Mittwoch, 5. Juni 2019

Wie die ÖBB ihre deutschen Kunden abzockt.

Verehrter Herr Stein, 

bitte stellen Sie sich für einen Moment vor, Sie seien der betroffene Kunde: Sie erwerben online bei einer Partnergesellschaft der ÖBB ein Ticket für eine Ihrer Strecken und stellen fest, dass der beabsichtigte Radtransport online nicht hinzu gebucht werden kann. Also spazieren Sie zum nächsten Bahnhof, in diesem Fall Landeck-Zams, und erhalten dort die Auskunft, dass ein Platz fürs Fahrrad von Landeck-Zams aus nicht reserviert werden könne, wohl aber am Schalter in Rovereto, kurz vor Fahrtantritt. 

Was würden Sie tun? Wahrscheinlich würden Sie sich auf die Information des Kollegen verlassen und frohen Mutes die geplante Radtour über die Alpen absolvieren. In Rovereto angekommen, gehen Sie zur Biglietteria und erfahren von der Dienst habenden Mitarbeiterin, dass diese Ihnen aus technischen Gründen leider keineswegs Ticket und Reservierung für das Fahrrad verkaufen könne, da man nach dem Umstieg am Brenner in einem Zug der ÖBB unterwegs sei. Nach ihrem Dafürhalten wäre es am schlauesten, sich am Schalter in Bozen zu informieren. Gerne verkaufe sie aber eine Fahrradkarte für den italienischen Teil der Strecke. Was würden Sie tun? 

Wahrscheinlich würden Sie verfahren wie wir: dem Rat der Fachfrau folgen, ein Teil-Ticket kaufen und sich auf den Weg nach Bozen machen.

Am Schalter in Bozen erfahren Sie, dass man von diesem aus keinen Zugriff auf die Reservierungen für das Fahrradabteil habe, aber die Kollegen im Zug seien gewiss bereit, Ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen - das sei ja schließlich Ihre Aufgabe. 

Ein mulmiges Gefühl beschleicht Sie: Offenbar ist nicht auf alle Ratschläge der Transportfachleute Verlass. Was tun? Das Fahrrad vorsorglich vorm Bahnhof an eine Laterne ketten, salutieren und alleine weiterreisen? Natürlich nicht! Sie unterdrücken das mulmige Gefühl, besteigen mit Ihrem treuen Drahtesel den Zug und fahren weiter zum Brenner. Der italienische Kollege stempelt Ihr Ticket ab und rät Ihnen auf Nachfrage in freundlichem Ton, in Anbetracht der kurzen Umsteigezeit nicht den Schalter aufzusuchen, sondern sich auf der Weiterfahrt vom Brenner nach Innsbruck an den austriakischen Zugbegleiter zu wenden. Dieser stelle Ihnen gewiss eine Fahrradkarte für den Rest der Strecke aus. 

Erneut frage ich: Was würden Sie, verehrter Herr Stein, tun? Mangels Alternative würden Sie dem Rat des Schaffners folgen. Umstieg im Laufschritt, Weiterfahrt nach Innsbruck. 

Und dann passiert folgendes: Sie adressieren beflissen den Schaffner, um Ihren guten Willen, Ihre unbedingte Zahlungsbereitschaft zu demonstrieren, tragen die Geldbörse bereits in der Hand und ein Lächeln im Gesicht. 

Zu Ihrer großen Bestürzung werden Sie vom unangenehm unfreundlichen Zugbegleiter aufgrund der fehlenden Radreservierung der Schwarzfahrerei bezichtigt und zur Zahlung eines erhöhten Entgelts in Höhe von 135 € aufgefordert. Was würden Sie, verehrte Herr Stein, hierauf sagen? Womöglich würde es Ihnen, wie im vorliegenden Fall uns geschehen, schlichtweg die Sprache verschlagen, weil Sie seit dem Besuch des Bahnhofes in Landeck aufs Peinlichste darauf bedacht waren, eben just diesen Fall zu verhindern; im Gegenteil, Sie wollten Ärger vermeiden, alle notwendigen Tickets und Reservierungen redlich erwerben, dachten nicht im Traum daran, sich eine Beförderung zu erschleichen! Franz Kafka lässt grüssen. 

