Montag, 29. April 2019
Deutsche Flüsse (21): Dhünn
Sonntag, 28. April 2019
Deutsche Flüsse (20): Wertach
Der Augsburger Augustusbrunnen
ist mit Pflockweibern verziert
der Fachmann nennt sie „Hermen“
Aus ihren blanken Busen sprudelt Wasser
Brunnen- wie auch Busenfreunde schwärmen:
Juhu!
Die Barbusigen heissen
Singold, Wertach, Brunnenbach und Lech
Sie sind aus schwarzem Messingblech legiert
Oben steht der Kaiser, der mit harter Hand regiert
„Adlocutio“, so nennt man diese Geste
bei der Ansprache ans Heer
Ein bisschen wie Mario Barth, wenn er
„Weeste, weeste?“ sagt.
„Mario wer?“
scheint die Wertach nachzufragen,
diese Unschuld aus den Bergen, leer
der Blick, höchstens ein bisschen
Unbehagen könnte man in ihm vermuten
Kein Wunder, wenn dir Wasser
aus dem Busen quillt.
Spuckmamillen: Selten sieht man solche
im Repertoire des internationalen Porno
Augustus, der in Nola, Mezzogiorno,
starb, stand, so sagt man, mehr auf Dolche
und auf Cola, die er, wenn mit ersteren er
Kuckucksuhren schnitzte, literweise soff.
Neinnein, suppende Damenbrüste sollten eher
Schwabenblicken schmeicheln
Wahrscheinlich gab es Zoff mit Ehefrauen
Womöglich musste manch Betrachter heucheln
Wer hat sich diesen Brunnen ausgedacht?
Mario Barth? Russ Meyer? Stand die
Squirting-Sitte bei der Wertach Nässe Pate?
Wo recherchiert man derlei?
Venus-Messe? Kam das schon bei Arte?
Gibt’s zu diesem Thema Foren? Youporn?
Falls mitnichten, hab‘ ich mir geschworen,
unsern Wissensstand zu ändern und
die Pflockweiber bekannt zu machen,
so bekannt wie Männchen Piss, sprich
den Brüssler Bub zu gendern.
Wie also popularisieren überzeugte
Feministen solche Wesen?
Fürs erste reicht‘s, wenn Sie,
verehrte Leser, diese Zeilen
lesen. Danke.
P.S.: Meine Mama schickt mir soeben nach Lektüre dieses Bild, geknipst in Traudmannsdorf bei Meran:
Samstag, 27. April 2019
Deutsche Flüsse (19): Havel
Mit der Straßenbahn fuhr ich bald darauf zum Orankesee, früher ein Refugium für verdiente Mitarbeiter der Stasi. Als ich mich jener Bojenkette näherte, die den Badebereich begrenzt, wurde ich vom Bademeister, der meine Absicht, den gesamte See zu durchmessen, offenbar mithilfe eines Fernstechers antizipiert hatte, per Flüstertüte zurückbeordert - und ich meinte hierin eine gewisse geheimdienstliche Kontinuität zu erkennen.
Vom Weißensee blieben mir vor allem die Skulpturen am Ufer im Gedächtnis, friedliche, sanfte Bronzen, und nicht weniger friedliches, sanftes Damwild könnte ich dort auch gesehen zu haben - wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, streichelfeindlich eingezäunt. Der Hundekehlesee gab sich schmuddelig wie ein billiges sofioter Stundenhotel, den Müggelsee zierte müffelnder Algenschlamm.
Zu den Höhepunkten zählten mehrerer Ausflüge, die ich schwimmend auf der Havel zurücklegte, beziehungsweise ihren ausgeuferten Seitenarmen: Einmal zog ich mich bei der Loretta aus, stopfte die Kleidung in meine Schleppboje und zog diese quer über den segelbootstrotzenden großen Wannsee zum berühmten Und-dann-nüscht-wie-raus-Strandbad. Wirklich splendid dort: die Vielzahl der Strandkörbe vor der Klinkerfassade, die länger als die Beine der Lollobrigida ist, modern, mondän und maritim.
