Donnerstag, 21. März 2019

Amisch Roller


„Top Gear" für Tretroller: Das wäre eine Fernsehsendung ganz nach meinem Geschmack (Aber dass mein Geschmack im deutschen Fernsehen Berücksichtigung findet, ist eher unregelmäßig der Fall. Zumeist nachts, auf Kabelkanal Nr. 3096b. So in etwa). 
Was nicht im Fernsehen sein darf, muss dann eben blöggisch erledigt werden. Also. Heute im Test: Der Amisch Roller Model 2000 von der Firma Groffdale Machine. Ich glaube, die Firma residiert in der Nähe von Lancaster, Pennsylvania, und produziert neben Tretrollern vor allem landwirtschaftliche Maschinen, die von Pferden gezogen werden. Die Amischen sind bekannt, oder? In Kurz: Christliche Sekten, die zumeist im 19. Jahrhundert nach USA auswanderten und dort ein betont traditionelles Leben führen. Technischer Fortschritt wird aus religiösen Gründen abgelehnt, so wie man auch Kleidung trägt, wie sie bei Kik & Ko schon seit hundert Jahren nicht mehr angeboten wird. Die Amischen haben mich immer fasziniert, seit ich erstmals von ihnen hörte - und das war 1991 in New York, als sich ein Stand-up-Komiker im Comedyclub „Dangerfield‘s" über die Amischen ausliess. Ich war im Publikum schnell als Deutscher identifiziert und wurde von der Bühne herab gefragt, ob es denn in Deutschland auch Amische gäbe? Ich hatte keine Ahnung, wovon die Rede war, antwortete aber vollmundig mit „Ja", was für allerlei Irritation sorgte. Umso begeisterter war ich, als ich erfuhr, dass man auch in Deutschland die Tretroller der Amischen erwerben kann, nämlich über einen Importeur in Flensburg, kuxuhier: https://www.amischroller.de/.
Die Haltung der Amischen in Verkehrsfragen entspricht ziemlich weitgehend der meinigen. Wenn es in Diskussionen über die Zukunft der Deutschen Automobilindustrie geht, halte ich tunlichst die Klappe, um nicht für klappsmühlenreif gehalten zu werden: Weder Diesel noch Elektro lösen, so finde ich nämlich, die Überlebensfragen der Menschheit - Tretroller schon eher. Und zwar nicht diese modernen mit Motor, sondern jene ohne. Wozu hat mir den Gott meine Beinmuskulatur geliefert, wenn nicht zur Fortbewegung aus eigener Kraft? Autos sind prima für Alte, Lahme, Kranke. Aber ich? Jaaa, er lebt noch...
Also. Roller da. Schnell montiert, ist ja nicht soo komplex. Kurzes Trittbrett, kompaktes Fahrgefühl. Man steht eher aufrecht. Schmale 20-Zoll-Reifen. Fancy durchsichtige Griffe am schmalen Lenker. Originell befestigter Einkaufskorb - klares Plus für die Alltagstauglichkeit. Zwei Bremssysteme: Ganz einfache Trittschliffbremse hinten, Klassischer Drahtzugverlangsamer vorne. Low-Tech im besten, im allerbesten Sinne. Mein persönliches Highlight ist das Logo der Firma Groffdale: 


Ob ich auf rauen Wegen mit diesem Roller die Alpen überqueren wollte, müsste ich mir noch überlegen. Für den Einsatz auf innerstädtischen Einkaufstouren ist das Gefährt tipptopp (zumal 20-Zoller in vielen Nahverkehrssystemen umsonst transportiert werden, so auch in der Münchener U-Bahn). 
Fazit: Tretroller-Topgear reckt den Daumen! Rolling home! Wenn ich mal Zeit habe, fliege, äh, rudere ich über den Atlantik und rollere vom Strand nach Lancaster und besuche die Amischen. Passende Kleidung hatte ich bereits - jetzt verfüge ich auch über das richtige Gefährt. 

3 Kommentare:

  1. Das ist ja mal ein sympathisches Gefährt. 😊

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  2. FREUE mich, dass Sie mit der Montage so gut zurecht gekommen sind! Viel Spaß damit in München! Im Herbst geht die Flensburger Amischrollerfamilie auf Biergartentour vielleicht treffen wir uns!

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  3. Klasse gefährt, wäre ja mal hochinteressant, es einer Art automotive system function test zu unterzuziehen :D

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