Montag, 8. Juli 2019

Luft und Liebe



Sylt. Hier ist es momentan kalt und windig. Nein, völlig falsche Wortwahl. Hier ist es erfrischend, und die Luft lebt. Wir genießen das gesunde Reizklima im Strandkorb und schauen Theo dabei zu, wie er versucht, in seiner fünflagigen Polarausstattung Sandburgen zu bauen. Gar nicht so leicht. Manchmal schafft er es, einige Meter gegen den Wind anzukrabbeln, dann sieht er aus wie eine seltene Schildkrötenart, die schwer deutbare Spuren im Sand hinterlässt. 

Zwischendurch wirft mein Vater trinkkulturell bemerkenswerte Salute aus den Fünfzigern ein, zB: „Alle Menschen sollen leben, die uns was zu trinken geben. Jenen aber, die dies neiden, wollen wir mit tausend Freuden Daunenfedern aus den Nasen zentnerweis ins Arschloch blasen. Und dies bei konträrem Wind, bis sie unsere Freunde sind. Prost!“

Die Abende verbringen wir mit Blick aus dem Fenster, auf das Dach des Nachbarhauses. Diesem fehlen zwei Dachpfannen, und bereits kurz nach unserer Ankunft hatten wir über dieses Fehlen allerlei Theorien entworfen. Inzwischen wissen wir, dass es sich um die Arbeitswege zweier Steinmarder handelt, die den Dachboden zu ihrem Lustschloss gemacht haben. Eigentlich sind Steinmarder Einzelgänger, nur zur Paarung ertragen sie ihresgleichen. Und wenn sie sich nicht gerade paaren, schauen sie aus dem Fenster - genau wie wir. Womit ich nicht sagen will, dass ich meine Frau nur in besonderen Situationen ertrage, i wo. Ganz im Gegenteil. Wir teilen alles miteinander, und zwar gerne. Wobei wir ja neben unserer Liebe wenig brauchen - im Grunde nur erfrischende, quicklebendige Luft. Prost! 

Samstag, 6. Juli 2019

Ein Loch






Ein Loch ist im Eimer

das Putzwasser läuft auf die Dielen

Im Fernseher läuft Mutter Beimer

Die Putzfrau muss schielen 

vom vielen Glotzen so dass


sie des Lochs nicht gewahr wird

Bald ist das Wohnzimmer nass

Sie träumt davon, dass sie ein Star wird

und rote Teppiche nutzt

für Bussis und Instafame


und sie nicht für Mindestlohn putzt

mit Fahrer und eigener Creme

und Richard Gere Auge in Auge

Doch in der Realität ist sie 70

und steht bis zum Knie in der Lauge


Sie ärgert sich, holt ihren Lappen

stopft das Loch mit etwas Kork

feudelt bis vier, isst einen Happen 

und seufzt: Farewell, Richard Gere

Dann nehme ich halt Andy Borg




Gauland und die Polyästhetische Erziehung.

Da bin ich nun in List, am (mittlerweile unkenntlich renovierten) Drehort von „Weine Nicht" und denke viel an Walter, den Regisseur, mit dem ich Ende der 80er, Anfang der 90er einen Kartoffelsack voller spannender Erlebnisse sammelte. Walter war ein enorm offener, vielseitiger, kreativer Mensch (allein 200 Albencover gehen auf ihn zurück, darunter Klassiker wie „The Jeremy Days"; mancheiner wird ihn auch als Sänger von „Palais Schaumburg" wahrgenommen haben. Hier ganz vorne links:)



Woher hatte Walter seine Eigenschaften? Learning by doing? Hatte er in jungen Jahren einen Mentor? Nie gefragt.

Jetzt also List. Durchwachsenes Wetter. Teresa hat Post von ihrer Doktormutter erhalten, fünf Bücher für Ihre Defensio Dissertationis zum Thema „Polyästhetische Erziehung". Sagt mir spontan wenig, und so beschließe ich, die Bücher auch zu meiner Ferienlektüre zu machen, aus ehelicher Solidarität.

Also los.

„Polyästhetische Erziehung" ist ein kunst- bzw. musikpädagogisches Konzept, das Ende der 60er an der Hochschule für Gestaltung in Hamburg entwickelt wurde, und zwar von Natias Neutert. Gilt als eine typische Theorie der 68er und besteht aus fünf Elementen: Polyästhetische Erziehung, so lese ich, ist multimedial, interdisziplinär, traditionsintegrativ, interkulturell und sozialkommunikativ. Nach 30 Seiten gähne ich verstohlen (es ist immerhin 22 Uhr) und beschließe den Tag, indem ich den dazugehörigen Wikipedia-Artikel aufrufe. Knapp und wortkarg. Auf Neutert wird verwiesen, klar, und anschließend auf, ich traue meinen Augen kaum: auf Walter Welke, geb. Thielsch, der bei Neutert studierte und sich, wie mir binnen einer Sekunde aufgeht, dessen Konzept zu eigen gemacht hatte. Schlagartig wach. Kreisschluss. Natürlich finde ich das vermeintlich trockene Thema sogleich faszinierend. Jazz funktioniert nach diesen Regeln, wenigstens seit Coltrane. Und Walter eben auch.



Neutert zeigte 1965 seinen Kurzfilm „Noch und Nöcher" auf der Berlinale (mit Iris Berben) und hat in den 70ern Karriere als TV-Zauberer gemacht, zB in der Sesamstrasse. Er schuf einen neuen Typus des Auftrittskünstlers zwischen Film, Bewegung, Kabarett und Zauberei; Neutert hiess bald „Totalkünstler" - und spontan denke ich an Hirschhausen, der ja auch besonders grosse Brücken schlägt, von Medizin zu Zauberei und Comedy. 

Erstes Fazit: Die „Polyästhetische Erziehung" ist eine jener Ideen der 68er, die Bestand haben und die unbeholfenen Reaktionsbemühungen der „Neuen Rechten" locker überleben werden. Niemand möchte heute ohne die Vielfalt leben, die mit ihr verbunden ist. Sogar ein Zauberkünstler Gauland nicht. Nicht einmal Ernst Jünger, den ja die AfD zu vereinnahmen sucht. Auch er schlenderte spätestens nach seinen Begegnungen mit Picasso und Albert Hofmann nach den o.g. fünf Prinzipien durch seine Tage, verkleisterte Käfer, „Gärten und Straßen", „Annäherungen und Rausch" zu seinen „Strahlungen", zu Oberlichtern, die sich gen gischtumtoste Marmorklippen der Unendlichkeit öffneten - mit LSD als Fensterkitt. Danke, Walter!

Apropos Gischt. Zeit für einen Strandspaziergang...




Dienstag, 2. Juli 2019

Von der Bühne zur Buhne



Reeperbahn - Rømø. Mein Rad steht bereits auf der Bühne, abfahrtbereit, den ganzen Auftritt lang. Zum Schlussapplaus schultere ich’s und gehe die Treppe hinab ins Foyer. Dort gibt’s eine Runde Autogramme, und los. Das Schmidttheater hat mir noch eine große Buddel Cola spendiert, aus der Garderobe habe ich ich zwei Wurstbrötchen entwendet, ich bin also bestens proviantiert, als ich um 21:30 die Reeperbahn Richtung Norden verlasse. Sommerliches Treiben in den Straßencafés. Sonntagabend, wenig Verkehr. Ich strampele Richtung Pinneberg, baue Auftritts-Adrenalin ab und Vorfreude auf die bevorstehende Nacht auf.

Durch Eimsbüttel und Stellingen zur Stadtgrenze. Erste Pinkelpause. Eidelstedt, Rellingen. Pinneberg sieht bei den Rathauspassagen im Abendlicht fast so aus wie London oder Paris. Also jedenfalls am Stadtrand von Paris. Wo sich Ghettokid und Hase gute Nacht sagen. Nordische Dämmerung: Zeitlupenverdunkelung. Immer schmaler wird der Lichtstreifen am Horizont, aber ganz weg will er nicht. Passenderweise fahre ich durch einen Ort namens „Helle Himmel". Wieder Pinkelpause. Habe schon in der Auftrittspause Cola gesoffen, das entwässert. Oder die Blase drückt wegen Aufregung. Ich bin zwar schon manche Nächte durchgeradelt, aber nicht nach einem Auftritt. Befruchtet sich sowas? Oder raubt der Vortrag zuviel Kraft? 




Große Wettern, Itzehoe. Da ist Teresa mal aufgetreten, mit „Boccaccio" von Franz v Suppé, und Thomas Müller und ich haben damals zugeschaut. Thomas ist Fotograf, einer der besten, hat gerade Wolfgang Tillmans fotografiert, einen anderen guten, und heute Abend saß er im Publikum. Teresa ist derweil auf Sylt und erwartet mich. So, genug Namedropping. 

Einzelne Kröten sitzen im Kegel meiner Funzel. Nur nicht drüberrollen! Ich liebe alle Amphibien, von Kermit über die mallorquinische Geburtshelferkröte bis zum schwarzen Alpensalamander, meinem Lieblingslurch. Dabei habe ich schon ziemlich viele von ihnen auf dem Gewissen: Als Kind versuchte ich regelmässig, aus Froschlaich adulte Tiere zu ziehen, was jedoch höchst selten gelang. Schämenswert. 

Im Rucksack drückt meine Ferienlektüre: Hemmingway, 49 Depeschen. Bescheuert, sowas mitzuschleppen. Am Wegesrand ablegen? Quasi ablaichen? Für die Kröten? Nein, geht auch nicht.

Schmale Straßen, leicht gewellt. Sommerhitze weicht feuchter Kühle. Erstes Großziel: Der Nord-Ostseekanal. Mein Navi wollte mich per Fähre übersetzen lassen; habe den Lapsus rechtzeitig bemerkt. Um diese Zeit kann man lange „Hal öwer!" rufen. 

Mon Dieu, ist das einsam hier. Schleswig-Holstein ist eine verwunschene Gegend. Mehr Kröten als Menschen. Ob ich mal eine Kröte küssen sollte? Und dann stehen vor mir die Filiüsse von Barschel und Simonis. 




Da ist die Brücke, hoch überm Kanal! Ich wuchte mich empor. Kein Auto, kein Geräusch, nichts. In der Ferne nähert sich ein Frachter, auf der anderen Seite weiterhin ein feiner Lichthall.

Ich pinkele von der Brückenmitte hinab in die Tiefe. Ist ja niemand da, der sich dran stören könnte. Meine Stirnlampe schwächelt. Im letzten Atemhauch der Batterie ordne ich meinen Rucksack, nehme einen Schluck aus der Colapulle, esse ein Wurstbrot und knipse, was das Nachtlicht hergibt. Halbzeit. 

Weiter geht’s Richtung Heide. Das Tempo lahmt zusehends, meine Augen fallen zu. Hier ein Reh, da ein Hase. Reicht leider nicht, um mich gründlich wach zu machen. Gegen drei wird’s nachgerade unangenehm. Ich schließe ein ums andere mal die Augen und genieße die Idee, auf der Stelle einzuschlafen. Eine Sekunde später reiße ich alarmiert die Augen auf. Ist einfach kein guter Platz zum Schlafen, so’n Fahrradsattel. Warum bin ich überhaupt um diese Uhrzeit unterwegs? Das Schmidttheater hatte mir ja bereits ein Hotelzimmer reserviert. Tja. Abenteuerlust - das wird’s sein. Mit Übermüdungsgarantie. Hinter Heide rolle ich durch ein Moor, richtiger Sumpf. Es riecht faul, und die Lichtbordüre am Horizont wird langsam wieder breiter. Anhalten, fotografieren. 



