Donnerstag, 7. März 2019

Autogramme umstrittener Persönlichkeiten



Da meine Füsse nach dem gestrigen Holzschuh-Lauftest dringender Erholung bedürfen (es sind sechs Blasenpflaster im Einsatz, und dennoch gehe ich unrund), nutze ich den heutigen Tag zum Aufräumen. Und was gerät mir da in die Finger? Meine unvollendete Autogrammsammlung. Eigentlich finde ich Autogramme ja eher spärlich interessant und habe selber erst einmal jemanden um ein Autogramm gebeten (Kim Wilde 1995), aber vor einigen Jahren liebäugelte ich mit einem Dia-Vortrag zu just diesem Thema und investierte ein hübsches Sümmchen in die Unterschriften von Persönlichkeiten, die mehr oder weniger unfreiwillig polarisier(t)en. Aus der Finsternis der Kruscht-Schublade barg ich:


Die Grupps. Familienautogramm. Ungewöhnlich. 


Tolle Farbgestaltung. Raffaello-Look. 

„Können Sie bitte lauter sprechen?"

Süüüß! 


Ist das auf dem Arm Marine? Rückseite: 


Mein persönliches Highlight: 

Aufklappen, und voilà: 





War das nicht so‘n rechtsradikaler Katzenautor? Egal, den nächsten kenne ich: 

...und nochmal mit Margot. 






Dolle Schrift:



Kennt noch jemand Walter Mixa? Bischof in Augsburg. 

Auch er mit Rückseite. Die katholische Kirche weiss, wie‘s geht. 

Tot: 



...der Hintern gehört einer Porno-Pedaleuse. Anderes Motiv:





Inzwischen bei KFC Uerdingen: 



Den nächsten kenne ich nicht. Aber die Optik besticht: 





Hosni Mubarak, Diktator in Ägypten. 

Joopie.
Ähnlich alt sind die Witze von:



Eine Gurkenkönigin. „Umstritten" ist hier natürlich besonders falsch:



Leicht beschädigt:

Selten, dass Verbrecher Autogramme geben dürfen:



Besseres Licht gibt es nicht:











Mittwoch, 6. März 2019

Laufschuh-Test



Meine liebsten Schuhe sind aus Holz. Ich trage sie schon eine zweistellige Zahl Jahre mit mir herum, bin viel in ihnen unterwegs gewesen - zumeist jedoch Kurzstrecken. Wie ist ihre Eignung zum sportlichen Dauerlauf? So lange, wie ich sie besitze, so lange träume ich von einem Holzschuh-Marathon. Zeit, endlich auf Holz zu klopfen und loszulegen (da fällt mir auch schon ein grandioser Vorteil dieses Schuhwerks auf: Die vielen hölzernen Wortwitze, die sich aufdrängen. Gut Holz! )
Drunter trage ich die dicksten Socken, die mir die begnadete Heike Zucker, meine exklusive, liebe Sockenlieferantin, je gestrickt hat. 
Im Alltagsgang fühlt sich in dieser klobigen Kombi alles recht gut gefedert und bequem an. 
6:30 Die ersten Meter sind bekanntlich die wichtigsten. Ich horche in meine große Zehen hinein, die mit jedem Schritt dezent an den Schuhbug stossen. Könnte ein Problem werden. Liesse sich evtl ausfeilen, dieser Bereich. 
6:33 Das Abrollverhalten ist, äh, eingeschränkt.
6:36 Der Puls ist etwas höher als sonst, bei leicht reduziertem Tempo. Die Zehen krallen aktiv mit, wie in Gymnastiksandalen. Das gilt gemeinhin als gesund, erhöht andererseits den Energiebedarf. 
6:50 Nymphenburger Park, Kapuzinerhölzl. Schabegefühl an den Fersenaussenseiten. Ich überlege, ob der Bereich entscheidend ist, an dem Druckstellen auftreten. Dort hinten müssten Blasenpflaster leidlich haften. Oder reichen enge Skitouren-Socken, die unter den dicken Heikesocken getragen werden?
6:54 Ich sehe mich in Holzschuhen durch London trampeln, durch Paris & New York. Krieche durchs Marathontor, mit brennenden Schuhen. Genau; mit Holzschuhen erfriert man nicht so leicht, wenn Feuerzeug und Zunder zur Hand sind. 
6:55 Jetzt reibt es auch innen/unten, wie in unpassenden Skischuhen. 
6:57 Passant guckt angestrengt weg.
7:01 Es schubbert erheblicher als ursprünglich vermutet. Egal; vielleicht sollte ich mich einfach für einen Marathon anmelden, die Holzschuhe bis dahin nicht mehr tragen und vor Ort schauen, was passiert? So wie damals, beim 24 h-Schwimmen? Ging da ja auch. Früher war alles aus Holz!
7:09 6,2 km in knappen 40 min. An der Socke zeichnet sich innen/unten ein feuchter roter Fleck ab. Ich verwerfe die Idee des Sprungs ins kalte Marathon-Wasser. Jeder Schritt fühlt sich ungesund an. Vorsichtshalber gehe ich den Rest nach Hause und tippe diesen Text auf dem Weg. Morgen probiere ich weiter, mit Blasenpflaster und Doppelsockung. 

