Dienstag, 30. Mai 2017

Kurze Anleitung zum Keineluftmehrkriegen

Meine Feinstaubmaske ist kein Billigprodukt. Sie ist ein Markenartikel aus der Apotheke, ihre Passform überzeugt, und auch ihr Luftfilter ist leistungsstark. Ob sie jedoch auch gegen Pollen hilft? Jene mikroskopisch feinen Plage-Partikel, die mich seit Tagen niesen lassen? Nach dem Morgenkaffee und meinem Teelöffel Polizeibienenhonig (soll, so versichert Imker Andreas, bei täglicher Einnahme und regional passender Blütentracht helfen), schlüpfe ich in eine leichte Sportmontur und laufe los. Bereits vor Inbetriebnahme meiner Haxen offenbart sich die erste Nebenwirkung: Meine Brille beschlägt, so dass ich nur mit Mühe den erstbesten Laternenmasten ausmachen und umlaufen kann. Macht gar nichts; Nebel, Milchglas & Co schulen das avisuelle Orientierungsvermögen. Allerdings braucht gerade das durch temporäre Blindheit herausgeforderte Restsensorium für seine Funktionstüchtigkeit eine Extradosis Sauerstoff. Grundsätzlich ist anzunehmen, dass leichter Dauerlauf der Bereitstellung eben dieser Dosis dienlich sein kann, jedoch: Die Maske erweist sich als Barriere, nicht nur wenn's um Feinstaub geht, sondern auch in Sachen Oh-Tu. Nein, nicht nichts passiert den Filter, aber doch nicht genug. Risse man sich nicht rechtzeitig die Maske vom Gesicht, stürbe man immerhin blind, sähe also nicht die erschreckend dunkelblaue Verfärbung der Gesichtsfarbe. 

Aber hierauf will ich's gar nicht ankommen lassen. Ich kehre um, hänge meine Maske über den Wohnungstürknauf, bearbeite meine Brillengläser mit dem Fensterleder und starte erneut. Kühn setze ich mich dem Pollenflug aus - der sich auf den kommenden 11 km Trimmtrab allerdings als wenig peinigend entpuppt. Da scheint seit gestern eine Triggerpflanze verblüht zu sein, Hurra! 

Isar nordwärts bis zum Wehr Oberföhring, dann auf der anderen Seite zurück. Bin ich schon deutlich über hundert Mal gelaufen. Landschaftlicher Höhepunkt ist der Blick vom Wehr nach Norden:


Montag, 29. Mai 2017

I wui an Biersee, so groß wie der Schliersee...


"Kombi-Tour" - so nennen die Innenseiter eine kombinierte Rad- und Bergwandertour, oder, ums im Jargon der Mountainbike-Ära auszudrücken: "Bike & Hike". Ich habe schon viele derartige Unternehmungen hinter mich gebracht, aber noch nie habe ich meinen Wohnort München zum Ausgangspunkt einer Kombitour erklärt. Der Grund ist simpel: Die Berge sind halt noch ein gutes Stückchen weit weg. Ab und an liebäugelte ich mit einer Route, die sich vornehmlich im Spätwinter anbietet, wenn man nämlich Radfahrt mit Skitour kombiniert: Man pedaliere südwärts, durch Bad Tölz hindurch, deponiere das Rad an der Brauneck-Bergbahn-Talstation und stiefele auffi. Nun ist der Schnee zwar weg, dafür fallen heute Hitzerekorde, aber man muss ja nicht mit Skiern bergauf; Leguanos tun's ja auch.

8:09. Rauf aufs Crossrad. Start am Viktualienmarkt. Puh, Hitzeschwaden schon jetzt. Flockige Pollennester treiben in der Luft; meine Nase heuschnupft heuer lästig. Immerhin hat man als Sekretsprudelquelle einen guten Grund, Regen herbei zu wünschen. Morgen soll's soweit sein, juhu, aber vorher heißt es: Einfach laufen lassen; Augen zu und durch. Ist es überhaupt schlau, unter diesen Bedingungen zu sporteln? Wir werden sehen. 

Mein Reisetempo ist höchstens mittel, die Herzfrequenz hingegen hoch. Scheint wirklich heiß zu sein, wenn ich den daumendicken Schweissfilm auf meinen Unterarmen richtig interpretiere. In Bad Tölz besuche ich erstmal Edeka - da ist es herrlich schattig, und ich gönne mir ein Kaffeetscherl, eine Banane sowie eine große Tüte Sonnenmilch. 

