Sonntag, 24. Februar 2019
Gedichte mit Bart
Samstag, 23. Februar 2019
Post-Vegan
Die Geburtsstätte der jüngsten Ernährungsrevolution liegt in der Oberpfalz, wo meine Frau derzeit bei einem Chortreffen Einzelstimmbildungen durchführt und ich derweil tiny Theodor über die Jura-Hügel trage. Gestern inspizierten wir zusammen die Schlossruine Velburg, die Hohlloch-Höhle und den Herz-Jesu-Berg.
Oben auf dem Herz-Jesu-Berg steht eine Kapelle, deren Fassade auch nicht mehr unbefleckt ist. Ja, auch die katholische Kirche ist in Einzelfällen nicht ganz sauber. Schwanger ja, Sex nein. Also Fleisch und vegan - eine Soße. So, jetzt habe ich Hunger. Ich geh‘ mal Happahappa.
Auf Mecklenburg-Vorpommerns höchsten Berg
Juni 2018. Rot geht im Osten die Sonne auf, als ich morgens um fünf von Berlin-Weissensee kommend auf der L100 durch Wandlitz rolle. Mein Tagesvorhaben: Von der Teutonenmetropole auf dem Faltrad nach Usedom, wo ich mit Carlo von Tiedemann am darauffolgenden Tag eine weitere Folge unserer lustigen Kurorte-Porträtreihe drehe. Der Sommer ist heiss, und zur Belohnung für einen langen Tag auf dem Faltrad imaginiere ich ein erquickendes Bad in der Ostsee.
Und da erkenne ich auch schon ein Hinweisschild, das den Helpter Berg als touristisches Highlight ausweist:
Dann geht es auf wenig begangenem Weg durch den Wald. Leichte Orientierungsschwierigkeiten. Manches ist zugewachsen, andere Baumschneisen meinem Navi unbekannt. Haupthinderniss der Unternehmung sind jedoch die Mücken, die in diesem Wald jeden erbarmungslos attackieren, der ungebeten eindringt, um den Gipfel zu erobern. „Kurze Hosen, Radlerleibchen: Lecker!" -schmatzen sie gierig.
Schutzhütte rechts, Parkbank mittig, davor das Gipfelkreuz. Macht alles einen eher selten besuchten Eindruck, aber vielleicht bin ich auch als Laie außerhalb der Saison hier - eben dann, wenn die Mücken ihr Unwesen treiben und kein Local, kein Mecklenburger Sherpa den Weg wagen würde.
Ich erledige einige der Biester und zwinge mich zu einem Lächeln für das Gipfel-Selfie. Schauspielerische Glanzleistung, denn alleine während der kurzen Belichtungszeit verliere ich einen Deziliter Blut.
Aussicht im konventionellen Sinne ist eher nicht vorhanden, demzufolge auch kein Panorama. Nur dichte, verschwirrte Waldeinsamkeit.
Donnerstag, 21. Februar 2019
Die letzte Skitour meines Lebens
Hoffentlich passiert nichts beim Schuheausziehen. Wenn ein Schuh runterpurzelte: Das wäre blöd.
Am Waldrand kommen uns zwei Tiroler entgegen. Worte der Ermunterung. „Dass man oben nicht fahren kann, ist nachvollziehbar, aber im Wald ist der Schnee angetaut - versuchts amal, immer a bisserl rutschen, um die Bäume, wieder rutschen..." Ich deklamiere etwas zu dramatisch : „Ich bin zu schlecht!" , dann stiefeln wir weiter. Tatsächlich: Der Schnee ist hier angetaut, mit jedem Schritt sackt man bis zum Knie ein, manchmal gar bis zur Hüfte. An einer Lichtung entscheiden wir uns daher um: Ski an. Knapp verfehle ich im unfreiwilligen Schuss eine Fichte. Nö, Schluss jetzt. Ski runter, wieder tragen. Lieber sacke ich bis zum Brustbein ein, entscheide ich wütend. „Tuuut" höre ich unten meinen Zug nach München davonfahren. Jetzt bin ich so richtig sauer, ackere mich durch Frau Holles Hinterlassenschaft, fluche darüber, dass ich mich immer wieder von den schicken Fotos in Skitourenführern becircen lasse. Nie wieder! Ab jetzt nur noch Schneeschuhe - damit kann ich umgehen.