Fortsetzung folgt.

Dienstag, 5. März 2019

AKK



Wie sagte Harald Juhnke? „Ich mag Silvester nicht. Da saufen auch die Anfänger!" So ähnlich ist es beim Karneval: Auch jene steigen da in die Bütt, die ansonsten eher im ernsten Fach zuhause sind - etwa im CDU-Parteivorstand. Witzemachen, so denken die Laien, heißt Austeilen. Verspottet werden wahlweise Blondinen, Österreicher, Klein-Erna, Ossis, egal. Im Grunde eignet sich jede Gruppe, die im lachwilligen Auditorium eher spärlich vertreten ist, weil ja sonst eine Limitierung des Lacherfolges zu vermuten ist. In Deutschland ist Selbstironie weiterhin ein rares Gut; selten nur hört man zB Bindestrich-Namensträgerinnen, die sich über ihren eigenen Namen ausbreiten. Dies hat mit geschichtlich gewachsenen Humor-Traditionen zu tun. Anders als in England, dessen von hierarchischen Spannungen geschüttelte Gesellschaft bereits früh ein Ventil brauchte, um diese zu lösen, gab es für den Humor bei uns lange keine entsprechende Notwendigkeit: Der Kaiser stand über allem; wer über „die da oben" witzelte, riskierte Gefängnis. So lässt sich (ich verkürze mal radikal) die mangelnde Bildung der Deutschen in Sachen Humor erklären. 

Und nu‘ kommt AKK (oder, wahrscheinlich: ihr Witzeredenschreiber) und überlegt nicht, wie sich das methodologische Arsenal erweitern lässt, sondern über wen man denn innovativ witzeln könnte. Und kommt auf die „Latte Macchiato-Fraktion", die an einem Ort namens Berlin, so AKK, überall Toiletten aufstellen will, für jene Männer, „die nicht wissen, ob sie beim Pinkeln noch stehen dürfen oder schon sitzen müssen". Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass man theoretisch alles verspotten darf, weil, wie schon Herbert Feuerstein Anfang der 90er erklärte, (sinngemäß) „das Recht, verspottet zu werden, ein Menschenrecht ist". Also darf man auch Witze über Behinderte, Transsexuelle und Juden machen. Dürfen darf man, klar, sofern keine Gesetze verletzt werden und der Gag ankommt. Man fragt sich allerdings, ob’s schlau ist und welches Menschenbild die Spottdrossel zum Ausdruck bringt. Wie sagte Hugo Egon einst? „Für einen guten Gag würde ich meine Oma verkaufen". Mit Betonung auf „meine". Es macht einen Unterschied, ob ich mich und die meinen, meine Schwächen und Gebrechen ins humoristische Getümmel stürze, oder eben irgendwelche Latte-Macchiato-Trinker (gibt es die nur in Berlin? Heieiei, irgendwie verstehe ich den Witz gar nicht so richtig). 

Skandalös ist der Vorgang nicht wirklich, eher alltäglich. AKK präsentiert sich als ganz normale Deutsche mit traditionellem Humorverständnis - und just das ist ja auch ihre große Chance. Merkel wäre derlei nie passiert. 

