Magdeburg. Hat Spass gemacht, wobei das Gefühl auf der Bühne bei „Wie ich Weltmeister im Langsamschwimmen wurde" ein sehr anderes ist als bei den Einkaufszetteln. Auch gestern blickte ich bisweilen in Gesichter, die sagen wollten: „Wovon redet der Mann da?" Einkaufszettel - da weiss jeder, worum es geht. Niemand hat noch keinen verfasst. Beim Ausdauersport sieht die Sache anders aus. Gewiss: Jeder hat sich schon vom berühmten inneren Schweinehund übermannen lassen, aber nur wenige gehen, laufen, radeln durchs Leben mit eher sporadischem Schweinehunde-Kontakt. Dadurch bleibt mein Tun in den Augen vieler Zuhörer merkwürdig, und ich werde als Exot beäugt, nicht als Repräsentant oder gar Spiegel. Nichtsdestotrotz hatten wir Spaß, die Magdeburger und ich.
Voll war‘s auch, trotz Biergartenwetter.
Ob ich meinen Vortrag nach zugänglicher gestalten sollte? Aus Gesprächen mit Autofahrern und Couchkartoffeln weiss ich, dass die häufigste Frage jene ist, wie man sportliches Training durchhält. Wenigstens meinen Zähneputzvergleich sollte ich zum Besten geben: Zähneputzen macht man ja auch täglich, ohne zu jammern, und der Clou dürfte sein, dass es eben jeden Tag passiert, routiniert, ohne viel Gewese. So fällt auch das Sporteln leichter (oder sagen wir: „Bewegung an der frischen Luft"): Erstens ausnahmslos jeden Tag, zweitens klimbimfrei (zB ohne Anfahrt zum Fitnessstudio, Dusche und ähnlichen Schnickschnack, sondern in den Alltag integriert).
Ich war zum dritten Mal im Theater in der „Grünen Zitadelle", dem letzten Bau, den Friedensreich Hundertwasser verantwortete. Dass man sich in einem Hundertwasser-Bau befindet, ist in jedem Raum offensichtlich, auch im Klo der Künstlergarderobe. Wobei die deutsche Flagge zwischen den typisch „organisch" geklebten Fliesen als Bruch verstanden werden kann. Als liebenswerte Hommage, „entspannt", à la „Sommermärchen". Oder als nationalkritischen Witz (manch Popstar hat seine Goldenen Schallplatten ebenfalls auf’m Klo). Oder als spitzbübisches Fanal eines Fliesenlegers, also ganz privat. Wobei ich jetzt zweifle...werden Fliesen innerhalb der EU nicht mehrheitlich von Polen verlegt? Dies würde dafür sprechen, dass es tatsächlich Hundertwasser war, der sich einen Wiener Flaggen-Fliesen-Schmäh erlaubt hat.
Erstmals bei einem Besuch der Grünen Zitadelle schlage ich nicht mein Zelt auf dem Dach mit seinem bezaubernden Garten auf, sondern übernachte im Hotel. Langweiliger geht’s nicht. Machen das Leben nicht schöner, diese Dächer überm Kopf. Muss ich wieder ändern.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen