Der Träger eines immer länger werdenden Bartes (reichte in späten Jahren angeblich bis zum Boden) war ausgesprochen schwimmbegeistert, schwamm zunächst bei Wind und Wetter stundenlang im Meer. Später baute er sich eine Art Orangerie mit Schwimmbecken, in dem er seine Tage verschwamm. Der freundliche Exzentriker ging immer seltener an Land, lebte schließlich amphibisch wie ein Frosch und wäre sogar mehrfach fast ums Leben gekommen, als er nämlich im Wasser das Bewusstsein verlor. Er ernährte sich ausschließlich von Fleischbrühe und Wildbret, heizte nie und war bei seinen Freunden berüchtigt für seine enorm langen, langweiligen Gedichte, die er ihnen im Leierton vortrug.
Donnerstag, 7. Februar 2019
Tainted Love
Der Träger eines immer länger werdenden Bartes (reichte in späten Jahren angeblich bis zum Boden) war ausgesprochen schwimmbegeistert, schwamm zunächst bei Wind und Wetter stundenlang im Meer. Später baute er sich eine Art Orangerie mit Schwimmbecken, in dem er seine Tage verschwamm. Der freundliche Exzentriker ging immer seltener an Land, lebte schließlich amphibisch wie ein Frosch und wäre sogar mehrfach fast ums Leben gekommen, als er nämlich im Wasser das Bewusstsein verlor. Er ernährte sich ausschließlich von Fleischbrühe und Wildbret, heizte nie und war bei seinen Freunden berüchtigt für seine enorm langen, langweiligen Gedichte, die er ihnen im Leierton vortrug.
Mittwoch, 6. Februar 2019
Mit Marc Almond in Löbau
Gestern hatten Stephanie und ich u.a. DJ Ötzi und Kathy Sledge zu Gast, die jüngste der Sledge-Sisters. Als Kind trat sie oft mit den Jackson 5 auf, deren Nesthäkchen bekanntlich Michael war. Zwei hochbegabte Kinder auf Tour. Als Kathy ihre erste eigene Wohnung nahm, war Michael neidisch. Sowas durfte er (noch) nicht. Spannende Anekdoten (werden größtenteils rausgeschnitten, wie das beim TV immer so ist), tolle Musik. Und DJ Ötzi kenne ich seit 20 Jahren aus gefühlt 100 „Hitgiganten" und anderen Fernsehshows, habe mich aber noch nie mit ihm unterhalten. Was für eine ergreifende Lebensgeschichte. Pflegeeltern, obdachlos, alle reden ihm ein, er solle den Ball mal schön flach halten, und dann „Anton", das vor ihm 14 Artisten gesungen hatten, alle geflopt. Und heute? Er zu Kathy Sledge: „Do you know „Hey Baby"? They just played it at the superbowl! „Sure I know it!" - „That‘s me!" Strahlender Stolz. Ich habe mich selten so sehr mit jemandem gefreut wie mit Gerry (DJ heisst eigentlich Gerhard).
Dienstag, 5. Februar 2019
24 Stunden Skilanglauf
Lernen konnten wir bei dieser Veranstaltung vieles. Die wichtigste Erkenntnis: Die Anzahl der Teilnehmer hat nichts mit ihrer Grösse zu tun. Eher gilt: Je weniger Teilnehmer, desto stärker werden diese durch das gemeinsam Erlebte verbunden
Montag, 4. Februar 2019
Zwei Araber auf der Ispo
Hier posieren wir am Stand von Ogso, einem tunesischer Skihersteller, mit dessen Chef Hannes bekannt ist. Der roch allerspätestens Lunte, als seine tunesischen Mitarbeiter um 12 Uhr alle zum Beten die Teppiche ausrollten, wir aber nicht.
Seither standen wir zusammen unter dutzenden Gipfelkreuzen, fast so viele, wie ich ihm im Laufe der Jahre Fahrräder abgekauft habe, da Hannes in Füssen ein Fahrradfachgeschäft besitzt. Auch dem sportlichen Tretbootfahren haben wir beide schon ausführlich gefrönt:
Da wir ähnlich alt sind, feiern wir auch unsere runden Geburtstage gemeinsam, zB hier, unseren 50.:
Mit eher spärlichem Erfolg. Auch bei dieser Disziplin sind die Abfahrten mein Hauptproblem. Am liebsten gehe ich mit Ski auf den Berg und fahre mit der Seilbahn wieder runter.