Naja, das Bild ist nicht soo stark, aber ich bin schon im Scheu-Stadium, in dem jede Meid-Gelegenheit gerne wahrgenommen wird. Runter vom Rad, kurz den Popo lüften. Zum zweiten Mal schmiere ich mir eine Handvoll Vaseline aufs Sitzpolster. Bleibt unbequem. Tagesform eher mäßig - könnte mit dem Auftritt zu tun haben, der eben auch ein paar Körner beansprucht. In der Ferne sehe ich eine weitere Brücke. Fast ist’s hell, als ich die Schlei überquere. 

Unter der Brücke grasen Kühe. Gut, da kann man gleich für noch eine Fotopause anhalten:


Die Brücke, so lese ich, wurde 1916 fertig gestellt, mitten im Krieg, und dahinter liegt das sagenhaft pittoreske Friedrichstadt. Eine Holländersiedlung, mit Grachten, Amsterdamer Häuschen und allem Pipapo. Wat’s allns gifft! Nie von gehört. Ich könnte ja schon hier in den Zug steigen...ach was, lieber erstmal in die Bäckerei. Die hat nämlich schon auf, um knappe fünf. Moin! Moinsen! Kaffee und Schnecke bitte! Ein Handwerker schneit rein, dessen Tochter ein Pferd hat und ein Pony. Die Bäckerin war wandern im Harz. 

Husum, die graue Stadt am Meer. Schimmelreiter. Müsste man glatt mal wieder lesen. Aber einstweilen schleppe ich ja Hemmingway zum gefühlten Nordpol. Echt grau hier, jedenfalls am heutigen Morgen, kurz nach Wettersturz. 20 Grad kälter als gestern abend. Ich zittere mich durch die Storm-Stadt. Jetzt rollt langsam der Verkehr. Ist das eine Bundesstraße hier? Garstige Töfftöffs. Mist, verfahren. Im Zickzack durch die Windräder. Hui, drehen die sich schnell. Steife Brise hier. Links sehe ich in der Halbferne den Deich. Zug oder Damm nach Rømø? Nein, ichbin für Zug. 40 km weniger Wegstrecke, und vor allem bin ich deutlich schneller bei Teresa und Theo. 

Blöder Gegenwind. Alle fünf Kilometer rechts, dann wieder links. Eine horizontale Treppe durch salzige Wiesen. Ich überquere die Lecker Au. Weia, was haben die für eigentümliche Flussnamen hier? Ob das Wasser schmeckt? Womöglich Süßwasser. Ja, das sind sie, die typischen 7-Uhr-Witze. Immerhin fallen mir die Augen nicht mehr zu, seit dem Kaffee in Friedrichstadt. 

Noch ein paar Mal rechts-links, dann bin ich in Niebüll, stehe am Gleis 3. Proppenvoll mit Zimmermädchen & Zimmermännern, die sich auf der goldenen Insel die Nase versilbern möchten. Zug fährt pünktlich um 8.03, also jetzt. Juhu! Schon mal bei Strava sichern: 187 km in 9:32 Stunden. Durchschnitt unter 20. Motto: Versuch‘s mal mit Gemütlichkeit. 

Hindenburgdamm ahoi. Eine halbe Stunde später debarkiere ich in Westerland und nehme die letzten 17 Kilometer nach List in Angriff, wo sich ja auch der Fähranleger für die Passage nach Rømø befindet. Also alle Ziele so gut wie erreicht. Fabulös, der Radweg durch die Dünen. „Von der Bühne zur Düne" wäre eigentlich der bessere Titel für diesen Text, aber jetzt ist zu spät. Ich fahr doch nicht zurück auf los, jetzt, nach über 200 km.



Noch ein Foto mit jener Wanderdüne, auf der ich 1988 das Video zu „Weine nicht!" drehte, mit dem großen Walter Welke, geboren Thielsch, der leider schon tot ist. Immerhin habe ich zwei Wochen vor seinem Ableben einen tollen Nachmittag mit ihm verbracht, bei der Abschiedsfeier von Horst Königstein im NDR. Danke. Sylt hat uns sozusagen zusammengeführt. Walter, wenn Du dies liest: Ich habe viel von Dir gelernt! Du warst mir eine besondere Inspiration! 


