Freitag, 12. Mai 2017
Ein Gruß aus der Plattenküche
Ich habe weiterhin heftigen Muskelkater, so fulminant wie seit Jahren nicht mehr. Ursache ist die Kombination zweier Aktivitäten: Anfang der Woche besuchte ich meinen Sohn, der in Landeck/Tirol studiert. Am Dienstagmorgen wollte ich die Bergtauglichkeit meiner Leguano-Barfuß-Schuhe testen und lief zu diesem Zweck den Venet hinauf. Auf halber Höhe machte ich kehrt, aber diese zweistündige Dosis dünnsohliger Hoppelei reichte bereits, um meine Oberschenkel brennen zu lassen. Ein Teil des Weges verlief auf der berühmten "Fliesser Platte", einem Teil der römischen Staatsstrasse Via Claudia Augusta. Noch heute ist der originale Straßenbelag in Gebrauch, dessen Verkehrssicherheit vorbildlich ist: In den blanken Alpinfels sind nämlich zwei Rillen eingemeißelt, die den römischen Pferdegespannen Spurtreue garantierten.
Am Tag darauf fuhr ich mit dem Birdy am Inn entlang, durchquerte Imst und pedalierte den Fernpass hinauf. Der Schotterweg ist für den gemeinen Mountainbiker keine echte Grenzfahrt, aber mit dem 18-Zoll-Faltrad eher flachländrischer Übersetzung und bereits brennenden Beinen musste ich mich am berühmten Riemen reißen, um die Passhöhe zu erklimmen. Und immer wieder bäumte sich steilheitsbedingt das Vorderrad auf wie ein quengeliger Mustanghengst. Wieher! Dann schmiegte ich mich beruhigend Richtung Pferdehals, äh, Drahtesel, um ihn auf die Piste zu zwingen.
Kurz hinter der Passhöhe ereilte mich der Pannenteufel und durchstach mit seinen Hörnern meinen Hinterreifen. Leider hatte ich nur Ersatzschläuche mit Autoventil in der Tasche, welches leider nicht durchs Loch in der Felge passte. Etwas enttäuscht bastelte ich alles leidlich zusammen und schob den Klapphobel hinunter nach Biberwier, wo ein netter Autofahrer mir anbot, mich zum Bahnhof nach Ehrwald zu transportieren. Danke hierfür!
Gestern schließlich gondelte ich 25km auf meinem Tretroller durch die südwestlichen Stadtteile Münchens, was interessanterweise völlig beschwerdefrei funktionierte, während auch mickrige Treppenabsätze meine Beinmuskeln aufjaulen lassen.
Merke: Jedem Muskelkater haftet etwas ordenhaftes an, er ist eine Auszeichnung. Doch im Gegensatz zu manchen Trophäen des sonstigen Lebens will er mit echtem Perlschweiß erworben werden.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
The biggest Arztroman ever
Willkommen in meinem neuen Tagebuch („Post-Coronik“), das sich womöglich auch in diesem virtuellen Gewölbekeller vornehmlich mit Corona befa...
Beliebte Beiträge
-
25.3. Wenn man im Park trimmtrabt, begegnet man zwei Gruppen: die eine sucht auf den Wegen die weitestmögliche Distanz, geht gebückt und has...
-
Ich bin begeisterter „Tragepapa". Stundenlang transportiere ich Theodor vor meinem Bauch; mittlerweile habe ich Erfahrungen mit allen g...
-
Mit Krümel, Kehrschaufel und Besen kannst auch Du Gedanken lesen Auf dem Berg trägt die Nixe Gamsbart Lieber breit im toten Winkel als to...
-
Dies ist ein offizielles Hochzeitsfoto der Bonings. Unsere Hochzeit war nicht zuletzt deshalb witzig, weil ich ja qua Ehe zum Bayer wurde (...
-
Kein Handy schneidet, Haupthaar, Dir die Spitzen In den Tropen pupen Popen lieber als im Köln Dom Mit einer Armlänge Abstand muss die He...
-
...so nannte der Laufbuchautor Werner Sonntag 1978 seine „Notizen eines 100 km- Läufers" - ein (inzwischen vergriffenes) Büchlein, dess...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen