Alpencross für Neulinge. Ich versuch's erstmals mit meinem Tretroller, meine Freundin Teresa mit dem MTB. Als Test bin ich mit ihr bereits vor Monaten einmal zum Tegernsee gefahren. Am Ziel sagte sie damals: "Alles easy; die Sache läuft". Weitere Trainingsmassnahmen fanden nicht statt. Wohlmeinende Einflüsterer legten ihr zwar die Nutzung eines E-Bikes ans Herz, aber sie entschied sich dagegen. Kernig!
Heute also Abfahrt am Bhf in Garmisch-Partenkirchen morgens um acht. Ich habe die Ausrüstung zusammengestellt und überreiche ihr ein Paar Radhandschuhe mit Gelpolstern. "Hier, die könnten dir helfen". Sie zieht die Handschuhe verkehrt herum an, mit den Gelpolstern auf dem Handrücken. Woher soll sie's auch besser wissen? Mit Radsport hat sie sich noch nie beschäftigt. Wir kichern einträchtig, und uns wird klar, welch Abenteuer uns Grünhörnern bevorsteht. Wie komme ich eigentlich darauf, dass wir es zusammen bis nach Riva del Garda schaffen? Hm. Sie ist Opernsängerin, und als solche weiß sie sich zu schinden. So mein Kalkül.
Über Grainau nach Ehrwald, auf dem Radweg neben der Bundesstraße. Es geht sanft bergauf. Als ich gedankenlos enteile, bittet meine Freundin um Rücksicht - ihr sei lieber, wenn der Abstand zwischen uns möglichst klein sei. Ich nehme mir vor, in den nächsten Tagen geduldig zu warten, so oft es nötig sein werde.
Im M-Preis Biberwier erster Kaffeestopp, planmäßig nach zwei Stunden. Für unser minimalistisches Gepäck habe ich am Rollerlenker eine Ortleb-Packtasche befestigt, außerdem eine Lenkertasche für Kleinkram, Proviant und Flickzeug. Auf diese Weise reist Teresa gepäckfrei - ich will ihr die Sache so leicht wie möglich machen, nachdem sie meine Klickpedale verschmäht hat. Nein, sie ist auf ganz normalen Pedalen unterwegs. Puh. Bin gespannt, wie weit sie, wie weit wir kommen - zumal sie wie ich auf ihre Barfusschuhe setzt (etwas anderes war bei Abfahrt nicht zur Hand, äh, Fuß).
Rechts ab ins Gelände, einem Wanderwegweiser "Fernpass/Loisachquellen" folgend. Auf breitem Schotterweg gehts bergauf, bald erlahmt die Beinkraft, und wir schieben. "Möchtest du meinen Roller schieben? Vielleicht geht das leichter?" "Nein Danke!". Nach einer Weile kommen wir an ein Schild, darauf steht: "MTB-Schiebestrecke". Naja, denke ich, wir schieben ja schon die ganze Zeit. Fortan geht es einen steilen Bergpfad hinauf, mit Wurzelgewucher und Naturtreppenstufen. Schieben reicht nicht; man muss die Geräte tragen. Auf halber Höhe fragt Teresa: "Kannst du nicht erst deinen Roller hochschleppen, dann das Rad?" Klar, mache ich gerne. Ich eile ein paar Dutzend Höhenmeter hinauf, lege den Roller ab, wieder runter, schultere das MTB, wieder rauf. Teresa schlurft hinterher, und ich fühle mich angenehm ritterlich.
Als wir oben sind, wird der Mittersee sichtbar, tief unter uns. Zwei Schilder, "zum Fernpass" und "zur Fernpassstrasse". Wir entscheiden uns für letzteres, noch unter dem Eindruck der Tragestrecke. Bremsenattacke. Stich folgt auf Stich; ich enteile den Viechern, hinter mir höre ich Teresa Verwünschungen deklamierend. Warten, Wigald! So hast Du's Dir vorgenommen! Gut, dass auf feuchtem Waldpfad eine Abfahrt ansteht; so bleibt den Insekten nur wenig Zeit, uns auszusaugen. Auf der ruppigen Piste setzt mein Trittbrett mehrfach auf. Au weia; hoffentlich geht in den nächsten Tagen nichts kaputt! Es wäre vermessen, meinen "Koska Street" für ein offroad-taugliches Gefährt zu halten. Als wir die Fernpasstrasse erreichen, wird uns klar, dass wir viele Höhenmeter umsonst geschoben sind. Egal; im Sysiphussischen sind wir daheim, nur dass wir eben keine Kugel, sondern Bike und Roller rollen.
Teresa möchte nach der Wildnisserfahrung lieber auf der Asphaltstraße fahren. Ich runzle die Stirn. Es ist Urlaubszeit, der Fernpass stark befahren. Nun gut; ich ermahne zur Vorsicht und sichere nach hinten ab. Busse, Wohnmobile, schwere Trucks drücken uns an die Leitplanke. Manch einer traut sich nicht vorbei, und hinter uns wächst ein Stau. Ängstlich rege ich an, auf die Schotterpiste im Wand auszuweichen, aber meine Freundin winkt ab.
Schneller als gedacht kommen wir zum Rasthof "Zugspitzblick". Es ist zwölf. Penne arrabiata und der Duft von nassem Hund. Schönes Fotopodest. Herr Ober, zahlen bitte! Eine Kurve weiter erreichen wir die Passhöhe, wo wir uns stolz von einem Trucker ablichten lassen. Ab hier nutzen wir den herrlichen Radwanderweg auf der historischen Via Claudia Augusta, ergötzen uns am Fernsteinschloss und -See.
Über Nassereith gelangen wir auf Waldwegen nach Imst und nehmen am südlichen Ortsausgang Quartier. Geschätzte 55 km. Kein Defekt, kein Unfall, kein Regen. Bang befrage ich meine Gefährtin: Tut nichts weh? Keine Sitzprobleme? I wo. Alle Sportsleute wohlauf. Oh, wie stolz ich auf meine kühne Freundin bin! Als wir eingecheckt haben, kippt das Wetter, und es regnet garstig. Wir schmunzeln. Gutes Timing.
Boah, wie klasse. Ich bin tief beeindruckt und ich erfreue mich an dem klitzekleinen Roller-Detail auf der Reise :-)
AntwortenLöschenAber: Hey, Teresa, weiter so, du rockst das Ding!
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenRiesig! Auch die Beule oberhalb des rechten Popos
AntwortenLöschenViel Spaß und immer etwas Luft unter dem Trittbrett. Ich habe letztes Jahr die Alpen mit dem Tretroller überquert. Es war wunderbar. Gute Reise.
AntwortenLöschenFreue mich schon auf die nächsten Kapitel. Gibt sicher wieder Stoff für ein neues Buch? Gute Fahrt weiterhin!
AntwortenLöschenSchöne Geschichte!
AntwortenLöschenIch wünsche mir, dass ihr allzeit soviel Rücksicht und Achtung voreinander habt.
Der Lenker des Rollers scheint mir arg tief...?
Viel Freude auf eurer weiteren Reise!
LG
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