Auf Langeoog gibt's Dünensingen! Was da wohl erklingt (Tacitus schrieb ja "Frisia non cantat"). Na wartet, das finde ich heraus...
Erstmal kurze Führung. Ein Junge baute zwischen seinem 11. und 21. Lebensjahr die komplette Insel aus Lego nach, ganz alleine, und das Ergebnis ist heute eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten der Insel. Der Tourismus-Chef zeigt mir auch das Müll-Museum, eine Ausstellung rund um das Thema Plastik im Meer. Wie's denn grundsätzlich um den Tourismus bestellt sei? Ganz hervorragend, antwortet er, durch den Terror anderswo kämen immer mehr Leute an die Nordsee. Heute sei ganzjährig Saison. Das Hauptproblem seien die hässlichen Bauten aus den 60er Jahren, die jetzt alle saniert werden müssen. "Jedenfalls ist Langeoog der berühmteste Strand der Welt" sagt er stolz. Warum? "Na wegen der 1 Mio. Überraschungseier, die unlängst nach der Havarie eines Containers an den Strand gespült wurden". Nix von gehört. "Echt nicht? Ischa'n Ding!"
Nachdem ich durch prasselnden Regen von Norddeich nach Bensersiel geradelt bin, komme ich bereits müde auf dem Eiland an, welches durch sein sedierendes Naturell alles und jeden umgehend einschläfert, hätte ich fast geschrieben, nein, einnicken lässt. Zudem habe ich auf der Fähre per Telefon Vorgespräche für Fernsehauftritte geführt, eine für mich grundsätzlich verzichtbare Tätigkeit. Das ganze Elend des deutschen Fernsehens entspringt dieser Unsitte. Vor der Kamera wird immer nur das Konzentrat dieser Telefonate rekapituliert, was zwangsläufig in die totale Ödnis führt, einschläfernd im schlechten Sinne, während Langeoog wirkt wie ein frisch gemachtes Bett - man will sich sofort reinlegen und genüsslich glucksen. Langeoog ist sozusagen das Deutsche Fernsehen in gut.
Der Saal, in dem ich nach meinem kapitalen Nachmittagsschlaf auftrete, ist gut gefüllt, die Stimmung prächtig. Als Zugabe überreicht mir eine Kassiererin von der Insel zwei Zettel, gefunden am Arbeitsplatz. Auf dem einen steht:
Steht da tatsächlich "Frau"? Nun ja, wahrscheinlich eher "Grau", aber dennoch ist der Zettel eine Preziose; die Schrift ist angenehm alt, und "Brot Grau" sowie "Creme Zahn" verraten eine interessante Neigung zur Inversion. Eh ich jetzt den Weg Rück antrete, schau ich noch beim Turm Leucht vorbei, um einen Blick Panorama zu erhaschen.
Der zweite Zettel ist vorderseitig nicht so spannend, aber dafür die Rückseite umso mehr:
Noch Fragen?
Gut sehr, Fragen keine :-D
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