Beim Langlaufen war ich allerdings nach 15 Jahren Wohnsitz am Auerberg inklusive Ehrenamt als Loipenwart gar nicht so schlecht geworden. Ich kann sogar Skier wachsen! (Olli Dittrich als Jens Weißpflog bei RTL Samstag Nacht: „Ich dachte, die kommen ausgewachsen aus der Fabrik")
Das bin ich in der Garage in Bernbeuren, bei den Vorbereitungen für „Ski Heul!" So hiess eine Rennserie, die Hannes und ich 2011 ausheckten. Im ersten Jahr galt es, 100 km zurückzulegen, auf einem drei Kilometer-Rundkurs am Tegelberg zu Füssen des Schlosses Neuschwanstein.
Hier sehen wir das durchaus kopfstarke Teilnehmerfeld am Start, morgens um sechs. Der zweite von links, das bin ich. Kam als letzter ins Ziel, alle hatten auf mich gewartet und machten „La Ola", als ich endlich eintrudelte. Eine gelungene Generalprobe für unser grosses Meisterstück, das wir dem Winter im Jahr darauf abrungen...
Sonntag, 3. Februar 2019
Afrika per Fahrrad
Zum Radeln ist Gambia gut geeignet. Die Autofahrer nehmen Rücksicht, und es gibt extrem viel sonderbares zu besichtigen. Etwa die heiligen Krokodile in Katchikally: grosse Tiere in einem runden Tümpel mit Entengrütze, die man sogar streicheln kann (wenn sie denn ordentlich satt sind). Es gibt riesige brennende Müllkippen, überhaupt viel Armut bei gleichzeitig auffallend guter Laune. Der scheinbare Widerspruch irritiert natürlich. Woran liegt‘s? Den Grossteil ihres schmalen Budgets geben die Gambier für Kleidung und Frisuren aus. Wahnwitzige Kleiderkreationen im Rausch der Farbe. Und dann gibt’s extrem viele, hochbegabte Friseure. Ich habe mir auch die Haare schneiden lassen. Und zwar nicht mit Schere, sondern mit einer Rasierklinge - so ist es dort üblich. Stefan sass daneben und fragte irgendwann: „Aber gegen Hepatitis bist du schon geimpft, oder?" Schluck. Nichts passiert. Zweiter Faktor: Die Musik. Wir waren abends auf einem phantastischen Konzert. Fünf Trommler und ein Sänger in so‘ner Art Kurmuschel aus Wellblech. Eine Glühbirne, tausend Leute im Publikum. Ein aufgedresstes Mädchen rennt auf die Bühne, tanzt eine Minute lang wild, rennt zurück, das nächste Mädchen tanzt. So ging das Stunde um Stunde. Unser Begleiter, aus der Familie der Bekannten aus Köln: „Das sind Frauen vom Stamm der Wolof. Die müssen tanzen, sonst kriegen sie keinen Mann ab". Aha, Heiratsmarkt. Übrigens: Applaudiert wird hier nicht. Das machen nur baffe Banausen aus Europa.
Ohne Familie ist in Gambia alles nichts. Auf dem Foto sieht man nur einen sehr kleinen Teil unserer Gastgeber. Abends sassen bis zu fünfzig Leute zusammen im Innenhof und tranken Tee. Alles Cousinen, Grossneffen, Schwippschwager. Der Patriarch (nicht auf dem Bild) ist Automechaniker, die Kinder verkaufen Mangos auf einem Tapetentisch an der Strasse vorm Haus (unklar, wer die kauft, da eigentlich überall Mangobäume rumstehen).
Samstag, 2. Februar 2019
Tränen in der Nacht
Kleiner Nachtrag zum Thema „Wiegetritt auf dem Klapprad": Welches war meine schwerste Krise? Da muss ich nicht lange nachdenken. Frühsommer 2015. Es war mal wieder nachts, etwa halb drei Uhr. Am späten Vormittag war ich in Bremerhaven gestartet, nachdem ich am Abend zuvor einen Auftritt in Helgoland absolviert hatte. Nun hielt ich Kurs auf Berlin. Ja, Berlin habe ich schon aus ganz unterschiedlichen Richtungen angesteuert - diesmal halt von Bremerhaven aus.
