Zum Fasching ließ ich mir einen Bart wachsen. Meine Frau behauptet, er würde mir gut stehen. Ich wandte ein, er ließe mich alt aussehen, und zudem betone er meine herabhängenden Mundwinkel - ich wirke mit ihm also noch schlechtgelaunter als ohnehin. Und genau dies, behauptet meine Frau, sei nach ihrem Geschmack. Hm.
Heute nun ist zwar Fasching vorbei, aber den Bart ließ ich weiterhin zwischen Mund und Nase - nur für den Fall, dass meine Frau es ernst meint. Ich lief 20 km die Isar rauf und runter, bei -7 Grad und klarem Himmel, und frohlockte. Der Kontrast zu den feuchten dreißig Grad auf Mauritius könnte stattlicher nicht sein - für mich als gedrungenen Nordmann sind die hiesigen Verhältnisse erträglicher. Eigentlich hatte ich mich auf Eiszapfen am Bart gefreut, wie sie Wintersportler bekanntlich gerne tragen, aber da kam nix. Schade.
Zu den wichtigen Dingen des Sportlerlebens: Einen Tag lang war ich bei Strava Premium angemeldet, heute habe ich wieder gekündigt. Die Herzmessfunktionen zB brauche ich nicht. Ich habe gar kein Herz, hätte ich fast geschrieben, aber das stimmt ja so nicht. Auf jeden Fall ist mir die Bürokratisierung des Körpers suspekt, und die Publizierung der Leistungsdaten sowieso. Jede Ära hat den Sportlertypus, der zu ihr passt: Im 19. Jahrhundert waren da die englischen Landadeligen - gelangweilte Müssiggänger, die wetten und prahlen wollten - ein angenehm dekadentes Zeugnis der späten Ständegesellschaft. Dann hielt der Taylorismus Einzug, die Zerlegung der industriellen Fertigungsschritte in einzelne Handgriffe. Der Schwimmsport machte durch die Anwendung dieses Arbeitsprinzips besondere Fortschritte: Isoliertes Arm/Beinschlag-Training erwies sich als wirksamer denn komplexes Schwimmen. Bei den Nazis wurde der wehrsportliche Akzent in den Vordergrund gerückt, im Thatcher-Zeitalter öffneten sich die olympischen Spiele dem Profitum (L.A., 1984), und heute ist der gläserne Sportler der gesamtgesellschaftliche Avantgardist. Totale Kontrolle ersetzt das Bewegungsspiel, der isotonische Durstlöscher ist der Messwein dieser Religion, und iBig Brother sieht genauer hin als der liebe Gott. Bloß weg. Bei Strava waren mir zudem, um im Konfessionsbild zu bleiben, die Kirchensteuern zu hoch, nämlich 60€ im Jahr, wenn ich‘s gerade richtig memoriere.
Und jetzt weg mit dem Bart. Ich seh ja aus der späte Walter Sedlmayr. Und fühle mich auch so.
P.S.: Auf Anregung meiner romantischen Frau hier noch ein bärtiges Valentinstagsbussi an alle Leser dieses Blogs. Und auch an die Leserinnen.
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