Sonntag, 14. Mai 2017

Eierkuchen, Muttertag

Manch Oberhemd umschließt mich derzeit ohne Luft und Spiel. Wirklich korpulent bin ich nicht, aber ich ertappe mich immer häufiger dabei, dass ich bei Fotosessions den Bauch einziehe und die Luft anhalte. Wenn der Fotograf dann nicht schnell genug knipst, laufe ich gewitterwolkenblau an, und die so entstandenen Bilder müssen aufwendig gephotoshoppt werden. Mit weltschmerzlichem Seufzer schob ich darob zwei Obsttage ein, ehe ich heute Vormittag bei ausgiebigem Brunch im Stamm-Café am Viktualienmarkt mit einem ziegeldicken spanischen Omlett den Diäterfolg kalorisch ausglich. Schlagartig stieg die Laune, ich auf's Rad und kurbelte mich zum Flughafen. In München sind dies ab Innenstadt etwa 35 km, vorbei an gelbem Raps- und rosa Kastanienblüten, unter dramatisch dräuenden luftanhaltegesichtigen Wolkengebirgen. Zwanzig Grad! Es frühsommert! 

Am Sperrgepäckschalter plauderte ich mit einem velophilen Engländer. Er fragte, wie ich's mit den Reifen hielte: Lasse ich die Luft ab, ehe ich das Faltrad aufgebe? Ich verneinte. Womöglich besteht bei Hochdruck-Rennradreifen Explosionsgefahr, aber die 85 psi meines Birdys haben bisher noch keinen Pneu zum Platzen gebracht. Im Gegenteil: Ich ärgerte mich schon manches Mal über übereifrige Flughafenpersonal, das mir meinte einen Gefallen zu tun, indem es die Ventile öffnete und mich am Zielflughafen fluchen ließ. Der Engländer bestaunte mein Birdy, schwört bisher auf Brompton, und ich spendierte ein paar verkrampfte Lobesfloskeln. Dabei, so finde ich, ist das Pfiffigste am Brompton noch der Gepäckträger mit seinen kleinen Transportrollen, alles andere ist technisch eher hausbacken. Aber wer ausgerechnet gegenüber einem Engländer die Überlegenheit deutscher Faltrad-Ingenieurskunst hervorhebt, läuft Gefahr, für arrogant gehalten zu werden. 

Sodann hielten wir übereinstimmend die Unsinnigkeit schützender Faltrad-Reisetaschen fest. Lackkratzer seien für den wahren Enthusiasten kein Makel, sondern adelnd, etwa so wie Schmisse - wobei ich an der englischen Übersetzung des Wortes "Schmiss" scheiterte. Have a nice day, bye bye!

In Hamburg war's fast noch wärmer, dafür ist der Flughafen zentrumsnäher. Ich nahm mein Birdy in Empfang und fuhr Richtung Eppendorf, vorbei an jener völlig überteuerten Wohnung im Lehmweg, die ich mit Anfang zwanzig gründlich verwohnte. Das "Onkel Pö" nebenan, zu meiner Zeit in "Legendär" umgetauft, heißt heute "Mama", aha. Oh, heute ist Muttertag. Muss noch anrufen, nicht vergessen. Erstmal im Hotel einchecken. Nachher ist Talkshow-Test im Thalia-Theater, mit Steffen Hallaschka, Ina Müller, Micky Beisenherz und Kalle Schwensen, "Die letzte Instanz". Danach schnell ins Bett; ich habe morgen sportlich einiges vor...




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