Nach den „Genial Daneben-Das Quiz"-Aufzeichnungen steige ich zu Hugo ins Auto, und wir fahren in die Kölner Innenstadt, zum Theater am Dom. Heute gucke ich mir das jüngste Stück von René Heinersdorf an, „Komplexe Väter". Hugos Widersacher, Partner, Alter Ego wird in diesem Stück von Jochen Busse gespielt, der heute auch in einer der Quiz-Shows dabei war, und schon beim gemeinsamen Mittagessen hatte ich viel Freude. Hintergrund: Vorgestern wurde in Köln ein Geldtransporter überfallen, und man argwöhnt, dass die Rentner der RAF die Täter sein könnten - wegen der ältlichen Bewegungen auf den Überwachungskamerafilmen. Busse jedenfalls erzählte, zur ersten Generation der RAF persönliche Kontakte gehabt zu haben, etwa zu Rolf Pohle. Es sei im Münchener „Rationaltheater" gewesen, in dem Pohle im Beisein Busses erfuhr, dass er zu einer Uni-Prüfung nicht zugelassen wurde und daraufhin beschloss, Terrorist zu werden. Das war noch vorm Frankfurter Kaufhausbrand, circa 1966, und Busse erzählt von den Koryphäen jener fernen Tage, im swinging Schwabing. Jetzt wird Busse 80, umspannt diese gewaltige Zeitspanne und brilliert in „Komplexe Väter" in einer Weise, die das Prädikat „frisch" verdient. Genauso wie der 10 Jahre jüngere Hugo, dem er wie im High Noon-Duell gegenüber steht. Western, tripptrapp pengpeng. Dabei geht‘s in „Komplexe Väter" um den Altersunterschied in einer Partnerschaft. Das Stück ist von ähnlicher Qualität wie die vorherigen Heinersdorf-Kracher; René hat wirklich verinnerlicht, wie man derlei zusammenhäkelt. Lustig: In jedem Stück gibt‘s die „Hugos Leben"-Ecke; irgendwann später kann man mal all diese Szenen hintereinander hängen und hat dann so eine Art Bühnenbiografie dieses großen, liebenswerten Mannes. Ich spare mir weitere Details, denn das entscheidende Argument für einen Besuch im „Theater am Dom" (läuft, glaube ich, bis zum 26.April) ist, dass man mit Hugo und Jochen zwei Leuten bei einer Tätigkeit zuschaut, die sie lieben. Sie lieben es, auf der Bühne zu stehen und Theater zu spielen. Echte, wahre, berauschende Liebe. Und Liebe reißt mit!
Freitag, 8. März 2019
Komplexe Väter
Nach den „Genial Daneben-Das Quiz"-Aufzeichnungen steige ich zu Hugo ins Auto, und wir fahren in die Kölner Innenstadt, zum Theater am Dom. Heute gucke ich mir das jüngste Stück von René Heinersdorf an, „Komplexe Väter". Hugos Widersacher, Partner, Alter Ego wird in diesem Stück von Jochen Busse gespielt, der heute auch in einer der Quiz-Shows dabei war, und schon beim gemeinsamen Mittagessen hatte ich viel Freude. Hintergrund: Vorgestern wurde in Köln ein Geldtransporter überfallen, und man argwöhnt, dass die Rentner der RAF die Täter sein könnten - wegen der ältlichen Bewegungen auf den Überwachungskamerafilmen. Busse jedenfalls erzählte, zur ersten Generation der RAF persönliche Kontakte gehabt zu haben, etwa zu Rolf Pohle. Es sei im Münchener „Rationaltheater" gewesen, in dem Pohle im Beisein Busses erfuhr, dass er zu einer Uni-Prüfung nicht zugelassen wurde und daraufhin beschloss, Terrorist zu werden. Das war noch vorm Frankfurter Kaufhausbrand, circa 1966, und Busse erzählt von den Koryphäen jener fernen Tage, im swinging Schwabing. Jetzt wird Busse 80, umspannt diese gewaltige Zeitspanne und brilliert in „Komplexe Väter" in einer Weise, die das Prädikat „frisch" verdient. Genauso wie der 10 Jahre jüngere Hugo, dem er wie im High Noon-Duell gegenüber steht. Western, tripptrapp pengpeng. Dabei geht‘s in „Komplexe Väter" um den Altersunterschied in einer Partnerschaft. Das Stück ist von ähnlicher Qualität wie die vorherigen Heinersdorf-Kracher; René hat wirklich verinnerlicht, wie man derlei zusammenhäkelt. Lustig: In jedem Stück gibt‘s die „Hugos Leben"-Ecke; irgendwann später kann man mal all diese Szenen hintereinander hängen und hat dann so eine Art Bühnenbiografie dieses großen, liebenswerten Mannes. Ich spare mir weitere Details, denn das entscheidende Argument für einen Besuch im „Theater am Dom" (läuft, glaube ich, bis zum 26.April) ist, dass man mit Hugo und Jochen zwei Leuten bei einer Tätigkeit zuschaut, die sie lieben. Sie lieben es, auf der Bühne zu stehen und Theater zu spielen. Echte, wahre, berauschende Liebe. Und Liebe reißt mit!