Wissen Sie, in Deutschland sind wir viel Kummer mit der DB gewohnt - deren Züge sind oft unpünktlich, die Qualität verfügt über, nun ja, Optimierungspotential. Vielleicht ist es ja lediglich einem blöden Zufall geschuldet, dass der vorliegende, unzweifelhaft skandalöse Fall ausgerechnet in einem Zug der ÖBB stattfand, jedenfalls würden mit Sicherheit auch Sie von Wut gepackt werden und im Geiste geharnischte Beschwerdebriefe vorformulieren, die Sie - zugegebenermassen etwas boulevardesk, aber inhaltlich korrekt-  „Wie die ÖBB ihre Kunden abzockt!“ betiteln. 

Schade, dass Sie meinen Appell an Ihre Kulanz abgelehnt haben. 

Ihre ebenso verständnislosen Worte von der Stange, Ihr beunruhigender Mangel an Empathie für Ihre Kunden schlagen dem Bahnhofsvorsteher die Trillerpfeife aus dem Mund, wie wir Piefkes zu sagen pflegen. 

Gerne hätten wir den Fall persönlich mit Ihnen besprochen, uns von Ihnen erklären lassen, worin unser Fehlverhalten eigentlich bestand. Jedoch ist eine fernmündliche Kontaktaufnahme mit Ihnen für den geneigten Kunden offenbar gar nicht erst vorgesehen - womöglich aus, lassen Sie mich raten: technischen Gründen. „Bitte verstehen Sie, dass es zu dieser Nachforderung keine weiteren Stellungnahmen der ÖBB-Personenverkehr AG geben wird“ - so schließt Ihr Brief. Grußformel 2.0.

Der Kunde ist König? Für die ÖBB sind Kunden vor allem Opfer - jedenfalls Radtouristen aus dem Ausland. 

Ich wünsche Ihnen, verehrter Herr Stein, dass Sie auf Ihren Reisen lebenslang ein glücklicheres Händchen haben als wir - gerade auch bei der Wahl des Sie und gegebenenfalls Ihren Sohn, Ihr Fahrrad befördernden Transportunternehmens. 

Und wenn Sie denn weiterhin darauf beharren, mir die Rückgabe meines Geldes zu verwehren, hoffe ich wenigstens, dass dieses in den Aufbau einer internationalen Taskforce investiert wird, die sich mit einer Harmonisierung der Reservierungsmöglichkeiten für Fahrräder im grenzüberschreitenden Verkehr beschäftigt. 


Wir hoffen, Ihnen und Ihrem Unternehmen ein wertvolles Feedback gegeben zu haben. 

Machen Sie was draus! 


Mit freundlichen Grüßen,

Wigald Boning & Cyprian Völker

Da Gruff



Gråsige Schrøften, tratziger Borscht

Gruckselndes Wibbeln, fibålnder Horscht

Macken mog muh putu, hacken Hoog hup du zu

Dünn draht da Casa, mick matt mom basa


O mi grobo Oha Bibø Brummi Flummi Veto

Olga ritt muss melba sitten muttu selba hitten

Hågar tett täterätt @ metal bett mett!

Jetero pim hetero eko lobo lütten steak


Baumel Prønella pillemang up de Zang

Labbel par åbbel mopp mittenmang 

Kross grippal tüten grippon grapsche

Gruff! Grote Gruff! Grote, grote Gruff! 



Samstag, 1. Juni 2019

Deutsche Flüsse (44): Hundertwasser



Magdeburg. Hat Spass gemacht, wobei das Gefühl auf der Bühne bei „Wie ich Weltmeister im Langsamschwimmen wurde" ein sehr anderes ist als bei den Einkaufszetteln. Auch gestern blickte ich bisweilen in Gesichter, die sagen wollten: „Wovon redet der Mann da?" Einkaufszettel - da weiss jeder, worum es geht. Niemand hat noch keinen verfasst. Beim Ausdauersport sieht die Sache anders aus. Gewiss: Jeder hat sich schon vom berühmten inneren Schweinehund übermannen lassen, aber nur wenige gehen, laufen, radeln durchs Leben mit eher sporadischem Schweinehunde-Kontakt. Dadurch bleibt mein Tun in den Augen vieler Zuhörer merkwürdig, und ich werde als Exot beäugt, nicht als Repräsentant oder gar Spiegel. Nichtsdestotrotz hatten wir Spaß, die Magdeburger und ich. 

Voll war‘s auch, trotz Biergartenwetter. 

