Samstag, 17. Juni 2017

Der Auftrag lautet: Das Vertrauen darf nicht enttäuscht werden.

Kohl. Als er Kanzler wurde, war ich fünfzehn, hätte mich selber eher "links" genannt und stimmte sogleich ein in den Chor derer, die sich für schlauer hielten und Kohl für einen biederen Einfaltspinsel. Es war die Zeit des NATO-Doppelbeschlusses, die Schülerschaft der Cäcilienschule ging geschlossen zur Demo, mit Ok der Schulleitung, und die wenigsten durchdachten wenigstens einmal ernsthaft die Argumente der Gegenseite. Genscher galt folglich als Verräter, die "geistig-moralische Wende" als Irrweg, Verheugen als Held. 

In den weiteren 80ern kümmerte ich mich immer weniger um Politik, bis zur großen DDR-Tournee 1987. Dort waren wir Westler gezwungen, über die Grundlagen nachzudenken. Was ist eine Demokratie, welche Folgen hat die Diktatur? Auf welcher Seite stehst Du? Umringt von Stasi rund um die Uhr wurde ich zum überzeugten Anhänger der "freiheitlich-demokratischen Grundordnung", und alles, was passierte, nachdem Ungarn im Sommer 89 den Grenzzaun öffnete, erfüllte mich mit prickelndem Glücksgefühl. Kohl schuf in dieser Phase sein Meisterstück, indem er die deutsche mit der europäischen Einheit kombinierte. Besser als Bismarck, viel besser. Kohl ist wahrscheinlich der größte deutsche Politiker überhaupt, und es fühlt sich nicht einmal seltsam an, dies so zu sagen. 

Was Europa angeht, wird er mich auch weiterhin inspirieren. Er gehörte zu jenen, die Schlagbäume zersägten, oder die er mit seinem Gewicht zerbrach, einfach durch Draufsetzen, buchstäblich, als Jugendlicher, und zwar ohne Zustimmung der Schulleitung. Er hat für seine Überzeugung mehr in die Waagschale gelegt als ich bislang. Aber ich kann ja aufholen; es ist noch Zeit. 

Ich persönlich habe durch Kohl aber auch gelernt, wie falsch es sein kann, einen Menschen nach seinem ersten Eindruck zu beurteilen, nach seiner vermeintlich provinziellen Redeweise. 

Vorletztes Jahr bin ich in Landau aufgetreten, in der Pfalz, und ich habe mir im Lokal einen Pfälzer Saumagen bestellt. Nichts spektakuläres, schmeckt wie Bratwurst. Ein "ehrliches", unprätentiöses Essen. Ich stellte mir vor, wie Mitterand das Mahl gemundet haben mag. Dessen Zustimmung zur deutschen Einheit gab es nicht umsonst. Sie kostete quasi einen Euro. Sein Vertrauen musste erkämpft werden, und Kohl hat's geschafft. 

Der Auftrag an uns lautet: Das Vertrauen darf nicht wieder enttäuscht werden, weder bei Franzosen, noch bei anderen Europäern, nicht bei den Russen, und auch nicht bei den Amerikanern.

Danke. 

1 Kommentar:

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