Vorhin hatte ich mich noch über ein ulkiges Strassenschild beömmelt, 200 km sind rum, ich bin Richtung Danneberg unterwegs, auf meinem Klapprad. Links blubbert die Elbe. Die Nacht ist trocken und mondlos. Leichte Hügel geht es rauf und runter, mein Körper ist warm, alle Systeme sind intakt.
Dass Wiegetritt auf dem Birdy gefährlich ist, weiss ich noch nicht, jedenfalls steige ich bergauf im größten Gang aus dem Sattel. Irgendwas eiert. Zunächst kaum merklich. Ich geniesse die Stille, keine Autos in Sicht. Umso auffälliger drängelt sich plötzlich ein ungewöhnliches Geräusch in meine Ohren. Ein feines Schleifen. Die Eier-Amplitude wird größer, das Schleifen lauter. Kein Haus, kein Licht weit und breit. Jetzt bemerke ich, wo das Schleifen herkommt: vom Vorderrad. Nanu! Testhalber bremse ich. Klappt einwandfrei. Seltsam, das Schleifen kann doch eigentlich nur von den Bremsen kommen? Der nächste Hügel. Rauf mit dem Speck! Das Eiern fühlt sich jetzt richtig eierig an. Keine Einbildung, nein, da ist ein Achter im Rad. Naja, kann man haben. Denke ich und unterdrücke meine Panik. Inzwischen schleift es richtig laut, und mein Tempo wird rapide gedrosselt, obwohl ich mit Macht in die Pedale trete. Ich schlucke trocken, steige ab. Vollkommene Stille umfängt mich. Nur mein pochendes Herz beschallt die Dunkelheit. Ich schiebe zwei Meter. Das Vorderrad blockiert, es schlurft über den Boden. Als hätte man Sekundenkleber auf die Achse gegossen. Ich richte meine Stirnlampe auf den Reifen. Der Mantel liegt, nein, er presst sich an die Gabel. Das ganze Rad ist verbogen, wie eine Vinylschallplatte, die zu lange in der Sonne gelegen hat. Und jetzt? Ich betaste die Speichen. Manche sind locker, hängen ohne Spannung apathisch herum. Ich versuche sie mit den Fingern zu drehen. Geht nicht; dafür bräuchte man ein Spezialwerkzeug, das ich nicht dabei habe. Das dollste an diesem Defekt: Das Rad lässt sich nicht einmal schieben. Ich kombiniere unwillig: Wenn man ein Rad nicht schieben kann, dann muss man es...tragen. Ja. Ruhig, Brauner. Panik bringt jetzt gar nichts. Immerhin hat mein Handy noch Strom. Es gibt ja Mobilitätsapps. Mal schauen...
Also, um kurz vor halb fünf geht ein Bus von einer Haltestelle, die nur vier km weit weg ist. Wohin der fährt, ist ja im Grunde egal. Ich will lediglich in die Zivilisation; weiterfahren geht eh nicht. Also schultere ich mein Birdy und stapfe auf der Landstraße Richtung Dannenberg. Klack Klack klicken meine Radschuhe auf dem Asphalt. Alle paar Minuten wechsele ich die Tragschulter. Nach einer Stunde stehe ich an der Haltestelle am Stadtrand von Dannenberg. Schonmal gut. Der Fahrplan stimmt mit meiner App überein. Läuft!