Ob ich meinen Vortrag nach zugänglicher gestalten sollte? Aus Gesprächen mit Autofahrern und Couchkartoffeln weiss ich, dass die häufigste Frage jene ist, wie man sportliches Training durchhält. Wenigstens meinen Zähneputzvergleich sollte ich zum Besten geben: Zähneputzen macht man ja auch täglich, ohne zu jammern, und der Clou dürfte sein, dass es eben jeden Tag passiert, routiniert, ohne viel Gewese. So fällt auch das Sporteln leichter (oder sagen wir: „Bewegung an der frischen Luft"): Erstens ausnahmslos jeden Tag, zweitens klimbimfrei (zB ohne Anfahrt zum Fitnessstudio, Dusche und ähnlichen Schnickschnack, sondern in den Alltag integriert). 

Ich war zum dritten Mal im Theater in der „Grünen Zitadelle", dem letzten Bau, den Friedensreich Hundertwasser verantwortete. Dass man sich in einem Hundertwasser-Bau befindet, ist in jedem Raum offensichtlich, auch im Klo der Künstlergarderobe. Wobei die deutsche Flagge zwischen den typisch „organisch" geklebten Fliesen als Bruch verstanden werden kann. Als liebenswerte Hommage, „entspannt", à la „Sommermärchen". Oder als nationalkritischen Witz (manch Popstar hat seine Goldenen Schallplatten ebenfalls auf’m Klo). Oder als spitzbübisches Fanal eines Fliesenlegers, also ganz privat. Wobei ich jetzt zweifle...werden Fliesen innerhalb der EU nicht mehrheitlich von Polen verlegt? Dies würde dafür sprechen, dass es tatsächlich Hundertwasser war, der sich einen Wiener Flaggen-Fliesen-Schmäh erlaubt hat. 

Erstmals bei einem Besuch der Grünen Zitadelle schlage ich nicht mein Zelt auf dem Dach mit seinem bezaubernden Garten auf, sondern übernachte im Hotel. Langweiliger geht’s nicht. Machen das Leben nicht schöner, diese Dächer überm Kopf. Muss ich wieder ändern.

Freitag, 31. Mai 2019

Deutsche Flüsse (43): Loisach



Im Traum wurde ein Dreh vorbereitet: Für HISTORY sollte ich die „Geschichte des Skifahrens“ präsentieren. Auf der Zugspitze lagen sommers 9,22 m Schnee - Rekord. Ich probierte einen rosa-lilanen Renneinteiler aus den 70ern an. Viel zu spät fiel mir ein, dass ich ja gar nicht Skifahren kann. In letzter Minute versuchte ich Produzent und Sender davon zu überzeugen, dass es gewiefter wäre, die Moderationen komödiantisch anzugehen, das heisst: am Ende eines jeden Bildes ungelenk zu stürzen und prinzipiell nie schneller zu fahren als in knappem Schritttempo. Auf einer riesigen Wäschespinne im Schlossgarten von Versailles suchte ich anschließend nach polsternden Unterkleidern, die meine Stürze glimpflicher verlaufen lassen könnten, aber eine Hundertschaft uniformierter Wäschespinnenschützer ließ mich gar nicht erst in die Nähe des Trocknungsgerätes. Erst das Zupfen und Nesteln der Garderobiere, einer Halbschwester von Harvey Weinstein, nahm mir meine Panik, und ich stritt mit Verve für ihre Mitwirkung im On. Wohl weil: Solange an mir herumgezuppelt wird, kann ich nicht nur nicht schnell, sondern sogar gar nicht fahren. Ich blickte in ernste Gesichter, auf geschüttelte Köpfe und schwitzte kalt. 

Mittwoch, 29. Mai 2019

Deutsche Flüsse (42): Neue Luppe



Neue Luppe, zwischen Deichen

streichen lange grüne Zotten,

abgeknickt vom Schulterklopfen,

müde über ihresgleichen.


In der Parkbahn: Hottentotten,

die mit einem guten Tropfen

Ihre Lebenslust begießen.

Auf halb zwölfe schießen


Schützenfische scharf,

treffen die Graf Zeppelin,

deren Hülle, prompt durchlocht, 

flatuliert und Falten wirft.


Zügig sinkt das Luftschiff nieder.

Trunken singen seichte Lieder

in der Bahn die Afrikaner,

als ganz vorn die Eisenbahner


Gase schnuppern, Unheil wittern,

geistesgegenwärtig twittern:

„Obacht, es bahnt sich was an!“

Schlagartig ernüchtert, springt


der erste von den Namibianern

mutig unters Luftschiff, in die

Neue Luppe, winkt die anderen

herbei. Manche lallen, tapsen


torkelnd in den Brei, der aus

Entengrütze, Pusteblumenflusen

und den eingangs angeführten

Grünzotten besteht. Einer kann 


das nicht verknusen, übergibt sich

eben, als mit lautem Platschen 

das Gefährt ins Wasser fällt. Lutz,

der Bordhund der Graf Zeppelin,


ein Irish Setter, bellt, er wird

sogleich geborgen. Sorgen macht 

man sich um einen, der von losen 

Landeleinen unter Wasser fest


umschlungen. Mühsam wird er

freigerungen, dabei vierstimmig

gesungen. Luppenwasser in den

Lungen, wird von Hand er ausge-


wrungen, überlebt, während Lutz nach 

Mäusen gräbt. Dem Luftschiffkapitän

sind beiden Ohren bei dem Absturz

abgefroren, abgesehen davon strahlt 


er, dankt den Rettern überschwänglich,

birgt aus der Kombüse tauchend

eine Jumboflasche Jägermeister,

Hackfleisch und Tapetenkleister.


Der Likör wird rumgereicht, in der Luppe

eingeweicht der Kleister. In das Hackfleisch 

beisst der Käpt‘n, stärkt sich so, dann klebt 

mit Hottentottenhilfe er die Hülle wieder heil. 


Lutz frisst das feingehackte Schwein,

die Retter steigen in die Parkbahn und der

Zeppelin hebt ab, und vom Auensee bis Halle 

singen alle: „Schön ist es, auf der Welt...


P.S.: 


Mein langjähriger Facebookfreund Christian macht mich auf den diskriminierenden Charakter des Wortes „Hottentotten“ aufmerksam. Die Buren hätten den Begriff ursprünglich als Spottbezeichnung für die Völker im südwestlichen Afrika verwendet, ehe die Deutsche Kolonialverwaltung ihn übernommen habe. Ups, Wikipedia gibt ihm recht. Wieder was gelernt. 

Nun müssen wir gar nicht lange diskutieren über „Political Correctness“ & alles was dazugehört; spannender erscheint mir, eine Version herzustellen, die ganz und gar auf solche Bilder verzichtet, die als auf rassistischen Stereotypen fußend wahrgenommen werden könnten. Frisch ans Werk:,


Unsere Wege pflastern Leichen:

„Hottentotten“, Dauerbrenner

der Kolonialgeschichte. Spott aus, 

Spot an. Nocheinmal in neuem Lichte:


Im Waggon sind Nama-Männer,

die, versierte Dampflokkenner, ihre Parkbahnfahrt genießen.

Luppen-Nass verschießen


Schützenfische. Einer

trifft die „König Pilsener“,

deren Hülle, prompt durchlocht, 

flatuliert und Falten wirft.


Zügig sinkt das Luftschiff nieder. 

Selig singen leichte Lieder

in der Bahn die Afrikaner,

als ganz vorn die Eisenbahner


Gase schnuppern, Unheil wittern,

geistesgegenwärtig twittern:

„Obacht, es bahnt sich was an!“

Schlagartig ernüchtert, springt


der erste von den Namibianern

mutig unters Luftschiff, in die

Neue Luppe, winkt die anderen

herbei. Nur im Lendenschurze


trauen sich die Nama in den Brei, der 

aus Entengrütze, Pusteblumenflusen,

Zielwasser vom Schützenfisch,

last but not least Elastomer besteht.  


Ein Nama kann das nicht verknusen,

dissoziiert just, als mit lautem Platsch

die Köpi in die Luppe fällt. Das Bordlama namens Enrico spuckt vor 


Aufregung und wird geborgen. 

Sorgen macht man sich um einen, 

der von losen Landeleinen unter Wasser fest umschlungen. 


Mühsam wird er freigerungen, 

dabei vierstimmig gesungen. Luppenwasser in den Lungen, 

wird von Hand er ausgewrungen. 


Klappt, d.h. er überlebt, während Enrico spastisch zuckt. Dem Luftschiffkapitän sind beide Ohren bei dem Absturz abgefroren, abgesehen 


davon strahlt er, dankt den Rettern überschwänglich,

birgt aus der Kombüse tauchend eine Jumboflasche Eistee, Porree und Tapetenkleister.