Mittwoch, 20. Februar 2019
Auf Schleswig-Holsteins höchsten Berg
Mai 2018. Neue Sendung, aus einer Schnapsidee entstanden: Norddeutsche Kurbäder, die ich gemeinsam mit Schaubuden-Titan Carlo von Thiedemann besuche. Der NDR hat drei Sendungen in Auftrag gegeben, und der erste Drehort ist Malente. Als ich dies erfuhr, kamen mir sogleich die 16 summits in den Sinn; quasi routinehalber ließ ich meine kommot-App den Weg vom Hotel zum Bungsberg berechnen. Und siehe da: Machbar! Also einen Flug früher angereist, mit leichter Verkomplizierung, da die Lufthansa seit drei Wochen nur noch verpackte Klappräder transportiert, ich aber mal wieder kein Futeral dabeihabe. Also lasse ich mein Faltrad blistern - ein unerwartet spannender Sehgenuss, da die Wickelmaschine an eine Spinne erinnerte, die ihr Opfer einwickelt.
Nach Flug und Transfer in Malente angekommen, schlage ich mir einen Backfisch hinter die Kiemen, ehe ich die Folie vom Rad reiße, dieses entfalte und am wunderhübschen Kellersee entlang durchs frühlingshafte Blö drömele. Nüchel heisst das Örtchen, für das ich nach einer halben Stunde die L178 verlasse, und die Landschaft knittert. Nicht nur kleine Eselsöhrchen, sondern veritabler Faltenwurf. Weite Schwünge, Koppen, Täler, ein Relief wie bei den Teletubbies. Kein Zweifel: Ich nähere mich dem Alpenhauptkamm der Holsteinischen Schweiz. Im kleinen Gang arbeite ich mich hinauf zum Gut Kirchmühl, dann parke ich mein Rad und rüste mich zum Gipfelsturm (heisst: Schuhe zubinden).
Auf eher subalpinem Trail gehe ich steigungsarm zum gut erkennbaren Doppelgipfel: Einerseits ist da eine bewaldete Kuppe, zwischen deren Bäumen mehrere Bauten erahnbar sind, zum anderen eine freie Wiese, auf der ein Granitblock, aufgestellt von der dänischen Landvermessungsbehörde im Jahre 1838, den höchsten Punkt markiert, nämlich 168 Meter über N.N.
Doch gemach. Zunächst betrete ich den höchsten Hain Schleswig-Holsteins, an dessen Zuweg ich eine sonderbare Skulptur passieren. Was ist das? Ein Hünengrab? Grübelgrübel...
So ähnlich. Eine Plakette weist das Gebilde als Kletterfelsen nach Industrienorm EN 1176 aus, erbaut in Cottbus, Projekt-Nummer 2013-09-93. Das Innere der Konstruktion taugt auch als Unterstand, urteile ich fachmännisch, bin erfüllt vom Gefühl, ein Meisterwerk brandenburgischer Freizeitarchitektur kennengelernt zu haben, und denke an Helmut Kohl, der von Deutschland als einem „Freizeitpark" sprach, womit er zum Ausdruck bringen wollte, dass emsiges Arbeiten nicht mehr so recht unser Ding sei.
50 Meter weiter betrete ich das eigentliche Gipfelplateau, auf dem sich Kultbauten aus gleich mehreren Epochen besichtigen lassen: Der Elisabethturm (erbaut vom Oldenburgischen Großherzig 1884 - quasi „unser" Beitrag), dann die Gastwirtschaft „Waldschänke", der Kleinkinderspielplatz, fein säuberlich getrennt vom Kinderspielplatz, die Logistikgebäude der Stiftung, die sich um die Versiegelung, äh, Attraktivisierung des Bungsberges bemüht, dann das Stiftungsgebäude selbst („Wenn‘s um Geld geht: Sparkasse"), ein „moderner" Fernsehturm mit Aussichtsplattform (bei guter Sicht Blick auf die Ostsee), eine „Gletscherrinne", ein „Besiedelungsplatz", und, gleichsam als Open-Air-Foyer dieser Kultstätte: der Parkplatz.
Wer wird hier angebetet? Der Gott der Zerstreuung, dessen Heilige die Mainzelmännchen sind, der Zonk, das Sandmännchen? Sein „Großer Gott wir loben Dich" ist die Tagesschau-Melodie, der SAT-1-Ball eine seiner Ikonen. Ja, Funk und Fernsehen sind hier vertreten, mit einem in seiner Vielfalt weltweit einzigartigen Ensemble unterschiedlicher Sendeanlagen. Sogar der Elisabetturm diente zwischen 1954 und 1960 als UKW-Sendeanlage. Der Bungsberg hat eine Mission, er atmet Sendungsbewusstsein.