Von Bad Tölz ist es nicht mehr weit bis Lenggries. Nach lästiger Verirrung, 4 km extra, rotze ich mich durch staubige Baustellen hinauf zur Talstation. Das Rad deponiere ich vor einer hölzernen Bierhumpen-Skulptur. Sakrale Holzschnitzereien haben hier im Isarwinkel eine jahrhundertealte Tradition, und das Bittgebet "I wui an Biersee, so groß wie der Schliersee", schießt mir mit ohrwürmelnder Macht ins Hirn. 

Schniefelrotztröt. Mir geht es nicht gut. Es ist 11:30, ein riesiges blaues Dampfbügeleisen hängt über der Gegend, und klare Brühe suppt mir aus den Nasenlöchern, so dass man meinen könnt', ich trüge eine Sprinkleranlage im Zentralgesicht. Kalte Schauer laufen zudem meinen Rücken auf und nieder, als ich die Radschuhe in einer Hecke verstecke und den steilen Wirtschaftsweg der Skipiste in Angriff nehme. Kein Mensch weit und breit. Doch, nach einer halben Stunde treffe ich ein Pärchen. Er: "Und ich dachte schon, wir sind die einzigen Bekloppten!" Da schießt ihr Hund, ein korpulenter Bullterrier, aus dem Unterholz hervor und auf mich zu. Offenkundig will er mir ins Genital beißen. Während das Pärchen den gliedgeilen Gierschlund in letzter Sekunde zurückpfeift, murmele ich: "Doch, ihr seid die einzigen Bekloppten weit und breit". Immerhin sorgt der Möchtegern-Beißer für Motivation: Wacker acker ich mich nun bergauf, um Abstand zu gewinnen. Die Leguanos sind hierfür durchaus geeignet - nur auf sehr steilem Schotter wünschte man sich etwas mehr Grip. 


Bald passiere ich einen Biersee, so groß wie der Schliersee. Oder ist es doch nur ein Wasserreservoir für die Schneekanonen, die meinen Weg säumen? Tucktucktuck knattert mein Herz. Oder kommen die Geräusche vom Dampfbügeleisen über mir? Unterm Schädeldach kocht der Brägen. Gerne würde ich umrühren. Oder einen nassen Lappen drüber legen. Oder in das Wasserreservoir hüpfen. Oder mich ganz einfach in den Schatten legen und dort dösen. Aber: Hier ist kein Schatten weit und breit. 

Nach einer Stunde Aufstieg habe ich genug Sonne getankt, kehre im Panoramarestaurant ein und bestelle einen Kaiserschmarren. Bin völlig durchgeschwitzt, aber zu müd', um mir etwas trockenes anzuziehen. Lustlos stochere ich im Schmarren herum. Dass ich derlei nicht begeistert und rückstandslos verzehre, ist ein schlechtes Zeichen. Normalerweise kann ich jederzeit beliebige Mengen auch abseitigster Lebensmittel ruckzuck in meinem Innern verschwinden lassen. Hm. Besorgt nehme ich anschließend noch den Gipfel mit, erkläre jedoch oben das Tagespensum für erfüllt. Runter per Seilbahn, Heimfahrt im Zug - das war eigentlich völlig anders geplant. Aber: "Es hat nicht sollen sein" (Dubioser Sportreporter-Sprech. Herkunft unklar).

Und jetzt bitte: Ein dunkles, kühles Plätzchen, an dem ich ein kühles Helles verzehren darf. Und gleich noch eins, Herr Ober. Danke. 



Tagesfazit: Immerhin. Ein Anfang. 

Sonntag, 28. Mai 2017

Halleluja! 

Es ist Sonntag, lieber Leser. Spezialgottesdienst für "Menschen mit und ohne psychische Krankheit" in der Kirche St. Helena am Wettersteinplatz. Das ist ja insofern passend, als dass St. Helena der Verbannungsort von Napoleon war, dem Namensgeber des gleichnamigen Syndroms. Kurzer Kontrollblick: Nein, keiner der Anwesenden hat seine Hand in der Jackenknopfleiste versenkt. Die Band "Rolli-Gang" singt eingängige Popsongs mit starkem 80s-Einfluss. Man denkt an Kajagoogoo und frohlockt, wie es sich eben in der Kirche gehört. "Du bist ok" (so wie Du bist) - das ist die zentrale Botschaft des Tages, und ich begrüße diesen angemessenen Kommentar zur gerade zuende gegangenen GNTM-Staffel.

