Im Traum nahm ich an einem Schwimmwettbewerb teil. Für diesen hatte man die Innenstadt von Nürnberg hüfthoch mit Wasser geflutet. Ich kraulte mit geschlossenen Augen und liess mich von hunderten Schaulustigen anfeuern, kämpfte mich durch ein ausgeprägtes Flachstück, bei dem man eher krabbelte als kraulte, dann ging es über eine lange Freitreppe gegen die Strömung in ein Gebäude, das an das römische Pantheon erinnerte. Neben mir schien es noch einen weiteren Sportsmann im Wasser zu geben; erst auf dem Siegerpodest erfuhr ich, dass es sich um Otto Steiner handelte, den Produzenten von „Shopping Queen“ und „Genial Daneben“. Großes Hallo. „Du auch hier? Na sowas!“ Dann legte mir Papst Benedikt XVI. einen Ölzweig aufs Haupt und liess sich von Otto anwerben. Zu „Genial Daneben - das Quiz“ mochte er nicht, wohl aber zu „Shopping Queen“, was mich heimlich kränkte.
Samstag, 11. Mai 2019
Freitag, 10. Mai 2019
Deutsche Flüsse (28): Peenestrom
Ein junger Mann in Reiterhosen überzeugte Hitler, dass mit Raketen der Krieg gewonnen werden könne. Also enteignen, bauen, Forscher ansiedeln.
Eine S-Bahn wurde durch den Wald geführt, das große Kraftwerk mit modernster Filtertechnik ausgestattet, um verräterische Rauchsäulen zu vermeiden.
Bombardiert wurde trotzdem, etwa das Wohnquartier der Wissenschaftler. Allenthalben Ruinen, Grundmauern, Prüfstände. Der Startplatz des A4 ist heute eine Lichtung im Wald, mit beschriftetem Hinkelstein.
Dann zog der junge Mann die Reiterhose aus, warf sie in den Peenestrom und überzeugte Eisenhower, dass mit Raketen der kalte Krieg gewonnen werden könne.
Die Reiterhose ward von den Gezeiten auf und ab geworfen, später diente sie als Unterschlupf für einen alten Kabeljau.
Das Brackwasser liess alle Nähte quellen, in der ersten Sturmnacht rissen Wellen in den Hosengrund ein Loch.
Bald wurde das Beinkleid überall durchs Tosen wund, der Hosenknopf machte sich frei und wurde an den Strand gespült.
Dort sank er im Sande tief, wurde aber ab und an vom Wetter wieder hochgewühlt; der Knopf tauchte in Zyklen wie Kometen wieder auf, fast raketisch, im Jargon des Ex-Besitzers formuliert, des Mannes mit dem Raumfahrt-Fetisch.
Letztes Jahr nun fuhr ich mit dem Klapprad auf der schönen Insel und vernahm am Strand Gewinsel - Klagelaute eines Knopfs. Ich stieg ab und hob ihn auf, fuhr dann in den Küstenwald.
Auf der Knopfrückseite las ich „Heeresversuchsanstalt", darunter: „WvB" graviert, ich näht’ ihn an, seither ziert meinen Hosenstall der Knopf vom Mondraketenmann.
Und immer, wenn ich morgens den braunen Braun-Knopf knöpfe, denke ich an Kennedys Kampf gegen die Roten, „ein kleiner Schritt" etc., an die Weltkriegstoten - und an den klügsten aller klugen, bösen Köpfe.
Donnerstag, 9. Mai 2019
Deutsche Flüsse (27): Ilm
Es war einmal ein Junge,
der mit aufgeblähter Lunge
einer alten Trombe Töne
abzuringen suchte.
Die Trombe wollte nicht,
der Junge fluchte,
trat gar auf das Instrument.
Da tauchte ein geheimer Rat,
bekleidet nur mit Badehose,
aus dem Wasserlauf im Park,
wo er gerad‘ sein Morgenbad
genossen hatte, auf.
