Mögen die anderen glänzen mit leuchtendem, warmem Gesang
Möge der Lorbeer für Wahrheit auf anderen Häuptern ruhen
Möge man andere Dichter beklatschen für ihre tollkühnen Oden
Sie feiern und preisen und teilen. Mir bleiben Pfeifen und Buhen
Man werfe Dosen mit Hopfensaft feste an meine sprechenden Lippen
Oder besuche erst gar nicht die Hallen, in denen ich eintönig lese
Mögen die anderen auf Punkte bringen, wofür ich Landkreise brauche
Sinn und Pointen, auch Stil ist woanders, ich arrangier‘ das Gewese,
Reihe die Füllsel als Ketten, und Schlösser befestigen diese im Nichts
Nebensatzrinnsale stauen sich, stürzen in die toten Arme der Stimme
Stromschnellen, Sprachfälle, schmatzende Gischt sind noch das Beste
Bleiernes Wabern die Regel. Ich komm‘ nicht zu Potte, ich schwimme
Und füge zum Unmut der Hörer noch sinnlose Satzwiederholungen ein.
Und füge zum Unmut der Hörer noch sinnlose Satzwiederholungen ein.
Und springe von Thema zu Thema, unklar, beliebig und unmotiviert.
Ein Totempfahl flanierte flennend durch Texas und pflückt Gladiolen
Tempi pürrées - ich mische die Zeiten, vergesse das Versmaß, auf Steine
reime ich Reime, auf Gladiolen Dieter Bohlen, die falsche Silbe betont,
Poeten - Diäten, Stress - Maitresse, Maigret - Bratwurst vom Reh
Und mit einer eisernen Stange verbiege ich notfalls Verstand zu Verstond
Ich bringe sie alle zum Flüchten. Noch nie blieb bei mir bis zum Schluss
Eine sitzen. Immer warn schon bei der Pause die vorderen Reihen gelichtet
Und dann, gegen 10, wenn mein Vortrag beendet, hallt es, mein Echo
kehrt wieder vom Schankraum; der letzte, der ging, hat man mir berichtet,
war taub. Ich bleibe noch hinter dem Tisch mit der Lampe und halte
Den Atem an. Stille. Dann späh ich über die Kante der Bühne ins gleißende Licht
Und webe erneut vierhebige Jamben, während das Publikum nebenan Gamben
auf Pizzen verspeist. Andere essen nur Suppe, der Taube ein Linsengericht
Der Fabulator im Einsatz - Zäsuren sind nicht seine Sache; er labert
und rattert und nüdelt wie ein Ventilator in tropischer Nacht an der Decke
während die Netze der Hundefangflotte verlassene Strassen durchwedeln
Nachtwächter schwenken Laternen und Herbststürme wühlen im Drecke
Bonbonpapier wird besungen von mir seit annähernd 19 Minuten im Takt
eines Webstuhls aus Manchester. Wie‘s zittert, nachdem es vom Klumpen
Gefieselt, jener zerlutscht, dann zerbissen, der Fetzen fortan arbeitslos
Von einem Besen nebst Schaufel gekehrt, dann in den Müll zu den Lumpen
Jetzt rede ich bereits 20 Minuten, am Horizont künden rosane Schimmer vom
baldigen Tage, oder vom letzten, Ich dehne die Lefzen auf Anschlag und gähne
Nachtigall, ich hör dir trapsen von ferne, und trapse dann selber, nach hause
Mikrowelliere den Rücken vom Stiere, trinke ein Glas heisse Milch, putze Zähne
Und fall in Schlaf. Und träum von Matrosen, die mit ihrem Schoner nach Berne
(Unweit der Mündung der Weser) segeln. Und dort den Rewe besuchen und
Nudelgerichte im Einweckglas kaufen und ferner‘n Fenchel und Sex mit der
Frau an der Kasse erzwingen. Mit der Frau an der Kasse, die ihren Hund
Hans-Joachim getauft hat. Mutter Malteser, Vater ein Pudel. Erstmal Kaffee
Dann schrubb ich die Dielen und höre bulgarische Frauen im Ohrhörer laut
Und koche zwei Eier, bügele Hemden, bügele Hemden, bügele Hemden.
Und seh im Spiegel den Dichter. Daneben die Frau im Spiegel als Braut
Faseln: Fasern von Fässern, Die Worte verwässern und landen im Ausguss
Faseln: Pollen von Haseln flattern durch diesen grau-melierten Vormittag
Im Pyjama aus Nicki in hellbraun bestaun ich den Park mit den Magnolieferen
Füttre die Enten, die pennten, bis ich ihnen Krumen ins Federkleid stak
Mittags bewege ich hungrig mich durch das Quartier mit der Hose auf Halbmast
Dittsche‘n Groschen an die Friedhofsmauer und Skelettreste klappern im Takt
Bald springt der Knopf und die Hose fällt runter. Ich entsteige munter dem Stoff
Weiter zur U-Bahn die Rolltreppe trägt mich. Heiter am Bahnsteig begegne ich nackt
Einem windigen Wicht, der mich mustert mit Augen wie eiserne Schnallen
Vom Gürtel des D’Artagnan. Ich zuck mit den Schultern am Bahnsteig Nummer zwei
Auf einer Bank lümmeln Chinesen, das Mädchen hält sich die Hand vor die Augen
Scharfer Wind kündet vom nahenden Zug, Großposter werben für Kleinkinderbrei
Gänsehaut sprießt. Eine bucklige Schachtel betrachtet wägend die hängenden Teile
An meinem Körper, der Zug fährt ein, wir steigen zu, die Türen fiepen wie Ferkel
Denen man in einem langen Prozess Disziplin beigebracht, fiep-fiep-fiep-fiep-fiep
Wo fährt der Zug hin? Weiss ich nicht mehr; Pantheon, Père Lachaise, Place Mdm. Merkel
In einer Ecke bedrängt ein Besuffski ein Mädchen, er hält sie und lallt und sie weint
Ich näh’re zögernd mich, pardonnez-moi, der Kerl guckt kurz rüber und lacht à l‘Hyäne
Dann sudelt er weiter, ich tipp ihn an, seine Pranke fährt aus und trifft meine Hirse
Gurtgriffig reiss ich ihn rückwärts, ich unter ihm; Hinterkopf hämmert auf Nase und Zähne
Kreischen. Weinen. Spritzer von Blut. Der Trunkenbold ist übrigens ein Matrose
Arbeitet sie an der Kasse, bei Rewe? Ich kann das Schild mit dem Namen nicht lesen
Ringe und knuffe den trunkenen Grapscher, mogle mich aus seinem Schwitzkasten raus
Hinke, sein Mädchen im Schlepptau, zur Tür, der Zug hält, nix wie weg, und wir pesen
Den Bahnsteig entlang und hinauf an die Luft, wir: mein nackiger Rumpf und Renate
So heisst sie, wie sie im Laufen verrät, und dann gibt sie mir eine Bise und entfleucht.
Regen tropft mir auf Brust, Schultern und Frise, ich friere und rufe per Handzeichen Taxis
Ohne Erfolg, sie fahren vondannen, ein Fahrer zeigt mir einen Vogel, drastisch verscheucht
Er mich vom Straßenrand indem durch eine Pfütze er fährt, platsch bin ich nasser als nass
Ratlos schau ich Renate nach, die in der Ferne am Straßenrand steht. Huhu, Fahrdienstleiter!
Sie steigt ein, just in den Wagen, der mich benässt. Umarme mich selbst, halte mich fest
Nackidei steht im Regen, mein Magen knurrt, mein Nachtschlaf mau, solo. Wie geht es weiter?