Jetzt eine Stunde verstreichen lassen. Ich setze mich ins Wartehäuschen und wickle sämtliche verfügbare Ersatzkleidung um meinen Körper, denn der friert mit leisem Zittern vor sich hin. Die Sitzposition ist leider zu unbequem zum Schlafen, und als mich die Müdigkeit zu übermannen droht, ist es schon viertel nach vier. Wenn ich jetzt einschlafe, verpasse ich noch den Bus! Ich vertrete mir die Beine, und als die ersehnte Abfahrtszeit naht, packe ich alle Sachen wieder sorgfältig in den Rucksack, klappe das Rad zusammen und trage es auf die andere Straßenseite, wo mein Retter halten müsste. Dort ist eine Schule, davor eine Rabatte mit kniehohen Sträuchern. In der Ferne nähert sich der Bus, pünktlich wie die Maurer, hurra. Ich bücke mich, um das Birdy anzuheben, mein Retter naht...ich imaginiere einen Ritter auf weissem Pferd, gleich darf ich aufsitzen...und...der Bus...fährt vorbei! Ich bin perplex, lasse das Birdy fallen, laufe auf die Strasse, blicke dem leeren Transportmittel hinterher. Der fährt mit hoher Geschwindigkeit stadteinwärts. Hat er mich übersehen? War ich hinter der Rabatte abgetaucht? In der Ferne erspähe ich einen Kreisverkehr. Ah, mache ich mir Mut, den nutzt er sicher zum Wenden, und dann kommt er wieder und lädt mich ein. Der Schelm, will mir wohl einen Streich spielen, haha!
Das Geräusch des Busses wird immer leiser. Und ist nicht mehr zu hören. Ich stehe immer noch auf der Strasse und blicke ihm hinterher. Stumm. Leer. Blass. So verharre ich minutenlang, dann schultere ich mein Klapprad und folge dem Bus. Bald erreiche ich den Kreisverkehr; der Bus ist weiterhin verschwunden. Nein, fauche ich, das kann nicht sein. Welch bodenlose Unverfrorenheit. Wenn ich den Fahrer in die Finger bekomme, dann...ich...ich komme aus Bremerhaven hierher, und jetzt...Tränen rollen meine Wangen hinab. Nein, weinen ist übertrieben, massregele ich mich. Erstmal Kaffee. Dahinten ist eine Tankstelle geöffnet. Kochend vor Wut falle ich mit der Tankstellentür ins Haus und frage die Kassiererin, einen Tick zu laut: „Wissen Sie, wer den Bus fährt? Der Halunke hat mich sitzen lassen! Wo kann ich mich beschweren?" Die junge Frau ist unsicher, was sie antworten soll. Nein, den Fahrer kenne sie nicht. Auch wisse sie nicht, wo ich mich beschweren könne. Beim Busunternehmen halt. Aber sie könne mir einen Kaffee anbieten. Den trinke ich, und dabei recherchiere ich, dass ein Zug von Dannenberg nach Lüneburg fährt, um 12 nach 7. Nun liegt Lüneburg nicht gerade auf dem Weg nach Berlin. Ganz im Gegenteil. Aber das ist völlig egal. Hauptsache weg. Und so trage ich mein Rad zum Bahnhof, der gar nicht soo weit entfernt ist, warte dort noch ein Weilchen, und dann ist der Ärger auch schon fast wieder verraucht. Nicht zuletzt, weil es am Dannenberger Bahnhof so eine enorm einladende Gastronomie gibt (die um diese frühe Uhrzeit leider noch nicht geöffnet hatte):
Was ich gerne hätte: Ein Erinnerungsfoto meines Gesichts, wie ich auf der Strasse stehe und dem Bus hinterher blicke.
Was ich inzwischen immer dabei habe: Einen Nippelspanner. So heisst das kleine Werkzeug, mit dem man Speichen wieder in die Felge einschrauben kann.Geweint hatte ich beim Radeln schon mal, und zwar 2005 beim 24-Stunden-Mountainbike-Rennen im Münchener Olympiapark. An diesem tollen Wettrennen habe ich viermal teilgenommen: Zweimal als Einzelstarter, einmal im Zweierteam mit Uschi Disl und einmal als Kommentator (das war am anstrengendsten).
Als Einzelstarter wiederum war ich einmal mit Betreuern dabei, als Mitglied eines Teams, einmal ohne. Ganz alleine, ohne Auswein-Schulter.
Mitten in der Nacht war damals mein Schuh kaputt gegangen. Ein Cleat, dieser Verbindungshaken, mit dem man mit der Pedale verbunden ist und an dieser ziehen kann, hatte sich gelöst und war futschikato. Heul. Ich löste das Problem dann auf peinliche Weise: Ich schaute mich im Fahrerlager in der Olympiahalle um, und als gerade keiner guckte, montierte ich vom Schuh eines Wettbewerbers ein Ersatzteil ab. Ja, ich hab‘s geklaut. Und bin nicht stolz drauf. Aber immerhin konnte ich weiterfahren und musste nicht mehr weinen. Blöd, wenn man keinen Betreuer mitbringt, an den man das Problem delegieren kann.
