Im hohen einstelligen Alter öffnete ich eine apfelshampoogrüne, miniaturisierte Mülltonne. In ihrem Innern steckte eine gleichfarbige, klebrige, halbflüssige Substanz, deren Einsatzmöglichkeiten ebenso diffus wie divers waren: Man konnte die Weichknete von der Schwerkraft in die Länge ziehen lassen, die Haare der Schwester besudeln und - nein, an weitere Funktionen erinnere ich mich nicht. „Slime“, so hieß die geheimnisvolle Substanz, wurde in Fernsehwerbespots beworben, an deren Ende jemand auf einen großen Gong haute, während eine martialische Stimme „von Matell“ deklamierte.
Aus derselben Spieleschmiede stammte auch das „Spiel des Lebens“, mit dem ich hunderte Stunden auf einem Bastteppich im Zimmer meines Nachbarn hockte und dem ich alle wesentlichen Vorbereitungen auf meinen weiteren Weg verdanke. Auf dem Bastteppich erfuhr ich, dass Hochzeiten mit Geschenken verbunden sind, Lottospielen lohnt und, vor allem, so’n „Leben“ enorm lang sein kann. Es zieht sich mitunter wie Slime, um auf diese merkwürdige Substanz zurückzukommen, die unter anderem aus Borsäure (Bild) besteht und während des Spiels damals weit mehr Bor absonderte, als in der EU heute erlaubt ist.
Ich, der ich zur ersten verslimten Generation gehöre, müsste eigentlich schwere Gesundheitsschäden davon getragen haben, womöglich sogar tot sein. Dass ich noch lebe, verdanke ich wahrscheinlich der ausgleichenden, das Dasein dehnenden Kraft des „Spiel des Lebens“.
Die Lebensdauer des Homo ludens kann man womöglich als Summe seiner spielerischen Aktivitäten begreifen, minus und plus, und ganz zum Schluss drückt Gott auf den größten Knopf seiner Registrierkasse, das Resultat erscheint, und wir hören, komprimiert wie aus einem verschneiten Nordmende-Portable mit drei schwarz-weißen Programmen, den finalen Gong.