Sonntag, 27. Januar 2019

Startnummernsalat




Warum wählte ich Winterthur als Ort meines ersten Marathonlaufes aus? Im Internet (ja, das gab‘s damals schon) hatte ich eine Liste mit Marathonläufen gefunden. Mein Training wollte ich streng nach Ratgeberliteratur gestalten, wofür in den meisten Büchern 10-12 Wochen veranschlagt wurde, bei Neulingen lieber länger als kürzer. Vorsichtshalber wollte ich erst möglichst spät im Frühjahr auf die Strassen, die die Welt bedeuten, und am liebsten im Ausland, um Pressevertretern aus dem Weg zu gehen, die ein eventuelles Scheitern womöglich mit Genuss vermeldet hätten. Und wenn man noch nie Marathon gelaufen ist, weiss man ja nicht, was auf einen zukommt. Nachher kommt der ominöse „Mann mit dem Hammer", haut einen in 1000 Stücke, und man wird zu einem Fall für die Straßenkehrer. 
Mit Marathontemporechnern (Internet) analysierte ich meine Zielzeit. Mit 80 km pro Woche stellte ich mich auf eine Endzeit von 3:30 ein. 



Es gibt natürlich noch einige weitere gute Gründe für Winterthur: Walter Steiner erfand 1947 die Wäschespinne in Winterthur. Typisch für die Stadt ist ein kalter Fallwind, sozusagen das Gegenteil des Föns, die „Bise". Gut möglich, dass dieser Wind das praktische Gestell zum Wäschetrocknen erst inspiriert hat. Überdies ist Winterthur eine Hauptstadt der Heavy-Metal-Musik, da wohnt und probt zB „Eluvetie", und das Stadtbild steht in schönem Kontrast zu deren wilder Musik. Alles ist sauber und aufgeräumt. Aber selbst wenn Winterthur ein garstiger, unsympathischer Ort wäre: Wenn man einmal irgendwo Marathon läuft, schließt man den Ort in sein Herz. Nun hatte ich bei meiner Premiere auch Glück: Ich ging in Topform an den Start, der längste Lauf in der Vorbereitung war 37 km lang gewesen, ich hatte mich beflissen erholt, das Wetter war prima, und die Mitläufer empfand ich als angenehm. Am Wegesrand schossen Schweizer auf lebensgroße Sperrholzmänneken. Was man eben an einem Schweizer Sonntag im Mai so macht. Das beflügelt! Nach genau 3:30 kam ich ins Ziel, strahlend wie das berühmte Honigkuchenpferd. Natürlich bewahrte ich die Startnummer auf, so wie auch bei meinem zweiten Marathon, den ich keckerweise bereits drei Monate später, in Füssen, quasi vor der Haustür absolvierte: 

Hm. 2 passt zwar gut zum zweiten Marathon, aber ich glaube, die damalige Startnummer war doch eine andere. Vielleicht die hier: 

Saukel ist immehin ein Laden in der Gegend. Oder die hier?

Verflixt, ich hätte die mal alle beschriften sollen. Könnte auch die hier gewesen sein:

Oh, hier ist nochmal Saukel als Sponsor. Sieht aber irgendwie neuer aus: 

Die kann‘s natürlich auch sein:
Hm...


Zulange her...

Ich weiss schon nicht mal mehr, warum ich die Nummern überhaupt aufbewahrt habe...

In Füssen jedenfalls bin ich später auch wieder mitgelaufen. Da sind die Startnummern leichter zuzuordnen. ZB hier:

Und noch einmal war ich in Füssen:

Klar zuordnen lassen sich immer die Nummern der grossen Stadtmarathons. Zum Beispiel in Bonn, da lief ich 2003 meine heute noch gültige persönliche Bestleistung, nämlich 3:20.




Hamburg. Da trug ich als einziger Teilnehmer eine Krawatte und nannte mich fortan den Sieger der Krawattenläufer-Wertung. Merke: Um irgendwo der Beste zu sein, erfinde einfach eine Sportart, in der Du der einzige Athlet bist. In Hamburg 2002 ging übrigens auch Dieter Baumann an den Start, Olympiasieger in Barcelona über 5000m. Und gab nach 38 km auf. Und bereits Minuten später kursierten T-Shirts mit der Aufschrift: „Olympiasieger-Besieger"

München, da war ich mehrmals. Kann aber nur eine Nummer finden, nämlich die von 2011: 

Eifelmarathon 2002. Ein angenehm meditatives Rauf und Runter. 

Voralpenmarathon in Kempten. Da gings ganz schön zur Sache, was die Höhenmeter anging. 
In Oberstaufen lief man über die Nagelfluhkette, 1900 Höhenmeter, das ist gebirgstechnisch noch anspruchsvoller:

Und im Jahr drauf gleich noch mal, weils so schön war:

Auf die Zugspitze bin ich auch mal gehudelt:

Und, weil mich bald nach noch mehr Steigung dürstete, reiste ich wieder in die Schweiz. Von Chur aufs Parparner Rothorn. Ein Berg, etwa so hoch wie die Zugspitze. Da war ich sogar richtig schnell. Und sah erwachsene Männer im Schnee unterhalb des Gipfels weinen.

Unter den Hochgebirgsläufen ist der Swiss-Alpin-Marathon in Davos ein echter Klassiker. 78 km, und nach zwei Dritteln läuft man an einem Rennarzt vorbei, der einem kurz in die Augen schaut und dann entscheidet, ob man weiterlaufen darf oder nicht. Dem stellt sich jeder mit einem gewissen Lampenfieber vor. Mich liess er passieren, uff. 
Einer meiner schönsten Läufe war auch der Marathon auf Helgoland. 4 mal im Kreis, so dass man die einzige deutsche Hochseeinsel gründlich kennenlernt. Und die Bewohner sind verkleidet, als Cowboy, Araber, Frau Antje, und teilt die Getränke an der Strecke aus. Ein tolles Volksfest! 



Und nun noch einmal in die Schweiz, zum längsten Lauf, den ich je am Stück absolvierte, den „100 km von Biel"



1 Kommentar:

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