„Weine nicht!"


In List treffe ich meine Lieben, am Spielplatz neben der Tonnenhalle. Erstmal ein Fischbrötchen.



Anschließend nicke ich ein, nachmittags erneut. Auf dem Fussboden. Abends zu müde für irgendwas: Ich schaue bewegungslos „Bauer sucht Frau international". Fun fact am Ende: Dass ich mir zwei Tage hintereinander nicht die Zähne geputzt habe - daran kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern. Wahrscheinlich unsere Romtour. Jedenfalls irgendwas mit Fahrrad. 

Nach Rømø setze ich in den nächsten Tagen über - der Vollständigkeit halber. 

Freitag, 28. Juni 2019

Hüttenglück


Weiterhin bin ich auf der Suche nach einem Tagesanbruchsritual in Form einer täglich murmelnden Wanderung. Es stehen bereits: Links an den Freisinger Nachbarn vorbei bergauf, am Steinmandl halbhalblinks, um die Schulter herum, dann auf bestem (aber nicht markiertem) Weg mit Blickrichtung auf den Rifflerkogel. Bei markanter Baumgruppe scharf rechts, steil bergauf, wieder links, zwischen Kuppe und See (verlockend bei über 30 Grad; noch schwimmen allenthalben Eiswürfel). An der Kühsteinalm steil bergauf zum Schartenjoch. Auf dem Kamm entlang zur Speikspitze (wo man, wie Börnie vorschlägt, einen Flachmann verstecken könnte), zurück zum Schartenjoch und runter zur Brunnalm. Ja. Hier bin ich noch auf einer Suche nach einer Abkürzung, die auf alten Karten gepunktet eingezeichnet ist, aber bei meinen Erkundungen schreckte ich vor allem viel Wild auf. Der Rückweg auf dem Kammweg nordwärts (auch er in alten Karten angegeben) endete im steilen Bergwald. 

Der Star ist der Kamm: Totaler Überblick, es locken Mannskopf und Kapaunsalm, blühende Alpenazaleen und Gendtners Alpenmohn, wenn mein Blumenbestimmungsbuch nicht lügt. Ferner stehen dort mehrere fein aufgeschichtete Steinhaufen, ähnlich wie die Nuraghen in Sizilien - so stelle ich mir sie jedenfalls vor. 







Frühstück um halb neun. Jetzt im Sommer ist das Leben hier der pralle Luxus: Die Speisekammer ist voll, die Kuhglocken bimmeln, auf der anderen Seite des Zillertals reflektieren die Dächer der Seilbahnbergstationen die Morgensonne. In der größten von ihnen begegnete ich eines Winters Sasha. „Was machst du denn hier?". 

Am Spätvormittag kommt unser netter Verpächter mit seinem Onkel und dessen Frau. Wir kredenzen unseren kärglichen Pflaumenkuchenrest und reden über Gott und die Welt. Franz hat Obstler mitgebracht, ein feines Tröpfchen. „Die Kühe sind auch nicht mehr das, was sie mal waren!" winkt der Onkel ab. Alle verwöhnt und verzärtelt. Eintopf wird aufgetischt, Fliegenschutz vor die Tür geschraubt, die herabhängende Markise mit einem schmucken Stützpfeiler versehen. 

Dann fügt Angela zu den Themen Gott und Welt die Politik hinzu. Flüchtlingskrise. Ist sie wahnsinnig? Gaanz dünnes Eis! Afrika. Alle retten geht nicht. Kollateralschäden für Europa. Kurz? Ein Guter. Uff, Thema durch. Mit Franz verabrede ich mich zum Wandern im August. 




Unsere Rosenheimer Vorgänger waren mal drei Wochen hier, die Nachbarn oben schaffen nur eine, wie sie freimütig bekennen. Man kann eben nicht „mal eben in den Supermarkt". Und Amazon fällt auch flach. Meine Liste mit Dingen, die im August vonnöten sind, sein könnten, wird immer länger. Vor allem sollte die Bibliothek weiter ausgebaut werden. 

