Publikum schnell als Deutscher identifiziert und wurde von der Bühne herab gefragt, ob es denn in Deutschland auch Amische gäbe? Ich hatte keine Ahnung, wovon die Rede war, antwortete aber vollmundig mit „Ja", was für allerlei Irritation sorgte. Umso begeisterter war ich, als ich erfuhr, dass man auch in Deutschland die Tretroller der Amischen erwerben kann, nämlich über einen Importeur in Flensburg, kuxuhier: https://www.amischroller.de/.
Die Haltung der Amischen in Verkehrsfragen entspricht ziemlich weitgehend der meinigen. Wenn es in Diskussionen über die Zukunft der Deutschen Automobilindustrie geht, halte ich tunlichst die Klappe, um nicht für klappsmühlenreif gehalten zu werden: Weder Diesel noch Elektro lösen, so finde ich nämlich, die Überlebensfragen der Menschheit - Tretroller schon eher. Und zwar nicht diese modernen mit Motor, sondern jene ohne. Wozu hat mir den Gott meine Beinmuskulatur geliefert, wenn nicht zur Fortbewegung aus eigener Kraft? Autos sind prima für Alte, Lahme, Kranke. Aber ich? Jaaa, er lebt noch...
Also. Roller da. Schnell montiert, ist ja nicht soo komplex. Kurzes Trittbrett, kompaktes Fahrgefühl. Man steht eher aufrecht. Schmale 20-Zoll-Reifen. Fancy durchsichtige Griffe am schmalen Lenker. Originell befestigter Einkaufskorb - klares Plus für die Alltagstauglichkeit. Zwei Bremssysteme: Ganz einfache Trittschliffbremse hinten, Klassischer Drahtzugverlangsamer vorne. Low-Tech im besten, im allerbesten Sinne. Mein persönliches Highlight ist das Logo der Firma Groffdale: 


Ob ich auf rauen Wegen mit diesem Roller die Alpen überqueren wollte, müsste ich mir noch überlegen. Für den Einsatz auf innerstädtischen Einkaufstouren ist das Gefährt tipptopp (zumal 20-Zoller in vielen Nahverkehrssystemen umsonst transportiert werden, so auch in der Münchener U-Bahn). 
Fazit: Tretroller-Topgear reckt den Daumen! Rolling home! Wenn ich mal Zeit habe, fliege, äh, rudere ich über den Atlantik und rollere vom Strand nach Lancaster und besuche die Amischen. Passende Kleidung hatte ich bereits - jetzt verfüge ich auch über das richtige Gefährt. 

Dienstag, 19. März 2019

Hörgerät und Sütterlin


Ja, unsere Premiere hat Spass gemacht. Gestern tüftelte ich jedoch noch an einem „Bandnamen" herum, der Jürgens und meine Auftritte veredeln könnte. Auf dem Zettel standen gestern Nachmittag:

Union Deutsche Dichtung
Deutsche Dichtungs Union
Goethe & Sheila
Lord Rokeby live
Hörgerät & Sütterlin
Haushaltsgeräte 
Dichter & Denker
Sternhagel
Nassrasur und Hörgerät
Dichter und Dinkel
Dr. Mechthild Maulbeer-Zollerngruft
Lyrische Liga
Xanthippe Schlotterlippe
Prof. Dr. 
Elternlose, zuckersüße Zwergkaninchen zum Mitnehmen
Die humpelnden Kohlrouladen
Die angefressenen Schmalzbrote
Ana Log
KI (als Roboter bekleidet, in Pappkarton-Kostüm)

Jürgen fand „Union Deutsche Dichtung" gut, weil man dann zB das Logo der Dortmunder Union Brauerei klauen könnte:

Mal sehen, ob sich irgendwas durchsetzt. Notfalls müssen wir weitermachen wie Sonntag. Da las man auf der Tafel lediglich:




Samstag, 16. März 2019

Gibt’s eigentlich dieses „England“ noch?


„I would prefer not to“ sprach Bartleby

Die Räbin krächzte heiser 

und Ringo starrte immer leiser

auf seinen Stick, der lang und länger wurde

Bloody Sunday? Das ist neu

Dyson macht mit schwingendem Gemächt

sich aus der Geschäftsgrundlage 

Bingo-Bänker exen Äpplewoi 

Das Unterhaus:

ein Boomerang bei Instagram 

Und alle haben recht. 



Donnerstag, 14. März 2019

Trautmann-Tränen



Wieder gesund! Was ist passiert, während ich mich durch die Tage röchelte? Beckmann wurde gescholten, weil er mit „Nazis“ feierte. Mal abgesehen davon, dass der Begriff „Nazi“ historisch präzise definiert ist und ein Nazi etwas anderes ist als zB ein Faschist, ein Nationalkonservativer oder ein wirres Enfant terrible, fand ich die ganze Empörung über Beckmann fehl am Platz. Einer muss doch mit den Leuten reden! Nicht wegducken, sondern: Einladung annehmen, ran ans Büffet, raus mit der Klampfe! 
Normalerweise lese ich bei Fieber immer Bücher von Leon de Winter, aber diesmal war das Fieber gar zu hoch. Stattdessen beließ ich es beim Verfolgen der Brexit-Debatte im Live-Video aus dem Unterhaus. Kriegt man auch mit 40 Grad gut hin, weil alle Argumente bestens bekannt sind. Neue Ideen belasten den kranken Organismus nicht, und die englischen Sottisen sorgen für Erfrischung. 
Hossa, was ich in den letzten zwei Wochen an Gelomyrtol verzehrt habe! Truhenweise! Zudem Kehlkopfspray, scharfe Nasencremes, Hühnersuppe en gros, und vorgestern, als ein besonders wüster Hustenanfall wütete, versuchte ich‘s sogar mit einem Stoß Asthmaspray (brachte natürlich nüscht).
In den letzten Tagen, als ich in Ossendorf halbfiebrig an GenialdanebendasQuiz werkelte, versuchte ich mich überdies an einem raffinierten Hustenmanagement. Husten immer dann, wenn das Publikum klatscht. Klappte leidlich. Zur Belohnung guckte ich morgens kleine Rührstücke am Handy, etwa den Trautmann-Trailer oder die Rückkehr Fin Bartels‘ bei Werder. Zuverlässig schossen mir Tränen in die Augen. Herrlich, wenn die Viren alle seelischen Wälle schleifen. 
Nunmehr darf ich auch überlegen, wann ich denn mein sportliches Training wieder aufnehme. Heute? Ich trau dem Braten noch nicht und werde erst morgen loslegen. Erstmal kurz zum Hauptbahnhof und die Auslagen anschauen. Das habe ich mir verdient! 

Montag, 11. März 2019

Beckmann, Matussek und die katalanische Wasserschnecke



Im fiebrigen Traum riss mich ein Handstaubsauger vom Teppich. Nach kurzem Flug durchs Rohr landete ich sanft in einer verstaubten Partygesellschaft. Matthias Matussek feierte seinen 65., und Beckmann sang zur Gitarre einen Song von Bob Dylan. Jan Fleischhauer vom Spiegel war auch da, ebenso wie dieser sonderbare Kolumnist von der BILD, der mit den langen Zähnen und den tiefen Falten, der immer etwas an den Wolf erinnert, der sich als Großmutter verkleidet hat. Der Geschäftsführer der „Jungen Freiheit" erhob sein Glas, und man redete über Meinungsfreiheit („...alles wie damals in der DDR"), Trump („gnadenlos unterschätzt"), und den Chemnitzer FC („kann doch sein, dass auch ein Hooligan privat ein feiner Kerl ist"). Ich schenkte Mattusek eine Flasche Danziger Goldwasser und einen Stapel Papst-Benedikt-Bierdeckel und erzählte ihm anschließend, unlängst im Kölner Zoo das Affenhaus besucht und erfahren zu haben, dass alle Menschenaffen jahrelang stillen. Nur wir Menschen nicht. Große Augen. Beckmann hört auf zu singen. Was ich damit sagen wolle? Ich werde unsicher, weiß es selber nicht, verliere den Faden, preise, um das peinliche Loch zu stopfen, den nicht nur namentlich bemerkenswerten Alfsee nahe Osnabrück, frage, ob schon mal einer der Anwesenden katalanische Wasserschnecken gegessen habe? Mit Zahnstocher, per eingeschnitztem Widerhaken zum Besteck veredelt? Betretenes Kopfschütteln. Beckmann singt „Schön ist es auf der Welt zu sein" und „Hab meinen Wagen voll geladen", Matussek hat sich als Ölscheich verkleidet und tanzt auf‘m Tisch. Schweißnasses Erwachen. 


The biggest Arztroman ever

Willkommen in meinem neuen Tagebuch („Post-Coronik“), das sich womöglich auch in diesem virtuellen Gewölbekeller vornehmlich mit Corona befa...

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