Samstag, 8. Juni 2019

Seltene Erden (1): Vogelsand



Der Sittich braucht für seine Wonne 

nicht nur Jod S-11 und Sonne, einen

Plastik-Badetiegel sowie einen 

Glockenspiegel, nahezu entscheidend 

ist nicht nur, was der Piepmatz frisst, sondern

wie er seibt und sitzt, ob der Sand am

Käfiggrunde für Geflügel kerngesunde

Mineralien enthalte, auf dass dieser seine

Flügel möglichst lange froh entfalte. 


Der beste Vogelsand ist fein und offenbart

im Lampenschein seine Herkunft aus dem

Meer. Muschelkalk und Oktopus, 

Haifischflosse und ein Schuss Korallenbein,

Krallenhorn vom Tiefseeschwein, feingerieben,

dann durch mehrmaliges Sieben von

allem befreit, was stört (Störe sind jedoch

erlaubt). Vorher schon entlaubt und frisch

gewaschen, landet in der Siebe Maschen, 

was dem Vogel schaden könnte: 

Joghurtbecher, Badeente, Gabel, Messer,

Dreizack, Forken, alte Autos, Kronenkorken.


An geschulten Mustervögeln wird das 

Endprodukt getestet: Wird der Bird vom

Sand verpestet? Gibt‘s an seinem Schnabel

Schäden, lässt der Farbton jeden Tag

aufs neue unsere Vögel leben, lachen, 

unsere treuen Freunde werden?

Wie sieht‘s aus mit Krankheitsherden: 

Federmilben, Vogelmumps; macht der 

Sittich vorschnell plumps, wenn er infizierte

Sande frisst? Ist der Vogelrüde müde, wird

die Eierschale weich? 


Unlängst ließ ein Saudi-Scheich 

knapp 300 Vogelkundler forschen, 

ob das Schuppenkleid von Dorschen,

hocherhitzt und dann zerstäubt, Vogelflöhe

erst betäubt und ihnen dann den Atem raubt.

Das Ergebnis: Leider nicht, aber man glaubt, 

gleichsam durch Zufall, ein Mittel gegen

Vogelgicht ganz nebenbei entdeckt, ohne

dies bezweckt zu haben. Für Sittichzecken,

apropos, sind elaborierte Sande No-Go-Areas,

imstande, jeden dieser Plagegeister wie ein

unflüssiger Kleister dingfest zu fixieren.


Beste Sande zieren Austernbruch mit Perle, 

auf das unsere bunten Kerle auf der Stange 

möglichst lange flattern, schweben, zwitschernd

sagen: JA zum Leben!





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