Donnerstag, 7. März 2019
Autogramme umstrittener Persönlichkeiten
Da meine Füsse nach dem gestrigen Holzschuh-Lauftest dringender Erholung bedürfen (es sind sechs Blasenpflaster im Einsatz, und dennoch gehe ich unrund), nutze ich den heutigen Tag zum Aufräumen. Und was gerät mir da in die Finger? Meine unvollendete Autogrammsammlung. Eigentlich finde ich Autogramme ja eher spärlich interessant und habe selber erst einmal jemanden um ein Autogramm gebeten (Kim Wilde 1995), aber vor einigen Jahren liebäugelte ich mit einem Dia-Vortrag zu just diesem Thema und investierte ein hübsches Sümmchen in die Unterschriften von Persönlichkeiten, die mehr oder weniger unfreiwillig polarisier(t)en. Aus der Finsternis der Kruscht-Schublade barg ich:
Die Grupps. Familienautogramm. Ungewöhnlich.
Tolle Farbgestaltung. Raffaello-Look.
„Können Sie bitte lauter sprechen?"
Süüüß!
Mein persönliches Highlight:
Aufklappen, und voilà:
War das nicht so‘n rechtsradikaler Katzenautor? Egal, den nächsten kenne ich:
...und nochmal mit Margot.
Dolle Schrift:
Kennt noch jemand Walter Mixa? Bischof in Augsburg.
Auch er mit Rückseite. Die katholische Kirche weiss, wie‘s geht.
Tot:
...der Hintern gehört einer Porno-Pedaleuse. Anderes Motiv:
Inzwischen bei KFC Uerdingen:
Den nächsten kenne ich nicht. Aber die Optik besticht:
Hosni Mubarak, Diktator in Ägypten.
Joopie.