An einem anderen Tag startete ich ebenfalls bei der Loretta, und ein aus einer Brötchentüte Pattex schnüffelnder Jugendlicher, dem ein ganzes Hosenbein fehlte, schaute benebelt zu, wie ich in die Fluten stieg. Wahrscheinlich dachte er, ich sei eine Halluzination. Diesmal schwamm ich den kleinen Wannsee hinauf, unter trübem Himmel, ein schmales Stück Wasser zwischen sattgrünen Gärten, und in vielen sieht man originell gestaltete Bootsgaragen. Im Slalom zwischen den Teichroseninseln hindurch schlängelte ich mich zum Pohlesee. Der Blick weitet sich dort, und gegen den Durst genehmigte ich mir ein paar Schluck Seewasser. Schmeckte zart nach Terpentin, wie alle Fließgewässer in Berlin. Warum, konnte ich nie klären. An der Kohlhasenbrücke stieg ich aus und ging am Ufer entlang zurück zum Ausgangspunkt, vorbei an jener Stelle, an der Heinrich von Kleist erst seine Geliebte und dann sich selbst erschoss.
Ein paar Tage später stieg ich nicht weit entfernt in den Griebnitzsee, bei dem es sich limnologisch um dasselbe Gewässer handelt, und stellte mir selber vor, mit Schusswaffen traktiert zu werden, verlief doch die Grenze zwischen DDR und Berlin (West) hier just durch die Seemitte. Theaterkollegin Anne Rathsfeld hatte in der hiesigen Schauspielschule studiert, direkt hier am Ufer, und sie war 1989 eine der nur 12 Schauspielerschülerinnen im letzten Jahrgang, die sich in den Pausen im Garten der Villa zum Rauchen trafen und sehnsüchtig rüberäugten, direkt unterm Wachturm, von dem die Grenzer der Arbeiter- und Bauernmacht wiederum aufmerksam hinunteräugten. Bemerkenswert am Ein- und Ausstieg ist hier der besonders grundlose, saftig-saugende Schlick, der mich sogleich bis zur Hüfte verschwinden ließ, ausserdem der rege Binnenschiffsverkehr.
Den schönsten Schwimmtörn erlebte ich allerdings, nachdem ich einige Tage später in Potsdam an der Nuthestrasse in die Havel stieg, und bei mittlerem Landregen zur Glienecker Brücke brüstelte, der berühmten Agenten-Austausch-Anlage (starring Tom Hanks), mit bestem Blick auf Schloß Babelsberg und die sagenhaft arkadisch gestaltete Uferpartie. Sattsehen geht nicht, im Gegenteil, je mehr ich meinen Hals nach rechts renkte, ins preußische Paradies, desto weniger wollte ich wieder raus aus der lauwarmen Havel mit ihrem beruhigenden Dröpje-for-Dröpje-Muster samt sonorem Soundtrack.
Noch fehlen mir einige Gewässer in meiner Berlin-Sammlung, etwa der Tegeler See mit seinem berüchtigten Riesenwels, der dort allabendlich Möpse, Mütter und vor allem Kinder frisst, und, gleichsam als Krönung, eine Umrundung der Museumsinsel in der Spree. Ist natürlich wegen der vielen Dampfer in der engen Spundwandgasse streng verboten, darum müsste und würde ich die Sache auf einen hochsommerlichen Sommermorgen legen. Start mit dem ersten Sonnenstrahl.
Würde? I wo. Werde!
Deutsche Flüsse (18): Jade
Stumm dümpelt Gordon, die Badeente
auf der Jade dem Busen entgegen.
Alt ist sie, schon seit 10 Jahren in Rente.
Ist sie ein Feriengast? Von wegen!
Sie wohnte bis dato in Gelsenkirchen
gemütlich am Rand einer Badewanne
gemeinsam mit anderen Quietsche-Tierchen
in der Obhut von Marvin, Karl-Heinz und Susanne.