„Guten Tag!“, sagte der Herr
und lud beide, Bube, Tube,
in sein nahes Gartenhaus.
Goethe lötete die Tröte
und zeigte dem Willigen,
wie man einen chilligen
Herb-Alpert-Sound ner
billigen Blechtute entlockt.
Der Junge war perplex,
wie so‘ne Trombe rockt,
wenn man weiß, wie‘s geht
(heute wäre dies undenkbar:
Alter Mann ohne Klamotten
lockt ein fremdes Kind zum tuten -
klingt nach keinem guten,
sondern einem grotten-
schlechten Film).
Und das Haus, in dem
die beiden bliesen,
steht noch heute,
zwischen Wald
und Wiesen:
an der Ilm
Dienstag, 7. Mai 2019
Deutsche Flüsse (26): Würm
Ein Dieb klaute Zwirn,
und um zu türm‘
sprang er in die Würm.
Mangels Hirn
begann sich der Zwirn
am Gewürm zu verwirrn,
das man am Grunde der Würm
nicht aufm Schirm
hat, wenn man nicht firm
ist. Nebenan war ne Kirm-
es; „Könnt ihr mich hörn?“
schrie der Dieb; ein paar Görn,
einer hiess Jörn,
aßen gerad’ Möhrn
und hörten weg.
„Ich könnt mich empörn!“
hört’ man den Halunken röhrn.
Dann begann es zu stürm‘;
er ertrank in der Würm.
So kann man sich irrn.
Und sein letztes Wort war:
„Himmelarsch...“
Freitag, 3. Mai 2019
Deutsche Flüsse (25): Werra
In der Werra sah ich einst
ein halbes Schwein flussabwärts treiben
Mein Grenzschutz-Vorgesetzter sprach:
"Was meinst? Sollen wir's uns einverleiben?"
Ich nickte stumm und zog mich aus
und holte's aus der Brühe raus
die, aufgrund der Kaligruben,
sehr salzig war. Auf einem Karren schuben
wir das schweinische Volkseigentum
zum Hauptquartier, würzten mit Rum
(Salz war schon dran), dann rief ich: Essen fasse!
Und wegen dieser Tat wurde ich:
"Held der Arbeiterklasse"
...ein Gedicht, mit dem man eventuell besonders auf Lesungen im Osten punkten kann. On werra.
Donnerstag, 2. Mai 2019
Deutsche Flüsse (24): Lech
Im Traum sah ich Füssen von oben
Dschunken versunken am Ufer des Lech
Wiesenwitwen zuppeln im Wind
Die Jalousien waren herabgelassen wie
Unterhosen bei der Musterung
Propellergeräusch
Den Forggensee gab es noch nicht.
Ein Landmann auf einem Porschetraktor
schlich über die Via Claudia. Als er mich
sah, hupte er Sturm. Sound wie bei den
„Waltons“. Die Ruine des Römerbades
Propellergeräusch
war mit Krautschupfnudelkonserven gefüllt.
Ein Lausbub in Lederhosen mischte das
Blatt seines Panzerquartetts. Ich biss ins Gurkensandwich, drückte auf den Auslöser
und riss am Steuerknüppel meiner Lancaster
Dienstag, 30. April 2019
Deutsche Flüsse (23): Aller
guten Dinge sind
Knaller
am Allerwertesten
In aller Freundschaft
faucht Pofalla
Pall Mall
Fiderallalla
Dr. Dralle beisst
in die Gartenkralle?
Nein.
„Wietze Fuhse Wölpe“
Lachte Ise.
Er bestellt Leipziger
Allerlei und warmen
Waller im Sud
Winsen Sie
was? Jupp Derwall
fährt im Celler Loch
mit einer Kalaschnikow
Motorrad
Milch macht
müden Hodenhagen,
ich schaller dir eine!
Aller, was geht?
Pigalle, Pigalle
mitten in Verden
Gürtelschnalle
Gift und Galle
Taj Mahal
That‘s all.
Oker?
The biggest Arztroman ever
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