Anschließend geht's an die Isar. München ist eine jener glücklichen Städte, die zu verlassen grundsätzlich unnötig ist. Für perfekte Urlaubsfreuden begibt man sich einfach an die kiesigen Strände. Da legst di nieder - bei besonders stechender Sonne notfalls unter eine der Brücken, die im Stadtzentrum reichlich vorhanden sind. 


Check des Wetterberichtes: Montag wie heute. Das bedeutet, dass morgen eine sportliche Großtat fällig ist. Stichwort Kombitour, hoch hinaus, Hashtag Angeber, Napoleon. Was ich vorhabe? Noch nicht ganz ausgegoren, aber ich werde mir insofern widersprechen, als dass ich die Münchener Stadtgrenze vorsätzlich und südwärts passieren werde. Ab jetzt nur nicht mehr bewegen. Kräfte sammeln, Kette ölen und früh ins Bett. Halleluja! 


Samstag, 27. Mai 2017

Windel-Wigald, oder: Man muss sich nur zu helfen wissen. 

Aufgrund der großen Nachfrage findet mein Auftritt open-air statt. Vom Lesetisch aus gucke ich westwärts, also in die untergehende Sonne hinein. Nach einer Stunde bin ich blind, und als der Feuerball endlich verschwunden ist, kühle ich in meinem Sommerfummel zügig aus. An das Publikum werden Wolldecken ausgeteilt, wenn ich die flanelligen Einkuschelklänge vor der Bühne richtig interpretiere (sehen tu' ich nix). Als alle Selfies geknipst sind, kratzt mein Hals, und bang röchelnd ertaste ich mir meinen Weg zurück zum Imberggipfel. Neben dem Holzkreuz steht eine Parkbank, auf die ich meine Isomatte lege. Fröstelnd schlüpfe ich in meinen Sommerschlafsack, stülpe meinen Biwaksack drüber und warte darauf, dass mir warm wird. Und warte. Und warte. Gegen zwei meldet sich meine Blase, aber der Gedanke, den Schlafsack zu verlassen, um vom kalten Wind hinüber in die Schweiz getragen zu werden, lässt mich zittrig verharren. Gegen drei Uhr gebe ich schließlich nach. Wann erfindet endlich jemand eine Schlafsacktoilette? Ein Inlett mit integriertem Katheter. Oder ich trage Seniorenpampers, so wie als "Erdkunde-Experte" bei "Quizchampion" (die Aufzeichnung dauert 3,5 h, ohne Werbebreak, da muss man sich zu helfen wissen).


Hinter mir beleuchtet eine helle Sternenkette den Hochgrat. Das müsste das Sternbild der Knopfleiste sein, oder des kleinen Lineals. Oder sind's gar keine Sterne, sondern nur die Lichter der Bergbahn? Immerhin scheint mein Sehvermögen langsam zurückzukehren, und beruhigt falle ich endlich in flachen Schlaf.

Um fünf Uhr glüht der Horizont; ich packe meine Siebensachen und verzichte sogar auf den Esbitkaffee. Nichts wie runter ins Tal, teils un-, teils beschuht (bin heute etwas empfindlich an den Hufen). 

Den Rest des Tages lungere ich mit meiner wasserrattigen Freundin auf extrabequemen Pensionisten-Liegestühlen am Wörthsee herum, und allenthalben füllen Schlauchbootpumpgeräusche, Vogelgezwitscher und Kinderstimmen die Frühsommerluft. Eigentlich bin ich mit ernsthaftem Schwimmvorsatz gekommen, ausgestattet mit allem Pipapo inklusive Badekappe, aber mein Körper wü net. Ehe ich die Badekappe aufsetzen kann, schläft er ein. 


Freitag, 26. Mai 2017

Weltrekord im Barfußbergsteigen mit Gleitsichtbrille 

Ich darf die erste persönliche Bestleistung des Jahres vermelden: Nach Anfahrt mit dem Regionalzug zog ich um 15.19 Uhr die Schuhe aus, schulterte den Rucksack und joggte über feine Asphaltsträsschen vom Bahnhof Oberstaufen hinüber nach Steibis. Die Straßen des Allgäus präsentierten sich besonders barfuß-freundlich; wir sind immerhin im schwäbischen Kulturkreis, in dem der Besen als kultischer Gegenstand verehrt und täglich zum Einsatz gebracht wird. Auf gefegter Piste kam ich flott, fast sportlich die Hügel hinauf.