Das Kaltgetränk wird rumgereicht, in der Luppe

eingeweicht der Kleister. In den Porree 

beisst der Käpt‘n, sagt „I am the best!“, dann macht mit Namahilfe er die Hülle wieder fest. 


Enrico frisst den Porreerest,

die Retter steigen in die Parkbahn ein, 

Luftschiff Köpi startet durch, und vom Lama bis zum Lurch, vom Auensee bis Halle, singen alle: „Schön ist es, auf der Welt...







Montag, 27. Mai 2019

Deutsche Flüsse (41): Mulde




Ja, so langsam lerne ich, meinen Langsamschwimmer-Vortrag einigermaßen gekonnt zu präsentieren. Als sehr positiv hat sich die Idee erwiesen, mit dem Rad auf die Bühne zu fahren, oder, wenn sich dies aufgrund bühnenbaulicher Gegebenheiten nicht anbietet, das Rad doch wenigstens auf der Bühne zu parken. Dieser Abstellplatz ist, so vermute ich, einigermaßen diebstahlsicher, und zudem rechtfertigt ein zum Requisit deklariertes Klapprad eine ansonsten erklärungsbedürftige Garderobe: Radschuhe für Clickpedale und Funktionsoberhemd. Dieser Kunstgriff minimiert mein Reisegepäck, was wiederum meinen Spass an der Live-Auftreterei maßgeblich mehrt. Gestern bei den Wühlmäusen war’s gut gefüllt, und als zweite echte Verbesserung erwies sich mein offensives Hervorheben des unzweifelhaft angeberischen Charakters meiner Ausführungen. Highlight des Tages war aber eher nicht das schöne Gastspiel in Berlin, sondern die fabelhafte Radtour am Morgen: Bei blendendem Wetter startete ich in Leipzig, fuhr auf nahezu autofreien Kleinstrassen durch Kornblumen, Klatschmohn, weite Horizonte zur Mulde, die ich bei Bad Düben überquerte. Kaum Menschen, dafür viele Wahlplakate, hauptsächlich von der NPD („Regional statt Global“, „Sachsenland im Widerstand“) und „Der dritte Weg“ („Multikulti tötet“) - Kein Wunder, dass die AfD hier triumphieren konnte, wirkt sie doch vor diesem Hintergrund als eher moderate Kraft. Wahlplakate anderer Parteien wurden offenbar nur in Einzelfällen aufgehängt - das scheint in nordsächsischen Dörfern nicht zu lohnen. Hinter Bad Düben gings in den Wald, der mir jedoch bald zu rumpelig wurde, woraufhin ich auf die Bundesstrasse 2 auswich. Flott Richtung Wittenberg, wo ich auf drei kernige Thüringische Triathleten meinen Alters stiess, die mich zu Selfis und Gedankenaustausch in ihren Windschatten nahmen. Angekommen in der Lutherstadt, suchte ich den gerade letzte Woche bei „Genial Daneben - das Quiz“ erwähnten Segensroboter „Bless U 2“, um mich maschinell segnen zu lassen, fand ihn jedoch weder bei der Exerzierhalle noch am Bahnhof. Und so bestieg ich denn ohne den automatisierten Beistand des lieben Gottes meinen Zug in die Teutonenmetropole. 

Dies war denn aber auch wirklich das allerallereinzigste Wermutströpfchen des Sonntags (fürs Wahlergebnis übernehme ich höchstens partiell die Verantwortung). 


Freitag, 24. Mai 2019

Deutsche Flüsse (40): Weißer Schöps



In Markersdorf bei Görlitz traf Maréchal Duroc eine Kanonenkugel. 

Napoleon ließ seinen treuen Gefährten in ein nahes Gehöft bringen, wo er tags darauf starb. An Ort und Stelle wurde anschließend ein Gedenkstein errichtet, für den Frankreich bis 1923 eine Pachtgebühr an den Bauern zahlte. Bis heute gilt das Denkmal als exterritoriales Gebiet Frankreichs. Wenn man also von der sächsischen Polizei gesucht wird, setze man sich auf diesen Stein, gegebenenfalls, bis Frankreich über ein Auslieferungsgesuch der deutschen Behörden befunden hat. 

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Willkommen in meinem neuen Tagebuch („Post-Coronik“), das sich womöglich auch in diesem virtuellen Gewölbekeller vornehmlich mit Corona befa...

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