Es muss nicht immer das Finisherfoto sein. Zur wirkmächtigen Außendarstellung, auch zur instrospektiven Beweisführung („Schau, was für ein toller Hecht du bist!") taugen auch andere Utensilien. Sehr beliebt etwa ist die Finishermedaille, die jedem Läufer, der es ins Ziel schafft, um den Hals gehängt wird. Von meinen Finishermedaillen würde ich mich nur im Notfall trennen, obwohl ich sehr wohl weiss, dass der Materialwert normalerweise unter fünf Euro liegt, dass es sich um banalen Tinnef handelt, ohne jeden künstlerischen Wert, und dass es sich - natürlich - eh nur um einen besonders niedlichen Ausdruck beschämender Eitelkeit handelt. Trotzdem. Ich habe sie alle aufbewahrt. In einem Schuhkarton im Keller.
Wer weiss; vielleicht sage ich eines Tages ja doch zu irgendjemandem: „Darf ich ihnen meine Finishermedaillensammlung zeigen?" Hm. Eher unwahrscheinlich - zumal ich ja eine überaus präsentable Nasenhaarschneidersammlung besitze.
Oder Aufnäher, mit denen sich zur Not Löcher im Anzug kaschieren lassen. Immerhin. Solche praxistauglichen Erinnerungsstücke lassen sich natürlich auch selber machen. Als ich mal alleine nach Mailand radelte, kaufte ich mir beim dortigen H&M ein paar Schuhe:
Auch die Urkunden: Gott, ja. Wohin damit? Im Wohnzimmer aufhängen? Nee, das kriege ich nicht hin. Am Ende denken meine Gäste noch, ich wolle ihnen imponieren (ja, was denn sonst?). Doch auch ohne Gäste wäre mir eine solche Beweihräucherung gar zu plump. Zumal nicht alle auf Urkunden notierten Zeiten und Platzierungen zum Auftrumpfen taugen. Aber im Gegensatz zu irgendwelchen Zeitungsartikeln, die über mein Wirken als Fernsehfachkraft geschrieben wurden, und die ich seit Anfang der 90er durchaus lese, aber kaum sammeln würde, könnte ich eine Urkunde nur mit Mühe im Altpapier entsorgen. Dabei kann so eine Urkunde: Nichts. Anders als Finisher-T-Shirts, die ich daheim als Schlafanzug nutze.
Oder Aufnäher, mit denen sich zur Not Löcher im Anzug kaschieren lassen. Immerhin. Solche praxistauglichen Erinnerungsstücke lassen sich natürlich auch selber machen. Als ich mal alleine nach Mailand radelte, kaufte ich mir beim dortigen H&M ein paar Schuhe:
Alltagstauglichkeit ermöglicht es dem kultivierten Prahlhans, seine Botschaft unter dem Deckmantel funktionaler Notwendigkeit unter die Leute zu bringen. Ein gutes Beispiel ist diese wasserabweisende Handyhülle:
Nur blöd, dass ich zu den unverbesserlichen Smartfonisten gehöre, deren Blick potentiell immer am Display klebt - wenn denn die Sicht nicht durch Hüllen versperrt ist. Ich habe das gute Stück schnell einer neuen Verwendung zugeführt. Es dient nun als Futteral für meine Fussnagelknipser.
Als engagierter Kaffeetrinker habe ich ein ausgeprägtes Faible für bedruckte Tassen. Beim Ostfriesland-Marathon gab‘s damals zB auch eine:
Seit 16 Jahren ist diese Tasse bei mir im Einsatz. Ein gutes Stück Lebensweg, das sie mich da inzwischen begleitet. Und bei jedem Schluck denke ich an einen lauen Sommertag mit Steinfliegenschwärmen im Gegenlicht, drei Runden à 14 Kilometer und ein nettes Laufgespräch mit Udo Möller, damals von Beruf Redenschreiber des Hannoveraner Bürgermeisters. Udo, wenn Du dies liest: Melde Dich mal! Geht‘s Dir gut?