Nach einer knappen Stunde, an der Talstation der Imbergbahn, änderte sich mein Lauftempo; spitze Steinchen auf dem steilen Wanderweg reduzierten es auf knappe Schrittgeschwindigkeit, und ein Ausweichen auf die benachbarten Wiesen war wegen Elektrozaun und Distelflur nur in seltenen Fällen möglich. Als sehr hinderlich erwies sich auch meine Gleitsichtbrille: Um Trittsicherheit bemüht, trachtete ich nach gewissenhafter Terrainprüfung, und blickte ich durch das Lesefenster am unteren Rand meiner Brille, so sah ich Fuß & Firn nur unscharf. Also beugte ich mich weit über, scannte im Buckelmodus, was das Spekuliereisen wiederum nasenspitzenwärts rutschen ließ. Dies erzwang eine Handkorrektur alle fünf Sekunden und destabilisierte den gesamten Bewegungsablauf. 


Aber meine rutschende Brille konnte mich nicht in die Knie zwingen; ich kämpfte heroisch, vermied alle Aua-Auas, besonders, wenn andere Wanderer in der Nähe waren, und erreichte nach zwei Stunden den Gipfel. Nordwärts hat man von hier einen beseelenden Fernblick; die malträtierten Treter taten plötzlich gar nicht mehr weh, und es ist gut möglich, dass ich im bevorstehenden Bergsommer noch den einen oder anderen Rekordversuch unternehmen werde. Da geht noch was. 


Man mag sich fragen, warum ich denn überhaupt eine Gleitsichtbrille trage, wenn die doch in steilem Gelände so unpraktisch ist. Ich bin hier oben als Gast des Allgäuer Literaturfestivals, also professionell, lese heute Abend im Imberghaus aus "Im Zelt", und das geht, wenn man die 35 überschritten hat, mit Spezialbrille besser. Nach dem Auftritt (sic!) werde ich hier oben übernachten. Unterm wolkenlosen Sternenhimmel. Mein Herz pocht vorfreudig. 


8,5 km, 610 hm


Donnerstag, 25. Mai 2017

Bäcker, Bars und weißes Pulver


Null Uhr: Ich packe meinen Kram zusammen und checke aus. Dann warte ich noch ein Weilchen (das Teamauto hat eine Reifenpanne), ehe wir in einem Taxi zum ersten Drehort fahren. "Brotsommelier" Daniel steht seit 22 Uhr gemeinsam mit zwei Backfischen am Ofen und fertigt Brot & Co. Sensationell! Bisher meinte ich, Bäcker arbeiteten früh morgens. Pustekuchen; seit dem Wegfall der Backstubennutzungsverordnung in den 90er Jahren darf jeder backen, wann er will, und das heißt in der Regel: die ganze Nacht.
Erstaunlich das Tempo, in dem Daniel zu Werke geht. Seine Knet-, Rück- und Wurfbewegungen ähneln Kung-Fu-Schlägen, Pausen sind rar, und breit wie die Wolga rinnt dem hageren Edelbäcker ein Strom mehlsedimentierten Handwerkerschweisses die Stirn hinab.

Zum zweiten "Nachtfalken"-Dreh treffen wir uns an der Davidwache. Kiezpolizist Christian (hier wird geduzt!) führt uns zunächst durchs Revier, zeigt uns U-Haft-Keller und Dachterrasse (Das Zellenbild hat übrigens unser Tonmann Björn geknipst. Seine Fixierung auf die Akustik wird im Bild überdeutlich: Mein Gesicht ist unscharf, während das Ansteckmikrofon an meiner Brust schärfer nicht sein könnte).
Um drei Uhr fährt der Peterwagen ab auf die Reeperbahn, mit mir an Bord. Vatertagsheiligabend; es ist or'ntlich was los. Das Timing stimmt: Ich werde Zeuge eines Gewaltverbrechens am Beatles-Platz. Brummbrumm, tatütata! Kurzes Handgemenge, dann der Polizeigriff. Hilfe, ist das spannend! Der schmächtige Täter wandert ins Kittchen, und Christian sichert ein Tütchen weißen Pulvers für die Aservatenkammer  - diesmal eher kein Delikatess-Mehl, nehme ich an. "A guade Äktschn" würde Terminator-Arni gesagt haben, und ich bin ganz aufgeregt, dass ich dabei sein darf. "Gibt's hier eigentlich Kiez-Zulage?" frage ich. "Man hört viele gute Geschichten. Das ist mehr wert als Geld" antwortet Christian weise.
Live-Krimi: So könnte man auch die öffentlichen Haushalte füllen. Indem man ganovengeiles Publikum auf Streife mitfahren und dafür zahlen lässt. Top-Idee, gell? Namentlich für bankrotte Polizeistaaten bestens geeignet.
Zwitscherzwitscherpiep. Mit Dämmerungsbeginn drehen wir an der Bar des Hotels Henri, wo uns Sebastian, der nette Nighty (Neudeutsch für Nachtportier), von nackten Verwirrten in der Lobby erzählt.
Alle drei Jobs, so lerne ich, bieten dem Jobber ein gewisses Stresspotenzial. Meiner manchmal aber auch, hihi. Um sieben Uhr komme ich an Gate C6 an und freue mich geränderten Auges auf meinen Flug Richtung Kuschelbett in München.
Das Wetter ist prima, perfekt für eine Vatertagstour in die Innenstadt. Und so ist meine Enttäuschung massiv, als das Birdy fahruntüchtig ausgegeben wird: Das Klappscharnier des Lenkers ist defekt, der Befestigungsriegel abgebrochen. Jetzt bin ich noch saurer als müde. Auf den letzten beiden Flügen wurde mein Birdy k.o. geruppt. Schluss damit! Geflogen wird nur noch im absoluten Notfall. Ich fahre eh lieber Zug. Und für die Notfälle muss ich mir etwas überlegen. Schutzhülle? Noppenfolie? Mehr Frustrationstoleranz? Muss überschlafen werden. Und zwar gleich.