Dann hieß es: "Urlaub! Es geht in den Norden!"
und Marvin packte das Tier in die Tüte.
Mit Hi-man und Dragonball Z reiste Gordon,
nicht ahnend, was ihm am Urlaubsort blühte.
Die Ferienwohnung war nahe der Jade,
an deren Ufer nach knapp einer Woche
Hi-man und Dragonball Z an der gedachten Wade
Gordon gewaltsam ergriffen und durch ein Loch
in der Tüte ins Freie verschleppten, bis an den Fluss.
Es geschah abends, am Freitag, dem vierten.
Bevor die Täter entkamen, per Bus,
schlugen sie Gordon k.o., penetrierten
die leblose Ente und anschließend schmissen
die Mörder ihr Opfer ins moorige Wasser.
Das Tatmotiv? Soweit wir Ermittler zur Stunde wissen
sind Hi-man und Dragenball Z Entenhasser.
Vorsicht! Die Täter sind Actionfiguren
aus Hartgummi, und ihre Schultern sind breit.
Wir wissen nicht, mit welchem Bus sie fuhren.
Falls Ihr sie seht, sagt uns Bescheid.
Danke!
Freitag, 26. April 2019
Deutsche Flüsse (17): Erft
Der unterschätzteste aller Flüsse
ist die Erft, diese Perle des Rheinlands
Erst neulich schaute ich Markus Lanz
Da sagte ein Jemand, man müsse
im Kanu Jangtse und den Kongo hinunter
um sagen zu können: "Ich war dabei"
Spontan entwich mir ein Schrei:
„Von wegen! Die Erft ist wilder und bunter!"
Nun gut, sie ist kürzer und nicht so bekannt
Sie ist eine Wolga im Büßergewand
für Schiffsverkehr viel zu flach
Vielleicht wohnt sie deshalb in meinem Herzen
Denn ich, und das sage ich ohne zu scherzen
bin ebenfalls weniger Fluss als Bach.
Deutsche Flüsse (16): Panke
Über die Panke mag ich nicht schreiben
Zwei Vögelchen flattern die Parkwege ab
Boatengkäfig, Bunte & Kuchen in Buch
Kladdenopfer auf Hegels Grab
- ein schöner, ein schaler Versuch
Los ging’s am Bierpinsel, wippender Dost
Den Botanischen Garten beehrten wir auch
1984. Schwimmen mit märkischen Hechten
Ein Jahr lang wippt der blühende Strauch
- in braven, in brutwarmen Nächten
Wahlverwandt im Garagenpark
Ein Nashorn wirft sich auf die Flanke
Es riecht nach Yoga, Weihrauch und Ruß
Dann fällt der Schnee in die Panke
- in den süßen, den schmutzigen Fluss
Donnerstag, 25. April 2019
Deutsche Flüsse (15): Emscher
Die Emscher? Wir kennen uns ewig, waren ja beide Punks. Ich schlitzte mir damals mit der Flex Löcher in meinen Fischgrätanzug, die Emscher ließ sich von Klopapierschiffchen befahren.
Ich zerbiss Sektgläser und schlief auf Pappkarton, die Emscher engagierte Wanderratten, die per Treidelgeschirr braune Würste durch Dortmund-Aplerbeck zogen.
Ich spielte am Ufer Katzenmusik auf einer Kindergeige, und die Emscher onanierte dazu schaumiges Ejakulat. Verdient haben wir mit der Nummer nichts.
Dann nähte ich die Löcher im Anzug zu, wurde Ornithologe, und die Emscher unterzog sich einer aufwendigen Sanierung. Am Phoenix-See wohnen jetzt die Lamborghini-Fahrer vom BvB.
Sind wir uns untreu geworden? Ach was. Das ist doch nur der Neid der Kindergeigen und Treidelratten. Hätten sich ja umschulen lassen können, auf Wohnzimmerdeko und Wuscheltier, woll?
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