Das Bild ganz oben zeigt mich übrigens nicht auf dem Birdy, sondern auf‘m Rennrad. Mein Freund Stefan hat es geschossen, ebenfalls 2005, auf der geinsamen Fahrt von Köln nach Paris. Damals hatten wir keine so enormen Probleme, ausser, dass wir vom Navi ab und zu auf die Autobahn geleitet wurden und uns dann wunderten, wie breit der Radweg plötzlich war. Merke: Zu zweit weint es sich nicht so leicht. Und angekommen sind wir auch:
Freitag, 1. Februar 2019
Venezia Klapp Solo Nonstop
Meine längste Klappradfahrt - und gleichzeitig meine längste Solofahrt überhaupt- führte mich im Juni 2015 von Garmisch-Partenkirchen nach Venedig. Es ist nämlich ein großer Unterschied, ob man alleine durch die Welt gondelt oder gemeinsam mit Freunden. Alleine kann‘s auch schon mal richtig bitter werden, wenn man sich schlapp fühlt und keine Schulter da ist, an der man sich ausweinen kann. Ok, heute gibt‘s Handys, und ich neige dazu, auf meinen Alleinfahrten mitten in der Nacht meine Frau anzurufen, und wenn die nicht rangeht, irgendwelche alten Bekanntschaften, Kollegen oder auch Leute, die ich gar nicht kenne.
Auf der breiten Bundesstraße wird man auch mit einem Westentaschenrad ganz schön schnell, und so sause ich wie ein Kugelblitz durch die Nacht, bis mich hinter Brixen die Polizei anhält und mit bösen Blicken auf den neben der Strasse verlaufenden Radweg schickt. Doof. Schmal und düster ist es hier. Als ich Bozen erreiche, haben dort noch die Tanzlokale auf, und Horden aufgedresster Halbstarker rauchen Fluppen auf der Strasse. Weg da! Ich will an die Adria! Kurze Rast an der Etsch; ich lasse aus Versehen einen Handschuh liegen. Bei diesem Bächlein...in der Nähe von...egal. Jedenfalls da. Ein pinker Latexhandschuh. Wer ihn findet, bitte melden. Danke. Dann gehts links einen steilen Berg hoch. Noch einen, mit garstigem, lauten Tunnel. Keine Schulter zum Anlehnen weit und breit. Ich rufe jemanden an, nachts um halb vier, eine verschlafene Stimme meldet sich, die Strasse wird noch steiler, ich fluche, keuche, brauche beide Hände am Lenker, lege auf. Zefix; ist das steil. Immerhin gehts irgendwann runter. Und ich lese „Val di Fiemme" Ah, davon habe ich gehört! Da gibt‘s einen berühmten Skimarathon! Jetzt kommt der Knackpunkt meiner Tour: Ich habe mir zwar die kürzeste Route ausgesucht, aber die Kürze wird mit vielen Höhenmetern erkauft - denn auf mich wartet ab hier der Manghenpass. 40 km lang, 16% Steigung. 13 Kehren rauf, 10 runter. Ruhigen Trittes wuchte ich mich himmelwärts. Im Sitzen. Mein Birdy kann vieles, aber Wiegetritt (also: Fahren im Stehen) geht nicht. Da können sich die Speichen lockern, wie ich schonmal leidvoll gelernt habe.
Ich geniesse die lange Gerade, schwelge in Genugtuung. Der Kilometerstand, am Ortsschild: 411. Direkt hinterm Schild wartet eine Pizzeria auf mich. Das dichte Treiben auf der Strasse verstopft mein Sensorium; ich habe Mühe, die schweren Klimperklüsen offen zu halten und mir gleichzeitig den weichen Pizzalappen einzuverleiben - bin wohl schon auf Eis geeicht. Herr Ober, zahlen bitte!
Matt schiebe ich mich und mein Rad rüber zum Bahnhof. Jetzt kommt die Belohnung: Erster Klasse Schlafwagen, (neben Klapprad) die beste Reisemethode der Welt. Solange noch einige wenige Schlafwagen durch Europa rollen, gehen mir die Ziele für meine Klappradtouren nicht aus.
The biggest Arztroman ever
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