Da ich aber in meinem ganzen Leben eh noch nie CDU gewählt habe, wird sich für mich durch diesen „Witz" nicht viel ändern. Überprüfen werde ich hingegen meinen Getränkekonsum: Bisher bevorzuge ich Filterkaffee, aber AKK veranlasst mich, es durchaus einmal mit Latte Macchiato zu probieren.

Und dieses „Berlin" sollte ich mir irgendwann auch mal anschauen. 

Montag, 4. März 2019

Rosenmontag



Ich bin ein ganz schlechter Schunkler
Rötungen in den Armbeugen
können entzündlich bezeugen
dass da nichts geht. Immer dunkler

Wird die scharnierende Fläche
Bis in die Schultern und Füsse
Zieht der Schmerz. Für was büße
Ich hier? Denk ich und breche

Noch während des Schunkelns zusammen
Ohnmächtig häng ich an starken
Armen, wie Schlachtereideckenhaken
Oh würde man mich doch verbannen

Auf Berge, auf einsame Inseln
In Kanus auf lachsreichen Flüssen
Will ich Naturbusen küssen
In Sandwüsten frohgemut winseln: 

Kamele, Kamele, Kamele!







Sonntag, 3. März 2019

Artikel 13



Artikel 13, Uploadfilter - die

Freiheit Memes zu usen killt er

Wieder ist Europa schuld,

die spassbefreite Partybremse


Motorschaden auf der Themse

Merkel bittet um Geduld

Bis die Kohlenglut erkaltet

Und der Flieger wieder fliegt


Lupo lässt die Zitzen sprechen

Romadour wird Roma rächen

Geh Viral! empfahl mir Oma 

schon als Adenauer lebte


...der ja auch nur upgeloaded

Sonst würde ihnen keiner kennen

Nur was Google kennt, darf leben

Alles andere muss brennen




Freitag, 1. März 2019

Freiheit ist...


...nackt in die Nordsee springen
...zwei verschiedene Socken tragen
...wildfremden Menschen Kussmünder zuwerfen
...Urlaub auf der Verkehrsinsel
...solange ostwärts radeln, bis die Kette reisst
...mit den Vögeln um die Wette zwitschern
...vor Freude weinen, wenn Werder gewinnt
...ein Baumhaus zimmern und bewohnen
...in der Autobahnkirche beten
...ein Praktikum im Sanitärhandwerk absolvieren
...sich selber ohne Spiegel die Haare schneiden
...in der Oper laut mitsingen, ohne den Text zu kennen
...Cola-Dinkel-Brote backen
...einen Tag lang nur rückwärts gehen
...einen Tag lang nicht sprechen
...einen Tag lang eingesperrt sein
...Mumpelpumpel-Likör selber herstellen
...Freundschaft mit einem Baum schließen 
...im Kaffeesatz die Zukunft lesen
...seinem Großherzog ein Geschenk machen
...jeden Tag Neujahr feiern
...mit 80 das Geschlecht wechseln
...Ausdruckstanz in der Straßenbahn darbieten
...Speiseeis mit Muttermilch zubereiten
...das Kommunistische Manifest neu erzählen
...den Kreisverkehr zum Gemüsegarten machen
...Cowboy und Indianer spielen
...Bier in der Waschmaschine brauen
...ein Streichquartett zeugen
...eine Brille selber basteln (Flaschenböden!)
...einen Europäischen Debattierklub gründen
...klassische Zitate & deutsche Sprichwörter erfinden
...Elvis Presley persönlich treffen
...ein spirituelles Raumpflegeinstitut gründen
...Kohl und Pinkel für bayerische Freunde kochen
...einen innovativen Flirt-Ratgeber verfassen
...samstags auf dem Sofa die Zeitung lesen
...Per SUP mit fünf Mandarinen den Pazifik queren
...aigne Räxtxraibrägln äfindn




The biggest Arztroman ever

Willkommen in meinem neuen Tagebuch („Post-Coronik“), das sich womöglich auch in diesem virtuellen Gewölbekeller vornehmlich mit Corona befa...

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