16:23. Nachtrag: Nach tiefer Siesta bin ich ein gutes Stündchen im Englischen Garten getretrollert. 22 km.

Mittwoch, 24. Mai 2017

Gähn, schnarch, zuck. 

Schlaflabor Reinbek. Die freundliche MTA verkabelt mich für Elektroenzephalogramm, EKG, Messung der Aktivität der Kiefermuskeln (Zähneknirschen!), der Beinmuskeln, Messung der Atemtätigkeit, Blutsättigung und Blutdruck. So präpariert gönne ich den versammelten Nachtschwestern ein paar Gruppenfotos und putze mir vorsichtig die Zähne. Um 22 Uhr knipse ich sodann das Licht aus und schlafe auf der Stelle ein. Die Nacht verläuft den Umständen entsprechend ruhig: Einige Male erscheint Personal am Bett und korrigiert abgelöste Elektroden, und um fünf Uhr früh werde ich entkabelt. Zwei Stunden später weckt mich mein Kamerateam, dann gehe ich mit dem Schlafmediziner alle Werte durch. Er hält meinen Schlaf für eher unruhig, führt dies jedoch auf den sogenannten "First Night Effect" zurück - die ungewohnte Umgebung. Tiefschlaf habe ich reichlich, REM eher wenig. Kardiowerte unauffällig, Blutdruck optimal. Ich schlafe auf den Seiten und dem Rücken, etwas auch auf dem Bauch. Leichtes Schnarchen, interessanterweise auf der Seite. Spannender Nebenbefund: Mein Fuß zuckt dann und wann, Folge eines gestörten Eisenstoffwechsels. Wahrscheinlich genetisch bedingt. 


Nach dem Frühstück wiederhole ich die gestrige Radtour, fahre also zum Schulauer Fährhaus und lasse mir von der s-teifen Brise "Muss i denn, muss i denn zuhum Städele hinaus..." um die Ohren wehen. Gerne wäre ich nach Glückstadt weitergefahren, aber zum einen ist der Radweg gesperrt, zum anderen meide ich Anstrengung - immerhin liegt ein weiterer Nachtdreh vor mir. Mein Plan: Früh ins Bett, bis null Uhr schlafen, dann an den Set, und von dort direkt zum Flughafen.


Auf dem Rückweg von Wedel besuche ich kurz das "Elbe-Camp", nach Ansicht führender Hipster der coolste Campingplatz wo gibt. Früher war der Platz am Elbufer ein Ort für schwer erziehbare Jugendliche, heute der dernier cri für Schlafsackratten. Ein kurzer Rundgang vermittelt mir einen positiven Eindruck, wobei eine Mitarbeiterin mir verrät, dass der Segen der Weltklasse-Kritiken langsam zum Fluch werde: Man wisse nicht so recht, wie man mit dem erzwungenen Wachstum umgehen solle. Ein Luxusproblem. 


36 km Birdy.

The biggest Arztroman ever

Willkommen in meinem neuen Tagebuch („Post-Coronik“), das sich womöglich auch in diesem virtuellen Gewölbekeller vornehmlich mit Corona befa...

Beliebte Beiträge