Überraschung des Tages: Milch direkt von der Kuh schmeckt gar nicht soo anders als handelsübliche Vollmilch. Ich hatte mit einem deutlichen Unterschied gerechnet, wäre aber nicht einmal sicher, ob ich im direkten Vergleich zuordnen könnte. Kann natürlich sein, dass meine Papillen schon altersbedingt abgestumpft sind. Klar. 

Am Abend staunen wir über den Abendhimmel. Das Band der Milchstraße, hurra; ich traue meinen Augen kaum. Ja, eine richtige Kamera muss auch her. Mit Stativ. Einstweilen ein Abendblick nach Westen: 









Dienstag, 25. Juni 2019

Auf der Alm...



Wir haben gestern geheizt. Meine Frau fand es abends etwas kühl, und zudem mag sie das Knistern und Knacken des Holzes. Heute nun, als in der Mittagszeit alle Welt satte 40 Grad beschwitzte, heizten wir erneut ein, nämlich zum Backen eines Pflaumenkuchens à la 1850. 






Zunächst zog der Ofen nicht, womöglich war es auch dem Rauch zu heiß in der prallen Sonne, er weigerte sich, auch nur in Schornsteinnähe zu ziehen, doch schließlich gelang der Kuchen doch. Den ganzen Nachmittag pendelte ich hochkonzentriert zwischen Schür- und Knethaken und schwitzte dabei wie ein Dampflokheizer in der Bagdadbahn. 

Am sehr frühen Morgen (5 Uhr irgendwas) war ich um „unseren“ Berg herumgelaufen, ohne störende Altschneefelder (das war vor einer Woche noch völlig anders, als ich adrenalindurchsotten über tiefgefrorene Hänge balancierte). 

Melde: Speikspitze problemlos erklommen, arkadisches Terrain.




Die Kühe sind zZt nachts auf der Alm, tagsüber stehen sie im Stall, mit an der Decke festgebundenen Schwänzen. Hansel melkt am Nachmittag; unseren Kuchen verschmäht er. 

Angela kommt vom Tegernsee herbeigeradelt, kettet ihr Rad an eine der Pistenraupen am Parkplatz, stiefelt dann zu uns herauf und isst mit uns Eintopf und Pflaumenkuchen.





Hängematte montiert. 12 mal den Kopf an der tiefhängenden Markise gestoßen. Handstaubsauger als effiziente und tierfreundlichste Bremsenbeseitigungsmethode entdeckt.  

Theo spielt mit einem unserer Wasserbottiche oder räumt Holzkisten aus. Gerade bei letzterer Tätigkeit gelangt er in ernsthaften flow. Geht auch mit Mamas Koffer. 

Gerade sind Teresa und Angela draußen und bewundern die Ziegen, die soben zu den Kühen auf die Alm stoßen. Theo schläft. Ich auch gleich. Morgen wieder früh raus, auf die Speikspitze und evtl anschließend auf den namenlosen Gipfel nebenan. Du liebe Güte, ist das schön hier! 


Dienstag, 18. Juni 2019

Deutsche Flüsse (46): Donau



Die Donau kann man nicht ernst nehmen:

Sie faulenzt dahin, lässt sich treiben.

Bei einem Gegenstand bleiben? Nein.

Dafür fehlt ihr der sittliche Ernst. Schämen


sollte sie sich, aber gründlich!

Alle arbeiten: die Wärter der Schleusen,

die Donaufischer mit ihren Reusen;

die Fährleute queren sie stündlich,


hagere Bauern mit klapprigen Mähren

pflügen und eggen am Ufer das Feld. 

Was lebten wir in einer fleißigen Welt, 

wenn diese stinkfaulen Flüsse nicht wären.





The biggest Arztroman ever

Willkommen in meinem neuen Tagebuch („Post-Coronik“), das sich womöglich auch in diesem virtuellen Gewölbekeller vornehmlich mit Corona befa...

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