Mauritius. Ein Ort, mit dem ich außer Briefmarken nicht viel verbinde. Philatelie und den Dodo, vielleicht. Höchste Eisenbahn, die Ahnungsarmut zu ändern. Ein Hotel mit 400 Höhenmeter-Hügel direkt hinterm Haus, ausgesucht von meiner um meinen Bewegungsdrang wissenden Braut. Danke schön!
Erstmal hinkommen. Am Gate in München bittet man mich um die Vorlage des Voucher-Heftes. Ich stutze, suche in meiner Aktentasche, bin verdattert, finde, lege vor und vergesse anschließend, wie mir wenig später im Flugzeug auffällt, das Voucher-Heft wieder einzustecken. Könnte sein, dass es mir aus der Hand geglitten ist, oder dass ichs in den Müll geworfen habe, oder aufgegessen - was weiß denn ich! Jedenfalls ist es weg. Kriegen wir jetzt keinen Transfer? Was passiert an der Rezeption? Müssen wir im Straßengraben schlafen? Ich betäube meine Panik per „The Bucket List“ (bei Condor ein „Premium-Film“, 8€ Aufpreis) mit Jack Nicolson und Morgan Freeman. Todkranke erfüllen sich letzte Wünsche à la Baden mit Delfinen und „Die schönste Frau der Welt küssen“. 2 Stunden Sitzschlaf, dann Landung. Beim Warten auf die Passkontrolle formuliere ich allerlei Voucher-Verlust-Ausreden vor, und Teresa beschwichtigt: „Kein Mensch braucht Vouchers, Hauptsache, die Pässe sind in Ordnung! Wenn der fehlt, darf man zur Botschaft, au wei“. Prompt wird ihr Pass besonders akribisch unter die Lupe genommen, und weil irgendetwas mit der Gültigkeit nicht stimmt, gehts zur Nachkontrolle auf die Polizeistation. Ich warte ein Stündchen draußen, im schwarzen Frack schwer schwitzend, dann gehts weiter mit der Auflage, sich in den nächsten Tagen bei der deutschen Botschaft um Klärung zu bemühen. Der Transfer ist inzwischen schon lange weg, aber man stellt uns ein Taxi, auch ohne Voucher. Der Fahrer erzählt mindestens zwei Dutzend mal, dass wir uns nunmehr im Paradies befänden, bienvenue au paradis etc, und der Blick auf den türkisen Ozean illustriert seine Worte aufs paradiesischste. Mein Frack riecht mittlerweile wie ein sehr altes Briefmarkenalbum, mein Hemd allerdings nach totkrankem Delfin, was sicher damit zu tun hat, dass es hier heiß ist. 31 Grad zeigt das Thermometer im Taxi, und der Linksverkehr lässt uns im übernächtigten Zustand jedesmal zusammenzucken, wenn sich von vorn ein Auto nähert. Zuckerrohr satt, darin bunte tamilische Tempel. Mehr sag ich jetzt nicht - erstmal Einchecken, die schönste Frau der Welt küssen und den Frack ablegen. Dahinten sehe ich schon den Hotel-Hügel...