Eine Gurkenkönigin. „Umstritten" ist hier natürlich besonders falsch:
Leicht beschädigt:
Selten, dass Verbrecher Autogramme geben dürfen:
Besseres Licht gibt es nicht:
Mittwoch, 6. März 2019
Laufschuh-Test
Meine liebsten Schuhe sind aus Holz. Ich trage sie schon eine zweistellige Zahl Jahre mit mir herum, bin viel in ihnen unterwegs gewesen - zumeist jedoch Kurzstrecken. Wie ist ihre Eignung zum sportlichen Dauerlauf? So lange, wie ich sie besitze, so lange träume ich von einem Holzschuh-Marathon. Zeit, endlich auf Holz zu klopfen und loszulegen (da fällt mir auch schon ein grandioser Vorteil dieses Schuhwerks auf: Die vielen hölzernen Wortwitze, die sich aufdrängen. Gut Holz! )
Dienstag, 5. März 2019
AKK
Wie sagte Harald Juhnke? „Ich mag Silvester nicht. Da saufen auch die Anfänger!" So ähnlich ist es beim Karneval: Auch jene steigen da in die Bütt, die ansonsten eher im ernsten Fach zuhause sind - etwa im CDU-Parteivorstand. Witzemachen, so denken die Laien, heißt Austeilen. Verspottet werden wahlweise Blondinen, Österreicher, Klein-Erna, Ossis, egal. Im Grunde eignet sich jede Gruppe, die im lachwilligen Auditorium eher spärlich vertreten ist, weil ja sonst eine Limitierung des Lacherfolges zu vermuten ist. In Deutschland ist Selbstironie weiterhin ein rares Gut; selten nur hört man zB Bindestrich-Namensträgerinnen, die sich über ihren eigenen Namen ausbreiten. Dies hat mit geschichtlich gewachsenen Humor-Traditionen zu tun. Anders als in England, dessen von hierarchischen Spannungen geschüttelte Gesellschaft bereits früh ein Ventil brauchte, um diese zu lösen, gab es für den Humor bei uns lange keine entsprechende Notwendigkeit: Der Kaiser stand über allem; wer über „die da oben" witzelte, riskierte Gefängnis. So lässt sich (ich verkürze mal radikal) die mangelnde Bildung der Deutschen in Sachen Humor erklären.
Und nu‘ kommt AKK (oder, wahrscheinlich: ihr Witzeredenschreiber) und überlegt nicht, wie sich das methodologische Arsenal erweitern lässt, sondern über wen man denn innovativ witzeln könnte. Und kommt auf die „Latte Macchiato-Fraktion", die an einem Ort namens Berlin, so AKK, überall Toiletten aufstellen will, für jene Männer, „die nicht wissen, ob sie beim Pinkeln noch stehen dürfen oder schon sitzen müssen". Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass man theoretisch alles verspotten darf, weil, wie schon Herbert Feuerstein Anfang der 90er erklärte, (sinngemäß) „das Recht, verspottet zu werden, ein Menschenrecht ist". Also darf man auch Witze über Behinderte, Transsexuelle und Juden machen. Dürfen darf man, klar, sofern keine Gesetze verletzt werden und der Gag ankommt. Man fragt sich allerdings, ob’s schlau ist und welches Menschenbild die Spottdrossel zum Ausdruck bringt. Wie sagte Hugo Egon einst? „Für einen guten Gag würde ich meine Oma verkaufen". Mit Betonung auf „meine". Es macht einen Unterschied, ob ich mich und die meinen, meine Schwächen und Gebrechen ins humoristische Getümmel stürze, oder eben irgendwelche Latte-Macchiato-Trinker (gibt es die nur in Berlin? Heieiei, irgendwie verstehe ich den Witz gar nicht so richtig).
Skandalös ist der Vorgang nicht wirklich, eher alltäglich. AKK präsentiert sich als ganz normale Deutsche mit traditionellem Humorverständnis - und just das ist ja auch ihre große Chance. Merkel wäre derlei nie passiert.
Da ich aber in meinem ganzen Leben eh noch nie CDU gewählt habe, wird sich für mich durch diesen „Witz" nicht viel ändern. Überprüfen werde ich hingegen meinen Getränkekonsum: Bisher bevorzuge ich Filterkaffee, aber AKK veranlasst mich, es durchaus einmal mit Latte Macchiato zu probieren.
Und dieses „Berlin" sollte ich mir irgendwann auch mal anschauen.
Montag, 4. März 2019
Rosenmontag
Ich bin ein ganz schlechter Schunkler
Sonntag, 3. März 2019
Artikel 13
Artikel 13, Uploadfilter - die
Freiheit Memes zu usen killt er
Wieder ist Europa schuld,
die spassbefreite Partybremse
Motorschaden auf der Themse
Merkel bittet um Geduld
Bis die Kohlenglut erkaltet
Und der Flieger wieder fliegt
Lupo lässt die Zitzen sprechen
Romadour wird Roma rächen
Geh Viral! empfahl mir Oma
schon als Adenauer lebte
...der ja auch nur upgeloaded
Sonst würde ihnen keiner kennen
Nur was Google kennt, darf leben
Alles andere muss brennen
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