Montag, 4. Februar 2019

Zwei Araber auf der Ispo

Gestern auf der Sportartikelmesse in München: Mein Sportfreund Hannes und ich inkognito. Vor ein paar Jahren waren wir schonmal da, um uns über neue Trends zu informieren, und da war ich etwas zu oft angequatscht worden. Fand jedenfalls Hannes. Und damit man mich diesmal nicht sofort erkennt, schlug er vor, dass wir uns als Araber verkleiden. Eine exquisite Idee! Sie werden bestätigen, dass wir von echten Ölscheichs nicht zu unterscheiden sind. 

Hier posieren wir am Stand von Ogso, einem tunesischer Skihersteller, mit dessen Chef Hannes bekannt ist. Der roch allerspätestens Lunte, als seine tunesischen Mitarbeiter um 12 Uhr alle zum Beten die Teppiche ausrollten, wir aber nicht. 
Eine Italienerin, die am Stand eines Herrstellers von sportlichen Smartboards Dienst hatte, meinte jedoch tatsächlich, wir seien Großinvestoren aus dem Morgenland und versuchte, uns Anteile ihrer Firma anzudrehen. Das wiederum verblüffte uns; einer unserer Faschings-Fummel kostete kaum einen Zwanni, und wir hatten uns nicht einmal die Mühe gemacht, wenigstens 10 sec mit dem Bügeleisen drüberzuhuschen. Vielleicht imponierte ihr auch mein rassiges Rennpferd im Leopardenlook: 
Im Tagesverlauf wurden wir übrigens reichlich fotografiert, und zwar vor allem von echten Arabern (westlich gekleidet), die sich wahrscheinlich fragten, was wir für Hansels sind. Ganz nebenbei entstand eine tolle Geschäftsidee: eine Thawb (so heisst das Scheichgewand) aus Gore-Tex, für Sauwetter.
Hannes kenne ich seit 2001. Er organisiert leidenschaftlich gerne Sportveranstaltungen, etwa den Pfrontener Bikemarathon. Besser lernten wir uns kennen durch den „Pfrontener Trimmtrab", einen Gebirgslauf mit 80 km Länge und 5400 Höhenmetern. Seitdem haben wir gemeinsam allerlei erlebt. 
So sind wir 2004 zusammen von Deutschland nach Italien gewandert, auf möglichst kurzer Direktroute, der „Lineal-Linie", wie wir sie tauften. Von Oberstdorf gings über sieben Berge in den Vinschgau. Und sieben Brücken waren da gewiss auch, über die wir gehen mussten. Sven und Markus waren auch dabei, und nach drei Tagesetappen Hopphopphopp posierten wir stolz am Reschensee

Seither standen wir zusammen unter dutzenden Gipfelkreuzen, fast so viele, wie ich ihm im Laufe der Jahre Fahrräder abgekauft habe, da Hannes in Füssen ein Fahrradfachgeschäft besitzt. Auch dem sportlichen Tretbootfahren haben wir beide schon ausführlich gefrönt:
Hier sind wir gemeinsam auf dem Forggensee unterwegs, beim Training für meinen bisher einzigen Tretbootmarathon. Man beachte das Handy an meinem Ohr. Damals nutzte man noch Stupidphones. Aber der runde schwarze Fleck dürfte schon ein Objektiv sein. 
Da wir ähnlich alt sind, feiern wir auch unsere runden Geburtstage gemeinsam, zB hier, unseren 50.:
Kerzenausblasen beim Engadiner Skimarathon. Hannes hat mir Flachlandtiroler nämlich, kurz, nachdem wir uns kennen lernten, erstmal das Langlaufen beigebracht. Dass heisst, er schnallte mir Ski unter, scheuchte mich drei Stunden durchs Tannheimer Tal und meldete mich anschließend zum Tannheimer Trail an, bei dem ich dann an einer Abfahrt scheute und in eine Schneewehe neben der Loipe auswich, so dass ich bis zum Hals in dieser verschwand. Immerhin konnte ich mich eine Stunde später selber wieder befreien..
Nur mit Hannes‘ Hilfe überlebte ich wiederum eines Nachts am Breitenberg. Hannes hatte nämlich auch versucht, mich zu einem Skitourengänger auszubilden. 

Mit eher spärlichem Erfolg. Auch bei dieser Disziplin sind die Abfahrten mein Hauptproblem. Am liebsten gehe ich mit Ski auf den Berg und fahre mit der Seilbahn wieder runter. 
Auf dem Breitenberg wollten wir jedenfalls in einem Iglu übernachten. Mit Tourenski zogen wir bei -10 Grad dünn bekleidet unsere Rucksäcke auf zwei Schlitten bergauf. Meine Ausrüstung hatte ich wohl nicht richtig befestigt; als der Schlitten wegen einer Unachtsamkeit umkippte, purzelte alles, was drauflag, aufreizend den Berg runter - unter anderem Wechselkleidung und Schlafsack. Hannes schoss geistesgegenwärtig den steilen Hang hinab und sammelte alles wieder ein, während ich oben blieb, schnatterte und mit dem Leben abschloss. Ohne meinen Freund wäre ich ganz schön in die Bredouille gekommen, denn im durchgeschwitzten Leibchen nachts abfahren - das wäre sicher nicht gut gegangen. Ein Leben hat Hannes bei mir gut - mindestens. 

Beim Langlaufen war ich allerdings nach 15 Jahren Wohnsitz am Auerberg inklusive Ehrenamt als Loipenwart gar nicht so schlecht geworden. Ich kann sogar Skier wachsen! (Olli Dittrich als Jens Weißpflog bei RTL Samstag Nacht: „Ich dachte, die kommen ausgewachsen aus der Fabrik")

Das bin ich in der Garage in Bernbeuren, bei den Vorbereitungen für „Ski Heul!" So hiess eine Rennserie, die Hannes und ich 2011 ausheckten. Im ersten Jahr galt es, 100 km zurückzulegen, auf einem drei Kilometer-Rundkurs am Tegelberg zu Füssen des Schlosses Neuschwanstein.

Hier sehen wir das durchaus kopfstarke Teilnehmerfeld am Start, morgens um sechs. Der zweite von links, das bin ich. Kam als letzter ins Ziel, alle hatten auf mich gewartet und machten „La Ola", als ich endlich eintrudelte. Eine gelungene Generalprobe für unser grosses Meisterstück, das wir dem Winter im Jahr darauf abrungen...




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