Für den großen Kaffeedurst ist eine andere Tasse besser geeignet, nämlich diese hier:
Auf der Rückseite ist ein Bild des Markusplatzes in Venedig zu sehen. Der Humpen erinnert nämlich an eine Rennradtour von Füssen nach Venedig. Ziel war allerdings nicht nur Venedig, sondern vor allem die Zahl „600" - eine Kilometerdosis, die sich ergab, indem zunächst Verona großzügig umkurvt, dann Venedig angepeilt wurde. Etwa 20 ambitionierte Radler waren damals unterwegs, es mag 2006 gewesen sein, und wir nutzen unter professioneller Anleitung des österreichischen Crossradmeisters Peter Presslauer die enormen Möglichkeiten des Windschattenfahrens. Zweierreihe, man verbringt einige Minuten vorne und tritt kräftig in die Pedale, dann lässt man sich links und rechts zurückfallen, um sich hinten wieder der Karawane anzuschließen. Dort fährt man im maximalen Windschatten, und das fühlt sich so an, als müsste man kaum treten. Anschließend pedaliert man sich locker wieder nach vorne durch, ehe man eine halbe Stunde später erneut ein Weilchen Führungsarbeit leisten darf. In Venedig kamen wir auf diese Weise nach 23 Stunden pausenloser Fahrt an - eine Stunde schneller als erwartet. Und wo wir gerade bei 24-Stunden-Unternehmungen sind: Die nächste Tasse ist mit dem Logo von „Ski Heul" bedruckt, einer exquisiten Skilanglaufveranstaltung, die ich höchstselbst gemeinsam mit meinem Sportfreund Hannes Zacherl organisierte. Hierzu bei Gelegenheit mehr.
Auf der Rückseite ist ein Bild des Markusplatzes in Venedig zu sehen. Der Humpen erinnert nämlich an eine Rennradtour von Füssen nach Venedig. Ziel war allerdings nicht nur Venedig, sondern vor allem die Zahl „600" - eine Kilometerdosis, die sich ergab, indem zunächst Verona großzügig umkurvt, dann Venedig angepeilt wurde. Etwa 20 ambitionierte Radler waren damals unterwegs, es mag 2006 gewesen sein, und wir nutzen unter professioneller Anleitung des österreichischen Crossradmeisters Peter Presslauer die enormen Möglichkeiten des Windschattenfahrens. Zweierreihe, man verbringt einige Minuten vorne und tritt kräftig in die Pedale, dann lässt man sich links und rechts zurückfallen, um sich hinten wieder der Karawane anzuschließen. Dort fährt man im maximalen Windschatten, und das fühlt sich so an, als müsste man kaum treten. Anschließend pedaliert man sich locker wieder nach vorne durch, ehe man eine halbe Stunde später erneut ein Weilchen Führungsarbeit leisten darf. In Venedig kamen wir auf diese Weise nach 23 Stunden pausenloser Fahrt an - eine Stunde schneller als erwartet. Und wo wir gerade bei 24-Stunden-Unternehmungen sind: Die nächste Tasse ist mit dem Logo von „Ski Heul" bedruckt, einer exquisiten Skilanglaufveranstaltung, die ich höchstselbst gemeinsam mit meinem Sportfreund Hannes Zacherl organisierte. Hierzu bei Gelegenheit mehr.
Ach, „Finishen" ist auch überbewertet. Meine verehrte Kollegin Anke Engelke wollte vor erlichen Jahren Marathon laufen. Anke ist eine beinharte Perfektionistin und überlässt nichts dem Zufall. So bereitete sie sich gründlichst vor und flog rechtzeitig vor Tag X nach Montreal (ähnlich wie ich damals in Winterthur wollte auch sie anonym unterwegs sein, darum Kanada). Sie akklimatisierte sich planmäßig, lief los, und nach 200 m fragte sie sich: „Was mache ich hier eigentlich?". Und dann beendete sie ihr Rennen. DNF („Did not finish", ein Insider-Terminus, so ähnlich wie ROTFLOL - nur weniger sportlich). Merke: Man kann durchaus in Würde aufgeben! Der grösste Not-Finisher ist gewiss Göran Kropp, schwedische Bergsteigerlegende, der sich per Rad in Stockholm aufmachte, um den Mount Everest zu erklimmen. Als er nach langer Fahrt ankam und zum Basislager aufgestiegen kam, kam es just zur berühmten Katastrophe 1996, in deren Verlauf acht Alpinisten ums Leben kamen. Göran Kropp liess den Gipfel sausen und half stattdessen bei der Suche nach den Vermissten. Anschließend radelte er wieder nach Hause. Leider starb er sechs Jahre später selber bei einem Kletterunglück, erst 36 Jahre alt. Nein; dann lieber finishen!
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