Ja, so langsam lerne ich, meinen Langsamschwimmer-Vortrag einigermaßen gekonnt zu präsentieren. Als sehr positiv hat sich die Idee erwiesen, mit dem Rad auf die Bühne zu fahren, oder, wenn sich dies aufgrund bühnenbaulicher Gegebenheiten nicht anbietet, das Rad doch wenigstens auf der Bühne zu parken. Dieser Abstellplatz ist, so vermute ich, einigermaßen diebstahlsicher, und zudem rechtfertigt ein zum Requisit deklariertes Klapprad eine ansonsten erklärungsbedürftige Garderobe: Radschuhe für Clickpedale und Funktionsoberhemd. Dieser Kunstgriff minimiert mein Reisegepäck, was wiederum meinen Spass an der Live-Auftreterei maßgeblich mehrt. Gestern bei den Wühlmäusen war’s gut gefüllt, und als zweite echte Verbesserung erwies sich mein offensives Hervorheben des unzweifelhaft angeberischen Charakters meiner Ausführungen. Highlight des Tages war aber eher nicht das schöne Gastspiel in Berlin, sondern die fabelhafte Radtour am Morgen: Bei blendendem Wetter startete ich in Leipzig, fuhr auf nahezu autofreien Kleinstrassen durch Kornblumen, Klatschmohn, weite Horizonte zur Mulde, die ich bei Bad Düben überquerte. Kaum Menschen, dafür viele Wahlplakate, hauptsächlich von der NPD („Regional statt Global“, „Sachsenland im Widerstand“) und „Der dritte Weg“ („Multikulti tötet“) - Kein Wunder, dass die AfD hier triumphieren konnte, wirkt sie doch vor diesem Hintergrund als eher moderate Kraft. Wahlplakate anderer Parteien wurden offenbar nur in Einzelfällen aufgehängt - das scheint in nordsächsischen Dörfern nicht zu lohnen. Hinter Bad Düben gings in den Wald, der mir jedoch bald zu rumpelig wurde, woraufhin ich auf die Bundesstrasse 2 auswich. Flott Richtung Wittenberg, wo ich auf drei kernige Thüringische Triathleten meinen Alters stiess, die mich zu Selfis und Gedankenaustausch in ihren Windschatten nahmen. Angekommen in der Lutherstadt, suchte ich den gerade letzte Woche bei „Genial Daneben - das Quiz“ erwähnten Segensroboter „Bless U 2“, um mich maschinell segnen zu lassen, fand ihn jedoch weder bei der Exerzierhalle noch am Bahnhof. Und so bestieg ich denn ohne den automatisierten Beistand des lieben Gottes meinen Zug in die Teutonenmetropole.
Dies war denn aber auch wirklich das allerallereinzigste Wermutströpfchen des Sonntags (fürs Wahlergebnis übernehme ich höchstens partiell die Verantwortung).
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