Aber der Bungsberg ist eben nicht nur Kultstätte der Television, sondern auch des konkret-körperlichen Vergnügens. Auf dem Bungsberg befindet sich Schleswig-Holsteins einziges und Deutschlands nördlichstes Skigebiet. Wenn die Schneelage es zulässt, bietet der Nordosthang Mehrere Abfahrten, die in allen Varianten nach circa 25 Sekunden enden. 1970 wurde der 500 m lange Schlepplift installiert, eine Investition, die sich ob der konkurrenzlosen Schneesicherheit des Bungsbergs bereits nach wenigen Wintern amortisiert hatte. Hoppla; jetzt habe ich mich kurz von meiner Phantasie davontragen lassen. Pardon. Nein, ohne Witz: Rekordwinter war die Skisaison 2009/10 mit 54 Lifttagen. Immerhin.
In internationalen Skigebiets-Test-Magazinen schneidet der Bungsberg zumeist deutlich hinter Lech, Zürs und Cortina d’Ampezzo ab. Mit einer Bewerbung um die Ausrichtung olympischer Winterspiele konnte man sich bisher nicht gegen die starke Konkurrenz durchsetzen. Obwohl ich‘s toll fände. Dann würde sogar ich wieder Olympia gucken. Die hiesige Sendelogistik erfüllt schon mal allen denkbare Erwartungen, zugebaut ist eh alles, und bei Schneemangel lässt sich auf Ersatzdisziplinen wie Hünengrabklettern ausweichen.
Am Gipfelstein lungern zwei Halbstarke mit Ghettoblaster herum, trinken Schlüpferstürmer und hören Piff Diddy. Als ich mich nähere, drehen sie artig am Volumenknopf, und der Rap ebbt ab. Ich bitte sie, mich auf dem Stein stehend zu fotografieren, eine Bitte, der sie beflissen nachkommen. „GM" bedeutet übrigens: „Gradmessung" - eine veraltete geodätische Methode zur Berechnung der Erdfigur.
Der Abstieg verläuft komplikationslos; ich erreiche wenige Minuten nach meinem Gipfelglück das wohlbehaltene Rad und rolle das Bungsbergmassiv hinab zurück nach Malente. 34 km Radtour hin und zurück. Und dann beginnt der Dreh.
Dienstag, 19. Februar 2019
Was macht eigentlich Problembär Bruno?
...fragten sich Sohn Leander und ich, klemmten uns Klein-Theodor untern Arm und spazierten zum Museum Mensch und Natur im Nymphenburger Schloß. Zunächst folgen wir unserer Nase in die Abteilung Erdgeschichte. Theo bearbeitet jene Glasvitrine, in der Galileo Galilei als historisch gewandete Big-Jim-Figur für das Konzept der Erde, die angeblich um die Sonne kreist, mit Fäusten. Ja, der unverbogene junge Geist steht den Konzepten der Wissenschaft mit größerer Skepsis gegenüber als wir alten Hasen, die etwa auf die Evolutionstheorie schauen wie die Kanichen auf die Schlange, um im Nagetier-Bild zu bleiben. Womöglich haben sich Giordano Bruno, Kopernikus, Galilei, Einstein allesamt geirrt, und der liebe Gott schuf den ganzen Kram in sechs Tagen, eher er sich am siebten ausruhte, und zwar auf einer riesigen bunten Hängematte, deren rudimentärer Rest heute noch der Regenbogen ist. Na klar; man kann sich fragen, warum Gott die Hängematte falsch herum aufgehängt hat, nämlich mit der durchhängenden Seite nach oben. Kann man, ja. Aber ist das Mattenaufhängen gegen die Schwerkraft nicht gerade ein deutliches Zeichen, ein Statement gegen die Gesetze der Physik, welches Gottes Faulenzerei erst zum Ausweis seiner Göttlichkeit, mithin bibeltauglich werden lässt?
Ein Schädelknochen fasziniert Leander dort besonders, der flache, kleine, breite Brägenkasten des Australopithecus boisei, des „Nussknackermenschen". Was er nicht an Grips besaß, hatte er im Kiefer: Ungeheure Bißfertigkeit, geeignet für den Verzehr „härtester Pflanzenteile". Im Klartext: Der Kerl verzehrte Xylophone, Saunen und Gelsenkirchener Barock. Ohne Extra-Flourid. Theo robbt derweil „Ä-bff" deklamierend über den Parkettboden. Wäre er ein Nussknackermensch: Gnade dem Parkett!
Montag, 18. Februar 2019
Wie ich neulich eine Ehe zerstörte
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The biggest Arztroman ever
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